Trier/Rimmels. (teu) Mancher wird sich morgen verwundert die Augen reiben und sich fragen: "Kam diese Läuferin nicht gerade erst vor wenigen Sekunden über den Trierer Hauptmarkt geflitzt?" - Nein, keine neue Wunderläuferin, aber dafür hoffnungsvolle Quereinsteigerinnen im Doppelpack: Anna und Lisa Hahner mischen seit drei Jahren in der deutschen Laufszene mit. Die 21-Jährigen sind wohl Deutschlands schnellste Zwillinge. Im vergangenen Jahr war Anna als Neunte im Sparkassen-Elitelauf der Frauen bereits drittbeste Deutsche hinter Sabrina Mockenhaupt und der deutschen Marathon-Rekordlerin Irina Mikitenko.

"Der Silvesterlauf hat uns super gefallen. Es war Wahnsinn, Haile Gebrselassie live zu sehen - und Miki und Mocki", schwärmt Lisa. "Es hat uns so viel Spaß gemacht, das wollen wir uns dieses Jahr auch nicht entgehen lassen", ergänzt Anna.

Am 20. November 1989 waren es 16 Minuten, die Anna vor Lisa das Licht der Welt erblickte. Auf der Laufstrecke ist die Ältere auch meist vorne - aber nur um Sekunden. Bei den deutschen Crosslauf-Meisterschaften belegte sie hinter Sabrina Mockenhaupt den zweiten Platz und wurde deutsche Meisterin der U23-Juniorinnen. Gemeinsam mit Lisa (zwölfter Platz) und Simret Restle gewann Anna Hahner auch die Frauen-Teamwertung. "Neid ist es nicht, sondern Ansporn, wenn ich sehe, was Anna über 10 000 Meter oder 5000 Meter dieses Jahr gelaufen ist. Ich freue mich mit ihr", sagt Lisa Hahner.

Die Zwillinge sind sowieso fast unzertrennlich. "Wir haben die ersten Laufschritte gemeinsam gemacht", erzählen sie und meinen damit nicht ihre Gehversuche als Kleinkind (Anna: "Wer da als Erste lief, wissen wir nicht."), sondern ihren Leichtathletik-Einstieg. Nach einem Motivationsvortrag von Joey Kelly in Fulda, unweit ihres Heimatorts Rimmels, schnürten die bekennenden Kelly-Family-Fans erstmals die Laufschuhe. Bis dahin spielten sie Tischtennis (als Jugendliche in der Hessenliga, jetzt immer noch in der Frauen-Bezirksoberliga) und hielten sich mit Ju-jutsu (beide haben den ersten Kyu, brauner Gürtel) fit.

Sport als Zwillinge habe viel Vorteile, sagen die "Hahner twins", wie sich selbst nennen. "Wir trainieren fast ausschließlich gemeinsam. Weil in diesem Jahr niemand von uns verletzt war, kann man die Einheiten, bei denen wir nicht zusammen gelaufen sind, an einer Hand abzählen", sagt Anna. Im Rennen hat die Zweisamkeit aber ein Ende: Da will jede vorne sein.