Erst deutsches São Paulo, dann Rio

Trier · Internationale Laufwettbewerbe zu verfolgen, macht wieder richtig Spaß. Eine Reihe junger deutscher Läuferinnen mischte wieder ganz weit vorne mit und startet auch beim vom Trierischen Volksfreund präsentierten Bitburger-Silvesterlauf in Trier.

 2011 war Corinna Harrer (Regensburg, vorn) als zweite beste Deutsche im Sparkassen-Elitelauf der Frauen. Auch diesmal will die 21-Jährige wieder um den Sieg mitlaufen.

2011 war Corinna Harrer (Regensburg, vorn) als zweite beste Deutsche im Sparkassen-Elitelauf der Frauen. Auch diesmal will die 21-Jährige wieder um den Sieg mitlaufen.

Foto: Holger Teusch

Sie sind gerade mal zwischen 20 und 23 Jahren alt, aber auf dem besten Weg in die Fußstapfen von Sabrina Mockenhaupt zu treten. Gesa Felicitas Krause, die Hahner- und die aus Litauen stammenden Sujew-Zwillinge und Corinna Harrer haben in den letzten Jahren ähnlich die deutsche Mittel- und Langstreckenszene aufgemischt, wie "Mocki" ein Jahrzehnt zuvor.

An Silvester wird das Sextett im Sparkassen-Elitelauf der Frauen über fünf Kilometer wieder gegen internationale Asse antreten - und hofft, dass auch Mockenhaupt noch für das Jahresabschlussrennen an der Mosel zusagt. "Ich laufe gerne gegen Mocki. Das ist für uns immer eine Standortbestimmung", sagt Harrer. Mockenhaupts ist für die junge Generation der deutschen Topläuferinnen ein Vorbild - aber kein unerreichtbares! "Über 5000 Meter könnte es eng werden", glaubt Harrer. Egal, wer da sein wird: "Ich will auf jeden Fall um den Sieg mitlaufen", sagt die 21-Jährige. Mehr als 10 000 erwartete Zuschauer am Ein-Kilometer-Rundkurs werden Harrer und die anderen Deutschen besonders intensiv anfeuern und den Trierer Silvesterlauf wieder zum "deutschen São Paulo" machen.

Dass sie sich gegen internationale Konkurrenz behaupten kann, hat die zweimalige U23-EM-Dritte nicht nur als letztjährige Silvesterlauf-Zweite gezeigt. Bei den Olympischen Spielen verfehlte Harrer couragiert laufend den Einzug ins Finale über 1500 Meter nur um 23 Hundertstelsekunden.

Harrers Erkenntnis aus London: "Bei Olympia wird jeder Fehler direkt bestraft." Fehler machten im Olympiastadion aber weder die Mittelstrecklerin aus Bayern, noch Gesa Krause. Die erst 20 Jahre alte Hindernisläufer aus Frankfurt lief im Vorlauf und im Finale über 3000 Meter Hindernis Bestzeit, wurde Achte und unterstrich damit den Anspruch ihres Trainers Wolfgang Heinig alles andere als eine Olympia-Touristin zu sein (siehe dazu auch Extra). 2016, bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro, werden Harrer, Krause und die anderen jungen deutschen Läuferinnen im besten Langstreckenalter sein.

Bereits in diesem Jahr ganz nah dran an Olympia war die ebenfalls seit diesem Jahr von Heinig trainierte Anna Hahner. Die 23-Jährige verpasste bei ihrem Marathon-Debüt im April in 2:30:14 Stunden den Olympia-Zug nur um 14 Sekunden. Ein paar Sekunden nachzutrauern, ist aber nicht ihr Ding. "Das habe ich ganz schnell abgehakt. Mir war klar: Ich habe die Norm nicht und deshalb ist es okay, wenn ich nicht mitgenommen werde", erzählt die Sportsoldatin. Zumal Anna Hahner und ihre Schwester Lisa, die im Oktober in 2:31:28 Stunden über 42,195 Kilometer debütierte, 2016 im idealen Marathonalter sind. Motivierend sei die Wahl zur Läuferin des Jahres, sagt Anna Hahner: "Es ist toll zu sehen, dass einen so viele Leute unterstützen." Ein Prozent hinter ihr belegte belegte übrigens Sabrina Mockenhaupt den zweiten Platz.

Auch das zweite schnelle deutsche Zwillingspaar könnte Rio de Janeiro zum Karrierehöhepunkt werden. Die Silvesterlauf-Dritte Diana Sujew wurde EM-Sechste über 1500 Meter und verfehlte die Olympianorm nur um 0,21 Sekunden. Ihre Zwillingsschwester Elina lief ebenfalls in Reichweite der Norm.

Dass die nationale Konkurrenz auf den Mittel- und Langstrecken so groß ist, sieht Harrer positiv: "Für mich ist das Ansporn. Wenn man allein ist, wie Mocki damals, ist es schwer, sich zu motivieren. Wir wissen, dass die anderen sofort vorbeiziehen, wenn man nicht gut trainiert." Vielleicht treiben sie sich gegenseitig zu einem deutschen Sieg. Den letzten gab es 2010 - durch Mockenhaupt.

Extra: Wolfgang Heinig
"Wenn ich keine Chance sehen würde, dass wir nicht auch international erfolgreich sein könnten, hätte ich damit nicht angefangen", sagt Wolfgang Heinig zu seinem Engagement als leitender Bundestrainer Lauf/Gehen. Von 1990 bis 2004 war der Ehemann der Marathon-Olympiadritten von 1988 Katrin Dörre-Heinig, die fast in jedem Jahr auch beim Bitburger-Silvesterlauf in Trier zu Gast ist, bereits Langstrecken- und Marathon-Bundestrainer.
Für Heinig haben die Olympischen Spiele in London gezeigt, dass die Afrikanerinnen besiegbar sind. Er traut den jungen deutschen Läuferinnen im Olympiazyklus bis 2016 und bei den Spielen in Rio de Janeiro einiges zu. Konkret wird er aber nicht. Doch wer ihn kenne, wisse aber, dass er Wettkämpfe nie unter dem touristischen Aspekt sehe.
Dass es für den Nachwuchs seit sechs Jahren keine nationalen Titelkämpfe im Straßenlauf mehr gibt, sieht Heinig als Fehlentwicklung. Dies wolle er rückgängig machen, sagt der 61 Jahre alte Diplom-Sportlehrer: "Wir sind an einem Veranstaltungskonzept am arbeiten. Ich hoffe, 2014 wird es wieder deutsche Jugendmeisterschaften im Straßenlauf geben."

Informationen und Anmeldung zum Bitburger-Silvesterlauf in Trier: http://www.bitburger-silvesterlauf.de

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