Silvesterlauf-Sieger: Neu- und Durchstart für Corinna Harrer und Homiyu Tesfaye

Trier · Während sich Homiyu Tesfaye bei den Europameisterschaften über die verpasste Medaillenchance ärgerte, wollte Corinna Harrer vom Laufen gar nichts wissen. Die vergangenen Saison verlief für die beiden deutschen Sieger des Trierer Bitburger-Silvesterlaufs 2013 völlig unterschiedlich.

Freiwillig verzichtete Corinna Harrer natürlich nicht auf die EM und sonnte sich stattdessen am Gardasee. Kontinentale Titelkämpfe, ohne die übermächtig erscheinende Konkurrenz aus Kenia und Äthiopien, sind für deutsche Läufer die Gelegenheit, ins Rampenlicht zu sprinten. In der Halle war Harrer das nach ihrem ersten Silvesterlauf-Sieg 2012 gelungen. In Göteborg wurde sie im vergangenen Jahr 3000-Meter-Vizeeuropameisterin.

Doch nach einem vielversprechenden Saisonstart, bei dem die Regensburger Mittelstrecklerin Anfang Mai Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) den deutschen 10 000-Meter-Titel in 32:27,75 Minuten wegschnappte, kam das Aus schon im Juni. Diagnose Ermüdungsbruch im rechten Mittelfuß. In Zürich belegte die ebenfalls in Trier startende Diana Sujew (Hamburg) als beste Deutsche über 1500 Meter den achten Platz. Die zur Ruhepause verdammte Corinna Harrer wollte sich die Rennen über ihre Spezialdistanz erst gar nicht ansehen.

Ganz anders Homiyu Tesfaye: Der gebürtige Äthiopier, seit 2013 für Deutschland startberechtigt, führte im EM-Finale das starke deutsche Trio (außerdem Timo Benitz aus dem Schwarzwald und Harrers Regensburger Vereinskamerad Florian Orth) an. Bis auf 0,4 Sekunden war Tesfaye zuvor an den 34 Jahre alten deutschen 1500-Meter-Rekord von Thomas Wessinghage (3:31,58 Minuten) herangekommen. Selbst den Europarekord von Doppelolympiasieger Mo Farah (Großbritannien/3:28,81) für möglich. Es war klar: In Zürich gehörte Tesfaye zum Favoritenkreis.

Doch aus dem Sturz eines der zwölf Finalisten eingangs der letzten Runde schöpfte Mahiedine Mekhissi-Benabbad den größten Vorteil. Der Franzose, dem drei Tage zuvor wegen Unsportlichkeit (er hatte bereits auf der Zielgeraden sein Trikot ausgezogen) der Europameistertitel über 3000 Meter Hindernis aberkannt wurde, siegte im Bummelrennen. Tesfaye wurde weniger als eine Sekunde dahinter nur Fünfter.

Danach ging der erste deutsche Silvesterlauf-Sieger seit 1996 hart mit sich, aber auch mit seinen Mannschaftskollegen ins Gericht. "Selber schuld, ich hätte eigentlich schon auf den letzten 800 Metern nach vorne gehen müssen", sagte im Fernsehinterview des ZDF. Und ergänzte später, dass die drei Deutschen besser als Team zusammengearbeitet hätten, statt jeder für sich zu laufen. So gingen alle drei leer aus.

Am 31. Dezember wird Tesfaye als Vorjahressieger zwar der Gejagte sein, aber leer ausgehen möchte er nicht. "Ich würde gerne in Trier wieder gewinnen und noch mal den deutschen Rekord verbessern", erklärt der 21-Jährige, der 2013 die acht Kilometer durch Triers Altstadt so schnell lief, wie kein Deutscher vor ihm. Um sieben Sekunden auf 22:38 Minuten verbesserte er Arne Gabius' nationalen Silvesterlaufrekord. Auf den Marathon-Shootingstar trifft Tesfaye ebenso, wie auf Silvesterlauf-Rekordsieger Moses Kipsiro aus Uganda.

Während Tesfaye beim Bitburger-Silvesterlauf durchstarten will, wird es für Corinna Harrer ein Neustart. Der dritte Sieg in Folge für die 23-Jährige, es wäre eine Sensation. Denn mit Maryam Yusuf Jamal (Bahrain) kommt die zweimalige 1500-Meter-Weltmeisterin. Ihr Partner: Homiyu Tesfaye.

Berichte zum Bitburger-Silvesterlauf 2013:
Zusammenfassung mit Fotostrecke
Corinna Harrers zweiter Sieg
Homiyu Tesfayes historischer Sieg

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