Stadtläufer mit Geldschein im Schuh

Trier/Konz · Der erste Trierer Stadtlauf besiegelte Wilfried Hermesdorfs Schicksal: Seit er 1984 zum ersten Mal ernsthaft die Laufschuhe schnürte, hat den heute 55-Jährigen das Laufvirus nicht mehr losgelassen.

 Wilfried Hermesdorf aus Konz ist 1984 beim ersten Trierer Stadtlauf dabei gewesen. Am Sonntag startet er bei der 30. Auflage auch wieder auf der längsten Strecke, dem Halbmarathon. TV-Foto: Holger Teusch

Wilfried Hermesdorf aus Konz ist 1984 beim ersten Trierer Stadtlauf dabei gewesen. Am Sonntag startet er bei der 30. Auflage auch wieder auf der längsten Strecke, dem Halbmarathon. TV-Foto: Holger Teusch

Trier/Konz. Der erste Trierer Stadtlauf beschäftigte vor 29 Jahren Jung und Alt in der Region. Auch den Konzer Wilfried Hermesdorf. Der 26-Jährige spielte zu diesem Zeitpunkt seit fast zwei Jahrzehnten Fußball, als Verteidiger. Zuerst beim SV Konz, dann in der von ihm mitgegründeten Freizeit-Sportgemeinschaft Konz.
Als er einige Monate vor der Stadtlauf-Premiere mit drei Freunden zusammensaß, wurde eine Wette geschlossen, wer beim Stadtlauf durchkommen würde. "Aus einer Bierlaune heraus", wie Hermesdorf einmal sagte. Denn so ganz wusste das Quartett damals nicht, auf was sie sich bei den am 24. Juni 1984 geforderten 20 Kilometern eingelassen hatten.
Doch Hermesdorf trainierte. Noch nicht systematisch. Vor allem lief er viel zu schnell. Einen Trainingslauf am Konzer Moselufer entlang zur Trierer Staustufe musste er abbrechen. Zu Fuß schlurfte er zurück in Richtung Heimat. "In der Gaststätte des Konzer Campingplatzes habe ich mir erst einmal was zu trinken bestellt und bin dann nach Hause gegangen", erzählt er.
Vielleicht war es diese Erfahrung, die ihn später dazu brachte, bei seinen vielen Stadtmarathonläufen einen Geldschein unter die Einlegesohle des Laufschuhs zu legen. Man kann ja nie wissen, wann einen der Durst überfällt ...
Aber nur einmal brach Hermesdorf ein Rennen ab. "Wenn man einmal aufgibt, kommt einem das immer wieder in den Kopf, wenn es mal nicht so gut läuft", glaubt der inzwischen 55-Jährige. Deshalb lief er bis auf besagten "Zehner", den er wegen gesundheitlicher Probleme vorzeitig beendete, auch dann ins Ziel, wenn das Resultat nicht seinen Erwartungen entsprach.
Aber das war selten der Fall. Bei seinem Wettkampf-Debüt war er mit 1:32 Stunden für 20 Kilometer nicht schlecht, aber auch nicht außergewöhnlich gut.
Doch sein Nachbar Leo Musti lotste ihn zum Lauftreff der TG Konz. In der Trainingsgruppe mit Leuten wie dem späteren Deutschen Seniorenmeister Rainer Schröder und dem jetzigen Konzer Lauftrainer Andreas Kilian blühte Hermesdorf auf.
1990 lief das Trio den immer noch bestehenden Marathon-Mannschaftsbezirksrekord von 7:30:02 Stunden. Ein Schnitt von 2:30 Stunden. Seine Bestzeit über 42,195 Kilometer rannte Hermesdorf 1994 in Hamburg in 2:29:38 Stunden. Halbmarathon schaffte er in 1:09:55 Stunden und zehn Kilometer in 31:25 Minuten.
Und am Sonntag? Natürlich läuft Wilfried Hermesdorf Halbmarathon und auf jeden Fall unter 1:30 Stunden. "Sonst wäre ich ja langsamer als bei meiner Premiere." Ehrgeizig ist der Konzer immer noch. teuExtra

17 Läufer, die bisher bei jedem Stadtlauf dabei waren, listet der Trierer Stadtlauf-Verein auf. Außer Wilfried Hermesdorf sind dies Jürgen Breiling (SK Trier), Otto Brommenschenkel (LT Welschbillig), Rolf Dietrich (LG Maifeld-Pellenz), Jak Haberkorn (PSV Trier), Klaus Heinz (LT Bruch), Markus Merten (Trier), Nikolaus Mohr (Trier), Henri Peters (Auflauf Trier), Karl Schulz (Trier), Wolfgang Thiel (Bayer & Sohn), Frank Adolph (PST Trier), Jürgen Heinzel (Spiridon Hochwald), Hans Rainer Schuler (Wittlich), Herbert Thielen (Trier), Roger Müggenburg (Trier), Ludwig Feil (Mehren) teu

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