Laufen als Geschenk Gottes

Trier · Erst als 70-Jähriger begann Alfred Girault vor zehn Jahren leistungsmäßig zu laufen. Dass auch im hohen Alter und als Späteinsteiger sportliche Höchstleistungen möglich sind, beweisen zahlreiche Medaillen, ein Senioren-Weltrekord und der Deutsche Vizemeistertitel vom vergangenen Wochenende.

 Der 80-jährige Alfred Girault von der TG Trier sammelt nationale und internationale Medaillen im Langstreckenlauf und ist Weltrekordler mit der deutschen M80-Staffel. TV-Foto: Holger Teusch

Der 80-jährige Alfred Girault von der TG Trier sammelt nationale und internationale Medaillen im Langstreckenlauf und ist Weltrekordler mit der deutschen M80-Staffel. TV-Foto: Holger Teusch

Trier. Alfred Girault weiß, dass es nicht selbstverständlich ist, dass er fast täglich seine Laufrunden um den Matheiser Weiher in Trier oder in den Wäldern drehen kann. "Es ist eine Gnade Gottes, dass ich so laufen kann", sagt der 80-Jährige.
Dabei kam der am 15. September 1933 als Sohn eines französischen Offiziers geborene Girault erst spät zum Ausdauersport. Als Jugendlicher und französischer Armee-Angehöriger (unter anderem in Algerien, Freiburg und zuletzt in Trier) spielte er zwar zeitweise Rugby und trainierte eine Mannschaft. Aber erst 2003 kam er zur Leichtathletik. Bei der TG Trier legte er das Deutsche Sportabzeichen ab. Anschließend schloss er sich dem Verein an und spezialisierte sich auf den Ausdauerlauf.
Wenn es seine Zeit zulasse, laufe er täglich eine Stunde, erzählt Girault. Das ist die Grundlage für Zeiten, die manche Jugendliche nicht erreichen. Bei den Deutschen Senioren-Hallenmeisterschaften am vergangenen Wochenende beispielsweise lief er 3000 Meter in 14:24,26 Minuten. Damit wurde der ehemalige französische Verbindungsoffizier, der mit seiner Frau Inge auf der Weismark in Trier lebt und 2004 die deutsche Staatsangehörigkeit annahm, Vizemeister.
Dass Girault diese Silbermedaille neben die vielen anderen aller Couleur von Deutschen, Welt- und Europameisterschaften hängen kann, ist umso bemerkenswerter, weil er ein halbes Jahr zuvor mit gebrochener Schulter außer Gefecht gesetzt war. "Ich bin im Regen über eine Kette gesprungen und schwer gestürzt", erzählt er. Die Hallen-DM war Giraults erster Wettkampf nach der Verletzung. Dass er lange Zeit nicht trainieren konnte, lässt er aber nicht als Begründung gelten, dass der Reutlinger Helgo Staack in Erfurt gut zehn Sekunden schneller war: "Es zählen nur die Zeiten." Richtig wichtig wurde die Uhr im vergangenen Herbst, als Girault zusammen mit Heinz Ebermann (Leipzig), Werner Beecker (Wuppertal) und Herbert Müller (Uerdingen) den M80-Weltrekord über die 4x800-Meter-Staffel auf 14:00,9 Minuten drückte.
Auch wenn es manchem so vorkommen mag, als Wunderläufer sieht sich Alfred Girault nicht. Täglich Gymnastik an der eigenen Sprossenwand und eine obst- und gemüsereiche Ernährung mit wenig Fleisch gehören neben dem Lauftraining zum Erfolgsrezept. Worauf Girault stolz ist: "Ich bin total medikamentenfrei."
Aber auch ihm falle das Laufen nicht immer leicht. "Wenn es kalt und feucht ist, habe ich meine Probleme", erzählt Girault. Dann schmerzen seine Gelenke. Das sei aber nicht der Rede wert: "Jeder hat im meinem Alter Probleme. Die Knochen sind halt nicht mehr so stark wie früher." Da müsse man sich einfach durchbeißen.Extra

Deutsches Sportabzeichen: Gerade im Frühjahr bieten viele Vereine Training und Abnahme des Deutschen Sportabzeichens an. Nach dem Nachweis von Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination kann jeder die einzige als Orden anerkannte Sportauszeichnung erhalten. Alfred Giraults Verein TG Trier trainiert sonntags von 10-12 Uhr und mittwochs von 16.30 Uhr bis 18.30 Uhr auf dem Rasenplatz der Bezirkssportanlage Heiligkreuz in Trier. Informationen bei Matthias Kapp, Telefon 0651/3 6605, E-Mail: matthiaskapp@gmx.de teu

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