Läufer des Jahres 2022 Wo Europameister feuchte Augen bekommen... (Fotos)

Trier · Mit einer emotionalen Gala wurden am Freitagabend die Deutschlands Läufer des Jahres im Römersaal der Vereinigten Hospitien in Trier geehrt. Im historischen Ambiente wurde es eine Erinnerung an geschichtsträchtige Sportmomente.

Emotional und geschichtsträchtig war die Ehrung zu den Läufern des Jahres im Römersaal der Vereinigten Hospitien in Trier.

Emotional und geschichtsträchtig war die Ehrung zu den Läufern des Jahres im Römersaal der Vereinigten Hospitien in Trier.

Foto: Holger Teusch

Richard Ringer hat Geschichte geschrieben. Der historische Römersaal der Vereinigten Hospitien in Trier war nicht nur deshalb der ideale Ort, an dem der erste deutsche Marathon-Europameister aus den Händen von Triers Oberbürgermeisters Wolfram Leibe den Glaspokal für Deutschland Läufer des Jahres entgegennehmen konnte. Die Laudatio hielt ein Sohn Triers und Marathonpionier: Manfred Steffny, der am Freitagabend den Award für sein Lebenswerk erhielt. Es war geschichtsträchtig!

Und emotional: „Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht so schnell eine Träne verdrücke“, sagte Ringer, als er seine Maske abnahm (er trug als einziger einen Mund-Nasen-Schutz) und die Bühne betrat. Als Steffny an den steinigen Weg zum Europameistertitel erinnerte, da bekam auch der Athlet vom saarländischen Klub LC Rehlingen feuchte Augen.

Marathon-Europameister Richard Ringer (LC Rehlingen, rechts) erhielt die Trophäe als Läufer des Jahres aus den Händen von Triers Oberbürgermeisters Wolfram Leibe (links), nachdem der aus Trier stammende Marathonpionier Manfred Steffny die Laudatio gehalten hatte.

Marathon-Europameister Richard Ringer (LC Rehlingen, rechts) erhielt die Trophäe als Läufer des Jahres aus den Händen von Triers Oberbürgermeisters Wolfram Leibe (links), nachdem der aus Trier stammende Marathonpionier Manfred Steffny die Laudatio gehalten hatte.

Foto: Holger Teusch

Erst recht, als sein phänomenaler Endspurt auf dem Münchener Odeonsplatz über die Leinwand flimmerte. „Ich habe an der letzten Getränkestation noch einmal Mut gefasst und mir gesagt: Beim Friedensengel probier ich's“, erzählte Ringer. Der Rest ist, ja, Geschichte: Nachdem Ringer zwischenzeitlich schon abgeschlagen schien, überholte er auf den letzten Metern den bis dahin führenden Israeli Maru Teferi. „Man merkte, dass der Controller noch eine Rechnung offen hatte“, erinnerte Manfred Steffny beispielsweise an das historische 5000-Meter-Finale der EM 2016. In Amsterdam gewann Ringer, der auch als Profiläufer weiterhin Teilzeit im Management eines Unternehmens für Antriebs- und Energiesysteme in Friedrichshafen arbeitet, obwohl zeitgleich mit den beiden Erstplatzierten, „nur“ Bronze.

Manfred Steffny selbst war ebenfalls gerührt, als er gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Herbert (zugeschaltet von einer Laufreise auf Hawaii) für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde. Generationen von Freizeitläufern fanden und finden in Manfred Steffnys Standardwerk Marathontraining seit 1977 eine Anleitung zur Vorbereitung auf die legendären 42,195 Kilometer. Der gebürtige Trierer ist Mitbegründer und Herausgeber des ältesten deutschen Laufmagazins Spiridon, hatte 1978 den ersten Nürburgringlauf organisiert und war selbst 1968 und 1972 Teilnehmer am olympischen Marathon. Bruder Herbert war bis zu Ringers Triumph der einzige DLV-Medaillengewinner bei einem EM-Marathon (Bronze 1988 in Stuttgart). Vielleicht noch bekannte wurde der gebürtige Trierer als Trainer des einstigen Bundesaußenministers Joschka Fischer und seine Lauf(lehr)bücher.

 Gesa Krause vom Verein Silvesterlauf Trier hielt die Laudatio auf die Läuferin des Jahres Konstanze Klosterhalfen.

Gesa Krause vom Verein Silvesterlauf Trier hielt die Laudatio auf die Läuferin des Jahres Konstanze Klosterhalfen.

Foto: Holger Teusch

Die Laufgala-Organisatoren von Organisatoren-Vereinigung German Road Races (GRR) und des Vereins Silvesterlauf Trier bewiesen auch bei der Laudatorin auf die Läuferin des Jahres ein glückliches Händchen. Gesa Krause konnte bei der Ehrung von 5000-Meter-Europameisterin Konstanze Klosterhalfen, die live aus dem Trainingslager zugeschaltet war, aus dem Nähkästchen plaudern. „Ich habe es selbst erleben dürfen, es ist etwas ganz, ganz Besonderes, vor heimischen Publikum zu laufen und noch viel mehr auch zu gewinnen. Ihr Rennen war nicht nur eine taktische Meisterleistung, es war einfach grandios und ich bekomme wieder eine Gänsehaut, wenn ich dran denke“, erzählte Krause, die 2018 in Berlin Hindernis-Europameisterin wurde.

„Ich glaube, die meisten warten darauf, dass du auch mal Hindernis oder Marathon läufst“, sagte Krause an Klosterhalfen gerichtet. Koko, wie die vielfache deutsche Rekordlerin meist genannt wird, nahm den Faden auf: „Ich stelle mir 3000 Meter Hindernis spaßig vor und habe Lust, das irgendwann mal auszuprobieren.“ Dann musste sich die in Südafrika weilende Sportlerin beeilen. „Wir haben hier noch eine Stunde Strom, dann ist wieder ein Cut“, berichtete sie über die alltäglichen Stromabschaltungen in ihrem momentanen Höhentrainingsdomizil.

Auszeichnungen zu den Läufern des Jahres​
18 Bilder

Auszeichnungen zu den Läufern des Jahres

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Foto: Holger Teusch

Zurück zum Geschichtsträchtigen: Fernsehmoderator Ralf Scholt, der vielen von den Marathon-Liveübertragungen beispielsweise aus Frankfurt bekannt ist, brachte eine Idee ins Spiel, wie die deutschen Laufveranstalter, deren wichtigste im Rahmen des GRR-Jahrestreffens am vergangenen Wochenende in Trier waren, die EM-Euphorie nutzen könnten: „Alle Helden der EM in einem Lauf, das wäre was!“ Vielleicht schon zum Jahresende beim Silvesterlauf in Trier? Richard Ringer und Hindernislauf-Vizeeuropameisterin Lea Meyer haben bereits zugesagt. Und Koko Klosterhalfen könnte mit einem Besuch in Trier zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, meinte Gesa Krause scherzhaft nach Afrika gerichtet: „Deine Trophäe musst du dir beim Silvesterlauf abholen!“

Die Ergebnisse Läufer-Wahl:

Läuferin des Jahres:

1. Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen)

2. Lea Meyer (ASV Köln)

3. Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel)

3. Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt)

4. Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg)

5. Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg)

Läufer des Jahres:

1. Richard Ringer (LC Rehlingen)

2. Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid)

3. Amanal Petros (TV Wattenscheid)

4. Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund)

5. Haftom Welday (Hamburger Laufladen)

6. Sebastian Hendel (LG Braunschweig/)

Nachwuchsläuferin des Jahres:

1. Jolanda Kallabis (FT 1844 Freiburg)

2. Jana Marie Becker (LG Wettenberg)

3. Franziska Drexler (LG Telis Finanz Regensburg)

4. Kira Weis (KSG Gerlingen)

5. Johanna Pulte (SG Wenden)

6. Sofia Benfares (LC Relingen)

7. Adia Budde (TSV Altenholz)

Nachwuchsläufer des Jahres:

1. Lukas Ehrle (LG Brandenkopf)

2. Tristan Kaufhold (SSC Hanau-Rodenbach)

3. Constantin Carls (ASV Köln)

4. Kurt Lauer (LAZ Ludwigsburg)

5. Malik Skupin-Alfa (LG Offenburg)

6. Benjamin Dern (Trier/LAZ Birkenfeld)

7. Elija Ziem (SC Neubrandenburg)

Trainer des Jahres:

Armin Beyer (VfL Löningen)

#gemeinsammehrbewegen-Preis:

1. Die Laufmützen Usedom

2. Die Running Moms

3. Torsten Pretzsch und sein Ausdauerblog für herzkranke Kinder

4. Dirk Schwan (Trier) für Nestwärme

5. Marcel Laut und Stefan Heinrichsmeier mit den Heartrunners

6. Heat24: 24-Stunden-Staffellauf für Obdachlose in Berlin/Hamburg

7. Charityrun auf dem Sachsenring

Der aus Trier stammende Marathon-Pionier Manfred Steffny (links) hielt die Laudatio auf den Läufer des Jahres 2022 Richard Ringer (LC Rehlingen, rechts).

Der aus Trier stammende Marathon-Pionier Manfred Steffny (links) hielt die Laudatio auf den Läufer des Jahres 2022 Richard Ringer (LC Rehlingen, rechts).

Foto: Holger Teusch
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