Marathon Mit 42 Jahren unter 2:30 Stunden: Trierer Kai Merten erfüllt sich Marathon-Traum

Berlin/Trier · Kai Merten von der TG Konz und Kevin Bohn aus Palzem unterbieten beim Berlin-Marathon die Schallmauer. Merten verpasste den Ü-40-Bezirksrekord von Rainer Schröder nur um eine Minute.

 Der 42-jährige Trierer Kai Merten lief beim Berlin-Marathon 2:28:26 Stunden und damit so schnell, wie zuletzt vor 24 Jahren ein Ü-40-Läufer der Region Trier.

Der 42-jährige Trierer Kai Merten lief beim Berlin-Marathon 2:28:26 Stunden und damit so schnell, wie zuletzt vor 24 Jahren ein Ü-40-Läufer der Region Trier.

Foto: Holger Teusch

Die Region Trier hat wieder einen Mastersläufer (ab 40 Jahre) der nationalen Spitzenklasse auf der Marathondistanz. Der 42-jährige Kai Merten von der TG Konz erfüllte sich am vergangenen Sonntag in Berlin zusammen mit seinem fünf Jahre jüngeren Trainingspartner Kevin Bohn den Traum, die 42,195-Kilometer-Distanz unter zweieinhalb Stunden zu laufen: Merten in 2:28:26 Stunden, Bohn in 2:29:52 Stunden. Diese Marke hatten bis vergangenen Sonntag 19 Läufer eines Vereins des Leichtathletikbezirks Trier unterboten.

Merten ist damit der drittschnellste Ü-40-Läufer der Region aller Zeiten. 1991 lief sein vor fünf Jahren tragisch verunglückter Vereinskamerad Rainer Schröder 2:27:23 Stunden. Vor 24 Jahren blieb mit Udo Grimm von der LG Vulkaneifel in 2:28:22 Stunden zuletzt ein Läufer der international „Master“ genannte Altersklasse unter der 2:30-Stunden-Marke.

Beim Berlin-Marathon lag Merten nach der ersten Hälfte in 1:13:27 Stunden bei der 35-Kilometer-Zwischenzeit (2:01:56 Stunden) sogar noch auf Kurs zu einer Zeit unter 2:27 Stunden. „Bis km 28 war alles gut. Ich habe schon darüber nachgedacht die letzten zehn Kilometer etwas schneller zu laufen. Aber dann ging es los“, erzählt der Familienvater. „Beide Waden haben sich gemeldet und ich hatte Angst das die Muskeln komplett zu machen.“ Krämpfe konnte Merten zwar vermeiden, das Tempo musste er aber reduzieren. Trotzdem sei er überglücklich: „Ich habe mir einen Lebenstraum erfüllt“, sagt er.

Dass Merten jemals einen Marathon unter 2:30 Stunden würde laufen, danach sah es vor zehn Jahren nicht aus. 2010 schaffte er es beim Trierer Stadtlauf über zehn Kilometer gerade so unter 40 Minuten (39:53). Es folgte fünf Jahre Pause mit Familiengründung und Arbeitsplatzwechsel. Erst 2016 stand Merten wieder im Stadtlauf-Startgetümmel - und lief zehn Kilometer in 47 Minuten. Dann aber ging es Schlag auf Schlag: 2017 Halbmarathon beim Trierer Stadtlauf in 1:35:03 Stunden. Marathon-Debüt in Köln in 3:22 Stunden. Ein Jahr später fiel die Drei-Stunden-Schallmauer über 42,195 Kilometer. 2019 lief der für die TG Konz startende Trierer bei seinem Heimatstadtlauf über die Halbmarathonstrecke auf den vierten Platz (1:17:21 Stunden). Im August des gleichen Jahres gewann Merten die 21 Kilometer beim Hunsrück-Marathon wieder mit persönlicher Bestzeit (1:15:13). Anschließend lief er auf dem schnellen Berliner Kurs 2:34:33 Stunden und sechs Wochen später auf dem schweren Parcours von New York sogar noch elf Sekunden schneller über die Marathondistanz.

Obwohl seit fast zwei Jahren kaum Wettkämpfe stattfinden, verbesserte sich Merten in der Corona-Zeit wie kein anderer Seniorenläufer. Im Frühling lief er privat einen Halbmarathon in 1:10:45 Stunden. Beim ersten offiziellen Zehn-Kilometer-Rennen Anfang Juni in Föhren blieb er erstmals unter 33 Minuten (32:44). Seine 21,1-Kilomeeter-Zeit bestätigte er Ende August in Köln auch offiziell eindrucksvoll mit 1:09:53 Stunden. So schnell war im Leichtathletik-Verband Rheinland fast ein Vierteljahrhundert lang kein Ü-40-Läufer mehr gewesen.

Damit stieg auch der Druck mit Blick auf Berlin. „Alle reden jetzt von 2:25 Stunden“, erzählte Merten nach dem Rennen in Köln, stellte aber klar: „Auf dem Rechenbrett mag das stimmen, aber mein Training ist auf unter 2:30 Stunden abgestellt. Wir fangen mit 3:30 Minuten pro Kilometer und damit etwa 1:14 Stunden auf Halbmarathon an dann gucken wir mal, wie es aussieht.“

Mit Training in der Mittagspause, am frühen Morgen und auf dem Laufband versucht Merten Beruf, Familie und Sport unter einen Hut zu bringen. Selbst in der Woche seiner Halbmarathonbestzeit kamen so mehr als 130 Kilometer zusammen. Sein Laufband nutze er auch für langsame, regenerative Läufe. Auf der Tretmühle ist das Tempo vorgegeben. Draußen werde er automatisch oft zu schnell. Beeindruckend waren seine Kerneinheiten, die er sich mit dem ehemaligen belgischen Vizemeister Roger Königs bespricht. So liefen Merten und Bohn ihren letzten langen Lauf vor dem Berlin-Marathon über 38 Kilometer: die ersten 30 Kilometer im Vier-Minuten-Schnitt, den Rest in 3:25 Minuten pro Kilometer. Oder als Marathontempotraining: viermal fünf Kilometer auf dem Laufband unter 17 Minuten. Müde scheint Späteinsteiger Merten nicht zu werden, nur schneller.

Ergebnisse von Läufern aus der Region beim Berlin-Marathon (rund 25 000 Teilnehmer):

Männer, 42,195 km: 53. Kai Merten (TG Konz/7. M 40 und siebtbester Deutscher) 2:28:26 Stunden, 67. Kevin Bohn (Palzem/16. M 35) 2:29:52, 703. Stefan Zenzen (Kasel/87. M 45) 2:53:42, 865. Markus Wolff (LT Schweich) 2:56:38, 1008. Marius Kolz (Tri Post Trier) 2:58:21, 1409. Dirk Engel (LT Schweich/89. M 50) 3:04:48.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort