Mit- statt gegeneinander laufen

Thalfang/Trier/Mertesdorf · Marco Pelzer läuft mehr als sein halbes Leben lang. Unter den klassischen Volksläufen hat er in der Region alles mitgemacht, was es gibt. Seit vier Jahren rennt der gebürtige Trierer und Wahl-Hunsrücker nun auch Ultramarathonläufe.

 Marco Pelzer vom Lauftreff Mertesdorf läuft seit einem Vierteljahrhundert und seit vier Jahren das Traillaufen auf Ultramarathonstrecken für sich entdeckt.

Marco Pelzer vom Lauftreff Mertesdorf läuft seit einem Vierteljahrhundert und seit vier Jahren das Traillaufen auf Ultramarathonstrecken für sich entdeckt.

Foto: Holger Teusch

Der letzte Samstag in Juli. Es ist heiß. Erst recht in den Weinbergen zwischen Schweich und Trittenheim. Die meisten Leute suchen Abkühlung in Schwimmbädern und an schattigen Plätzen. Doch rund 100 Unentwegte laufen durch die Gluthitze. Einer von ihnen: Marco Pelzer. 85 Kilometer und damit doppelt so lang wie ein Marathon (42,195 Kilometer) ist der Trail Römische Weinstraße (TRW). Der Ultramarathon führt zudem bergauf, bergab. 3000 Höhenmeter sind zu überwinden.

Klingt nach Tortur, ist es auch. Für Marco Pelzer trotzdem die schönste Form des Laufens. "In den Weinbergen war die Hitze fast unerträglich. Als ich von der Trittenheimer Brücke zum Zummet hoch bin, dachte ich schon, ich müsste aufgeben, wenn ich noch länger in der Sonne bleibe", erzählt er vom TRW. Den rettenden, schattigen Wald erreichte er aber noch rechtzeitig. Und drei Liter Wasser habe er bei so langen Läufen zur Sicherheit immer dabei. An das Zusatzgewicht gewöhne man sich schnell, sagt Pelzer.

Sein Wasser verhalf Anne Christ sogar gewissermaßen zum Sieg. Pelzer gab der Hermeskeilerin etwas von seinem Vorrat ab. "Man hilft sich gegenseitig", erklärt der 46-Jährige, der beim TRW das Ziel in knapp 14 Stunden, eine Dreiviertelstunde nach Christ, erreichte (25. Platz). Angesichts der Distanzen sei es bei Ultraläufen ein Mit- statt ein Gegeneinander: "Man sucht sich während des Laufs Teilnehmer, mit denen man redet. Die Leute nicht so verbissen, wie beim Volkslauf."

Bis 2009 sei er selbst ein "klassischer Volksläufer" gewesen, erzählt Pelzer: "So und so viele Straßenläufe und im Frühjahr ein Marathon voll Stoff auf Zeit. Davon bin ich weg." Nicht mehr die Geschwindigkeit interessiert ihn, der immerhin 38:14 Minuten über zehn Kilometer gelaufen ist. "Jetzt steht er Erlebnisfaktor im Vordergrund." Steigungen, Gefälle, Hindernisse, durch Wälder, über Wiesen, lieber schmale Pfade, als breite Straßen, die Landschaft, das reizt Pelzer am Ultramarathonlauf.

Der Hang zum Ausdauersport war bei dem gebürtigen Trierer schon immer vorhanden. "Ich habe früher Zeitungen ausgetragen und die Leute haben gesagt, ich würde dabei laufen", erzählt Pelzer. Vor 25 Jahren nahm sein Freund Thomas König ihn zum Laufen mit. "Mit Hallenschuhen", erinnert sich Pelzer. 1994 schloss er sich dem Lauftreff Mertesdorf an, dessen Schatzmeister er seit Mai ist.

Außerdem geht Pelzer regelmäßig zum Betriebslauftreff seines Arbeitgebers, den Stadtwerken Trier. "Laufen ist auch ein Ausgleich zur Bürotätigkeit und es macht einfach Spaß. Man fühlt sich anschließend besser. Es hat schon etwas Suchtcharakter. Ich muss zwingen, einen Ruhetag zu machen", erzählt Pelzer. Neben dem Training starte er pro Jahr bei 50 bis 60 Rennen. Natürlich auch weiterhin bei Volksläufen. "Die bunte Mischung macht's", glaubt der Wahl-Hunsrücker, der mit seiner Lebensgefährtin in Thalfang ein Haus gebaut hat.

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