Leichtathletik Mit vier Jahren Vorletzte, mit 15 Deutsche Vizemeisterin
Hannover/Bernkastel-Kues/Erden · Diskuswerferin Nele Anton von der LG Bernkastel-Wittlich hat überraschend die Silbermedaille bei den Deutschen Meisterschaften der 15-Jährigen gewonnen.
Wolfgang Baum, der Leichtathletik-Motivator von der Mosel, kann sich nicht mehr an Nele Antons ersten Wettkampf erinnern. Zu viele Kinder hat der 58-Jährige zum Sport gebracht. Aber die heute 15-Jährige hat noch blasse Bilder vor Augen. „Mit Vier wurde ich einfach mal so zum SFG-Hallensportfest angemeldet ohne dass ich ohne meine Mama davon wussten“, erzählt Nele Anton, die am vergangenen Wochenende in Hannover Deutsche Vizemeisterin der Altersklasse W 15 im Diskuswurf wurde.
Spätestens als Nele Antons Mutter die Namen der Teilnehmer des Hallensportfests im Computer erfasste, fiel EDV-Spezialistin Waltraud Schwaab auf, dass ihre eigene Tochter auch dabei sein wird. Als jüngste Teilnehmerin belegte Nele Anton bei ihrem Wettkampf-Debüt den vorletzten Platz. Zehn Jahre später ist es bei den Deutschen Meisterschaften der 15-Jährigen der zweithöchste Podestplatz. Mit persönlicher Bestleistung von 37,01 Metern musste die Nachwuchsathletin der LG Bernkastel-Wittlich (der SFG ist ein Mitgliedsverein der Leichtathletik-Gemeinschaft) im Diskuswurf nur Soraya Sprenger aus dem baden-württembergischen Gomaringen (40,41 Meter) den Vortritt lassen.
„Ich hatte die Hoffnung, dass ich persönliche Bestweite werfe, aber dass es ein Podestplatz wird, daran habe ich nie gedacht“, erzählt Nele Anton, dass trotz ihres fünften Platzes in der Meldeliste nicht an eine Medaille dachte. Ihr erste Versuch landete knapp außerhalb des 35-Grad-Sektors. Das Einwerfen habe aber gut geklappt und SFG-Wurftrainer Daniel Steup habe ihr die Sicherheit gegeben, sich einfach weiter auf sich zu konzentrieren.
Im zweiten Versuch landete die ein Kilogramm schwere Scheibe dann bei 37,01 Metern. Das bedeutete die Führung. Nach der Neuordnung der Reihenfolge (vom letzten bis zum ersten Platz) gehörte ihr der letzte Wurf der jeweiligen Versuchsserie. Ungewohnt für Nele Anton. „Wegen des Alphabets bin ich normalerweise immer als Erste dran“, erzählt sie. Dass Sprenger sie als 40-Meter-Werferin im vierten Versuch von der Spitzenposition verdrängte, war für das Mädchen aus Erden an der Mosel keine Enttäuschung. „Ich habe mich auch für sie über ihre Bestleistung gefreut“, sagt die Schülerin des Nikolaus-von-Kues-Gymnasiums.
Die Freude über die Medaille war natürlich auch bei Steup riesengroß. „Wenn es gut läuft, hatte ich gehofft, dass es ums Podest gehen kann. Aber mit dem zweiten Platz hatte ich nicht gerechnet“, erzählt der Trainer, der bis 2019 auch die amtierende Deutsche Diskuswurf-Jugendmeisterin Hanna Kaiser (ebenfalls LG Bernkastel-Wittlich) trainierte. „Für mich ist das auch deshalb toll, weil es mit Hanna so oft der vierte Platz war.“ Hanna Kaiser warf 2017 bei der DM der 15-Jährigen zwar vier Zentimeter weiter als Nele Anton am vergangenen Sonntag, das war aber einer von drei vierten DM-Plätzen, bevor vor gut einem Monat der Knoten endgültig platze.
Den Durchbruch hat auch Nele Antons Vereinskamerad Jonas Schnitzius mit Steigerungen über 100 Meter (11,81 Sekunden), im Weitsprung (5,68 Meter) und vor allem im Hürdenlauf in diesem Jahr geschafft. Bei den Deutschen Meisterschaften bestätigte der 15-Jährige im 80-Meter-Hürden-Vorlauf mit 11,22 Sekunden seine persönliche Bestzeit (11,21). Doch kurioserweise war das Starterfeld zu klein für die nächste Runde. Weil exakt 24 Hürdenläufer antraten gab es nur einen Finallauf für die besten Acht. Bei nur einem Starter mehr hätte es zwei Endläufe für insgesamt 16 Teilnehmer gegeben. Dann mit Schnitzius, der die dreizehntbeste Vorlaufzeit erzielte.
