Nach tiefem Sturz auf dem Marathon-Thron

Ahrdorf · Ein Arbeitsunfall veränderte Richard Luxens Leben. In der Rehabilitation begann er zu laufen. Am vergangenen Sonntag ist der 52-Jährige Westdeutscher Marathon-Meister bei den 50- bis 54-Jährigen (Altersklasse M50) geworden.

 Richard Luxen von der LG Vulkaneifel hat 30 Jahre nach einem schweren Arbeitsunfall mit Schädelbasisbruch am vergangenen Sonntag bei den Westdeutschen Marathon-Meisterschaften den Titelgewinn in der Altersklasse M50 gefeiert. TV-Foto: Holger Teusch

Richard Luxen von der LG Vulkaneifel hat 30 Jahre nach einem schweren Arbeitsunfall mit Schädelbasisbruch am vergangenen Sonntag bei den Westdeutschen Marathon-Meisterschaften den Titelgewinn in der Altersklasse M50 gefeiert. TV-Foto: Holger Teusch

Ahrdorf. Marathon laufen heißt auch kämpfen. Irgendwo auf den 42,195 Kilometern hat jeder einen Tiefpunkt. Dass er kämpfen kann, hat Richard Luxen zur Genüge bewiesen. 1981 krempelte ein Unfall das Leben des Dachdeckers um. Schädelbasisbruch lautete die Diagnose nach einem Sturz aus mehreren Metern Höhe. Die Folge: Gehörausfall und Gleichgewichtsstörungen. Seinen Beruf konnte Luxen nicht mehr ausüben. Vor der Umschulung zum Bürokaufmann stand die Rehabilitation. "Ich habe einige Zeit gebraucht, bis ich meinen Alltag wieder meistern konnte. Das ging über Monate, Jahre", erzählt Luxen.
5000-Meter-Lauf fiel ihm schwer


Als Folge des Unfalls musste er auch die Fußballschuhe an den Nagel hängen. Obwohl ihm während seiner Bundeswehrzeit der 5000-Meter-Lauf schon schwergefallen war, begann er zu laufen. "In der Reha-Klinik hat mich ein Kollege praktisch an die Hand genommen. Wir sind erst gegangen, dann im Wechsel gegangen und gejoggt. Nach sechs Wochen konnten wir gemeinsam 40 Minuten laufen", erzählt Luxen. "Sauerstoff tanken und die Bewegung in der Natur gibt mir so viel", schwärmt der in Ahrdorf lebende 52-Jährige.
Luxen schloss sich dem VfL Jünkerath, einem Mitgliedsverein der LG Vulkaneifel an. "Ich stand am Geländer des Sportplatzes und wollte mir das Training eigentlich nur anschauen, da kam Heinz und sagte: ‚Zieh dich um und lauf mit\'", erinnert er sich an seine erste Begegnung mit Trainer Heinz Reifferscheid Ende der 1980er Jahre. In der Folgezeit schraubte Luxen seine Bestzeiten auf 16:15 Minuten (5000 Meter) und 33:47 Minuten (10 000 Meter) und 1:15:14 Stunden (Halbmarathon). Doch trotz aller Erfahrung, sein Marathondebüt vor zwei Jahren verlief desaströs. "Der Mann mit dem Hammer wurde immer größer. Ich war am Anfang schlicht und einfach zu schnell", erzählt Luxen. 3:04:09 Stunden lief er in Essen.
Plan von Herbert Steffny


Am vergangenen Sonntag bei den Westdeutschen Meisterschaften, die wieder am Essener Baldeneysee ausgetragen wurden, machte Luxen es besser. Bis zu 130 Kilometer pro Woche spulte er in der Vorbereitung nach einem Plan des aus Trier stammenden Marathon-EM-Dritten Herbert Steffny ab. Anhand von Trainingszeiten und Pulswerten erstellte sich Luxen eine Marschtabelle, die er genau einhielt. Der Lohn: die Zeit von 2:54:08 Stunden und der M50-Titel. "Die kritische Phase war die zwischen Kilometer 30 und 35. Danach wusste ich, es kann nichts mehr passieren", erzählt Luxen.
Den nächsten Lauf über 42,195 Kilometer hat er schon im Visier: "Das war Marathon Teil zwei und Teil drei wird kommen."

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