Ausdauersport Schnell von der Hochwasser-Baustelle zum Deulux-Lauf

Langsur-Metzdorf · So flott wie noch nie lief der Neu-Metzdorfer Sammy Schu beim Deulux-Lauf in Langsur. Dabei steht der Sport bei dem ehemaligen Duathlon-Altersklassen-Weltmeister momentan hinter der Beseitigung der Hochwasserschäden im Hintergrund.

 Angetrieben vom Langsurer Musikverein war Sammy Schu, der erst im April mit seiner Freundin im Ortsteil Metzdorf einen alten Bauernhof gekauft hat, beim Deulux-Lauf als viertbester Deutscher in 32:36 Minuten auf Platz zwölf gelaufen.

Angetrieben vom Langsurer Musikverein war Sammy Schu, der erst im April mit seiner Freundin im Ortsteil Metzdorf einen alten Bauernhof gekauft hat, beim Deulux-Lauf als viertbester Deutscher in 32:36 Minuten auf Platz zwölf gelaufen.

Foto: Holger Teusch

Nein, nein, eine 33er Zeit wäre schon gut, wiegelte Sammy Schu kurz vor dem Start zum Deulux-Lauf am vergangenen Samstag ab. In den vergangenen Wochen und Monaten habe er ja gar nicht so viel Zeit zum Training gehabt, sagte der ehemalige Altersklassen-Europa- und Weltmeister im Duathlon. Im April kaufte er zusammen mit seiner luxemburgischen Freundin Noémi Wiersma ein altes Bauernhof im Langsurer Ortsteil Metzdorf. Die Renovierungsarbeiten waren im vollen Gange, als im Juli das verheerende Hochwasser kam. Das junge Paar hat seitdem anderes im Kopf als ihre Hobbys. „Nach dem Hochwasser war ich erst einmal vier oder fünf Wochen nicht laufen. Aber es hat schon etwas gefehlt“, erzählt Schu. Dass er die zehn Kilometer durch Deutschland und Luxemburg nun als Zwölftplatzierter unter mehr als 900 Teilnehmern (dazu kamen noch fast 300 Kinder und Jugendlich auf kürzeren Strecken, der TV berichtete) bereits nach 32:36 Minuten im Ziel war, überraschte ihn umso mehr.

Die Aufräum- und Sanierungsarbeiten seien halt auch ein gutes Krafttraining, erklärt der 28-Jährige lachend. Seinen Humor hat Sammy Schu nicht verloren. An den 14. Juli erinnert er sich aber noch sehr gut. „An dem Morgen bin ich um 6 Uhr nach gelaufen, musste aber umkehren, weil ein kleiner Bach plötzlich drei Meter breit war“, erzählt er. Der Pegel des Grenzflüsschens Sauer habe zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht beunruhigt. Alle hätten erzählt, dass das Wasser noch nie höher als die Eingangstreppe in dem rund 100 Jahre alten Bauernhaus gestanden habe, dass er und seine Freundin gekauft hatten. Trotzdem schaffte Schu am Nachmittag vorsichtshalber Autos und Maschinen aus Garagen und Scheunen und evakuierten den kleinen Campingplatz mit gut zwei Dutzend Dauercampern. Eine gute Entscheidung! Denn plötzlich ging alles ganz schnell. Ein Meter stand die Sauer im höher gelegenen Erdgeschoss.

Glück im Unglück: Das Haus war versichert. Aber Noémi Wiersma und Sammy Schu leben und arbeiten zur Zeit im Homeoffice nur in der noch nicht renovierten Einliegerwohnung im Obergeschoss. Mit Holzofen und ohne warmes Wasser. Übernachtet wird deshalb meist bei den Eltern.

Trotzdem ist der aus Tholey im Saarland stammende und für den LTF Marpingen startende Sammy Schu schnell an der Sauer heimisch geworden. „Zu Jahresbeginn hätte ich nie gedacht, dass ich irgendwann mal etwas mit Camping zu haben werde“, erzählt er. Nach dem Kauf des Metzdorfer Bauernhauses wuchs der bodenständige junge Mann aber schnell in diese Aufgabe hinein. „Das war ein Hausmeister-Crashkurs. Aber es macht Spaß“, sagt Schu. Und die Gegend mit ihren Sportmöglichkeiten sei ein Traum. Der flache Sauertal-Radweg führt an der Haustür vorbei und die Kleine Luxemburger Schweiz ist für den zweimaligen Gewinner des Zermatt-Ultramarathons auch laufend erreichbar.

Ganz neue Möglichkeiten bietet der eigene Bootssteg. Schon als Kindergartenkind hatte Sammy Schu sein eigenes Kajak, jedoch immer nur freizeitmäßig gepaddelt. Nach dem Hauskauf an der Sauer umso öfter. Da sah man Sammy Schu vor der Juli-Flut schon mal mit seinem sogenannten Rodeoboot in den Bus einsteigen und Richtung Echternach fahren. Das sei toll, sagt Schu. So könne er eine Stunde lang mit der Strömung paddeln und steige zu Hause aus dem Wasser.

Ein weiteres Steckenpferd: alte Rennräder. Besonders solche für die Bahn mit starrer Achse (ohne Freilauf), bei denen man immer treten muss. Das komme dem Laufen sehr viel näher, als normales Radfahren, erklärt Schu. Was der studierte Maschinenbauer, der bei einer Firma in Frankfurt IT-Projekte betreut, aber auch gerne macht. Kürzlich sei er mit einem Freund nach Maastricht und zurück gefahren. 500 Kilometer in zwei Tagen. Das sei wichtig, um bei allen Sorgen nach der Flutkatastrophe auch mal auf andere Gedanken zu kommen.

Sammy Schus beste Wettkampfdisziplin wird aber wohl das Laufen bleiben. Bereits mit 15 Jahren stand er als Drittplatzierter des Halbmarathons von Daun nach Gillenfeld auf dem Podium des Maare-Mosel-Laufs. Danach noch neun weitere Male. Acht Mal als Sieger. Beim Deulux-Lauf reichte es bei bisher vier Starts nur zu zwei zweiten Plätzen in der Altersklasse (2011: Zweiter U 18 in 33:09 Minuten, 2009: Zweiter U 16 in 35:09 Minuten). Da kann der Neu-Metzdorfer in den kommenden Jahren noch etwas aufholen.

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