Deutsche Meisterschaften Fitwi, der vergessene Favorit

Samuel Fitwi und der Neu-Trierer Benjamin Dern kämpfen bei den Deutschen Meisterschaften im Crosslauf nicht nur um die Titel, sondern auch um die Qualifikation für die Europameisterschaften in Italien. Weshalb Fitwi keine guten Erinnerungen an Löningen hat.

 Als amtierender rheinland-pfälzischer U-20-Meister führt Simon Quint das starke Jugendteam des Post-Sportvereins Trier bei den Deutschen Meisterschaften im Crosslauf in Löningen an.

Als amtierender rheinland-pfälzischer U-20-Meister führt Simon Quint das starke Jugendteam des Post-Sportvereins Trier bei den Deutschen Meisterschaften im Crosslauf in Löningen an.

Foto: Holger Teusch

Löningen (teu) Wahrscheinlich ist Samuel Fitwi im Eifer des Schreibens auf der Internetseite des VfL Löningen einfach vergessen worden. Der Titelverteidiger auf der Langstrecke taucht in der Anmoderation des Ausrichtervereins zu den Deutschen Crosslauf-Meisterschaften neben acht weiteren aussichtsreichen Läufern jedenfalls nicht auf.

Genauso wenig wie in der Ergebnisliste der 2017 ebenfalls in Löningen ausgetragenen nationalen Titelkämpfe. Damals hatte Fitwi das U-23-Rennen bis weniger hundert Meter vor dem Ziel angeführt. Dass am Ende der Rehlinger Tobias Blum als Sieger geehrt wurde, lag nicht daran, dass dem Läufer von der LG Vulkaneifel (LGV) am Ende die Kräfte versagten. In einer beispiellosen Aktion wurde er 300 Meter vor dem Ziel klar in Führung liegend aus dem Rennen genommen. Fitwi hatte 2017 noch nicht die deutsche Staatsbürgerschaft. Kurz zuvor hatte der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) beschlossen, dass von den Nachwuchs- bis in die höchsten Senioren-Altersklassen nur noch Sportler mit deutschem Pass an nationalen Meisterschaften teilnehmen dürfen. Zuvor reichte meist die mindestens einjährige Zugehörigkeit zu einem deutschen Verein. Dass Fitwi 2017 erst eine Startnummer erhielt und dann aus dem laufenden Rennen genommen wurde, lag wohl daran, dass die neue Regelung noch nicht richtig in den Köpfen angekommen war.

 Samuel Fitwi blickt zuversichtlich auf sein letzten DM-Rennen im Trikot der LG Vulkaneifel bei den Deutschen Meisterschaften im Crosslauf in Löningen.

Samuel Fitwi blickt zuversichtlich auf sein letzten DM-Rennen im Trikot der LG Vulkaneifel bei den Deutschen Meisterschaften im Crosslauf in Löningen.

Foto: Holger Teusch

Für Fitwi spielt es sowieso keine Rolle mehr. Ein Jahr später wurde er, mittlerweile natürlich mit deutschem Pass, Deutscher U-23-Meister und Vize-Europameister der Unter-23-Jährigen im Crosslauf. 2019 erzielte er im EM-Rennen der Männer als Fünftplatzierter das bisher beste Resultat für den DLV überhaupt. In Löningen kann Fitwi zum dritten Mal in Folge den nationalen Cross-Langstreckentitel gewinnen.

Der Geländelauf steht für den 26-Jährigen nicht mehr in dem Fokus wie bisher. Fitwi reiste am Donnerstag direkt aus der Wärme von Addis Abeba in den rund 20 Grad kühleren Norden Deutschlands. In der Höhe von Äthiopien hat sich der 10.000-Meter-EM-Neunte von München seit Oktober auf sein für Februar geplantes Marathondebüt vorbereitet. Ohne Verletzung oder Erkrankung sei sein Schützling gut durchgekommen, sagt Trainer Yannik Duppich.

Aber anders als in den Vorjahren hat Fitwi in den letzten Wochen mit Blick auf den Marathon natürlich hauptsächlich lange Läufe, aber kein spezielles Crosslauftraining absolviert. „Die Langstrecke ist stark besetzt“, sagt Duppich mit Blick auf den Dortmunder Mohamed Muhumed, dem mit 13:03,18 Minuten zweitschnellsten deutschen 5000-Meter-Läufer nach Olympiasieger Dieter Baumann (12:54,70) oder den spurt-schnellen Sam Parsons (Frankfurt). „Sam Parsons möchte man auf dem letzten Kilometer nicht mehr bei sich haben“, deutet Duppich eine mögliche Taktik an: Mit einem durchweg hohen Tempo könnte Fitwi auf dem weitgehend flachen Wiesenparcours von Löningen versuchen die Konkurrenz zu zermürben.

Das war bei Deutschen Jugendmeisterschaften auch schon einmal die erfolgreiche Taktik von Benjamin Dern. Der 19-Jährige aus Elchweiler bei Birkenfeld, der 2023 wie Fitwi zum Verein Silvesterlauf Trier wechselt, hatte beim ersten EM-Qualifikationsrennen der U 20 in Pforzheim als drittbester Deutscher die direkte Europameisterschaftsqualifikation knapp verpasst. „Wenn es nicht mit dem Teufel zugeht, müsste Benni es aber bei der DM schaffen“, sagt Marc Kowalinski in seiner Funktion als Nachwuchsbundestrainer.

Der ehemalige Deutsche Mannschaftsmeister im Crosslauf vom Post-Sportverein Trier (PST) schickt zwei starke Jugendmannschaften uns U-20- beziehungsweise U-18-Rennen. Mit Prognosen möchte sich der PST-Lauftrainer nicht aus dem Fenster lehnen. Aber gerade bei den großen Feldern im Crosslauf (rund 1000 Starter sind für die DM gemeldet) sei Vieles möglich: „Man weiß nicht, was passiert.“

Cross-DM-Starter der Region:

U18, 4120 m um 11.20 Uhr: Louis Decker, Matusen Kumarathas, Philipp Adam (alle PST Trier).

U 20, 6350 m um 12.35 Uhr: Jan Rinnenburger, Hannes Hubertz, Michael Weiland, Jan Gerth, Simon Quint (alle PST Trier), Benjamin Dern (LAZ Birkenfeld).

Weibliche U 23, 6350 m um 13.05 Uhr: Anne Meier (PST Trier).

Männliche U 23, 7750 m um 13.45 Uhr: Abraham Wirtz (PST Trier).

Männer, 9800 m um 15.25 Uhr: Samuel Fitwi (LG Vulkaneifel).

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