Sportler während der Corona-Krise Bäume fällen, auf der Stelle schwimmen, Ernährung umstellen

New Braunfels · Der Trierer Triathlet Tim Dülfer sitzt weiter in Texas fest. Er fühlt sich sicher bei seinen Verwandten, aber die Ungewissheit, wann und wie er nach Hause kommt, nagt auch an dem 25-Jährigen.

 Bevor der Trierer Triathlet Tim Dülfer wie hier im Trierer Nordbad beim Swim & Run von Tri Post Trier wieder richtig schwimmen kann, behilft er sich in Texas, wo der 25-Jährige momentan fest sitzt, mit Wassertraining am Gummiband.

Bevor der Trierer Triathlet Tim Dülfer wie hier im Trierer Nordbad beim Swim & Run von Tri Post Trier wieder richtig schwimmen kann, behilft er sich in Texas, wo der 25-Jährige momentan fest sitzt, mit Wassertraining am Gummiband.

Foto: Holger Teusch

Tim Dülfer passt sich an. Am Samstagmorgen war der 25 Jahre alte Triathlet aus Trier nordöstlich der Millionenstadt San Antonio im US-Bundesstaat Texas Rad fahren. „Ich habe mehr Radfahrer gesehen, als sonst“, erzählt er. Die Erlaubnis, ähnlich wie in Deutschland allein Sport zu treiben, treibt auch in Texas mehr Menschen aufs Fahrrad und in die Laufschuhe oder einfach zum Spazierengehen, als vor der Koreakrise, sagt Dülfer. Auch in den Gärten sei mehr los. Und der Trierer macht mit: „Ich fälle gleich noch ein paar Bäume“, sagt er lachend. Dülfer hat einen Motorsägenschein. Nun hilft er seinen Verwandten in der Kleinstadt New Braunfels, wenige Kilometer von San Antonio entfernt, die Grünanlagen in Schuss zu bringen. „Ich passe mich der Mehrheit an und mache Gartenarbeit.“

Zum fünften Mal besucht Tim Dülfer seine Verwandten in Texas. Anreise am 7. März. Da dachte noch niemand daran, dass der Flugverkehr wenig später praktisch zum Erliegen kommen würde. Geplant hatte der Student der Erziehungswissenschaften unter anderem die Teilnahme an einem Mitteldistanz-Triathlon (1,8 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Rad fahren, 21,1 Kilometer Laufen) in den USA. Es sollte ein erster Schritt zur Qualifikation für die sogenannte Ironman-70.3-Weltmeisterschaft als Profi werden.

Dazu kam es nach der Absage sämtlicher Veranstaltungen natürlich nicht. Dülfer geht es ähnlich wie den Spitzenathleten, die sich auf die Olympischen Spiele vorbereitet hatten. Wozu jetzt trainieren? Das Mitglied der Triathlon-Bundesliga-Aufstiegsmannschaft von Tri Post Trier hat schnell seine Antwort gefunden. „Ich habe einen anderen Blick auf den Sport bekommen. Der Weg ist das Ziel“, sagt er. „Jetzt muss man mögen, was man tut.“

 Triathlet Tim Dülfer aus Trier kann zur Zeit zumindest am Gummiseil im privaten Mini-Pool seiner Verwandten in Texas trainieren.

Triathlet Tim Dülfer aus Trier kann zur Zeit zumindest am Gummiseil im privaten Mini-Pool seiner Verwandten in Texas trainieren.

Foto: privat

Also geht Tim Dülfer immer noch raus, fährt Rad, rennt seine Sieben-Kilometer-Runde auf dem weitläufigen Gelände der Gated Community (geschlossener, umzäunter Wohnkomplex), wo er bei seinen Verwandten lebt, und schwimmt. Das Wassertraining kann er nicht mehr im großen Pool der Community durchführen. Der wurde wie alle anderen öffentlichen Sportanlagen geschlossen. „Ich schwimme auf der Stelle“, erzählt Dülfer über die Notlösung im Mini-Becken der Familie. Er hat sich mit einem Gummiseil beholfen. Das hält ihn, an einem Baum befestigt, auf der Stelle, während er paddelt. Bei allen sportlichen Aktivitäten, seine Trainerin Julia Seibt habe eine klare Parole ausgegeben erzählt Dülfer: „Es ist kein Rennen in Sicht. Jetzt erst einmal langsam machen auch wegen des Immunsystems! Ich fahre zum Beispiel momentan keine acht Stunden Rad mehr.“

Auch Tim Dülfers Ernährung hat sich durch die Corona-Pandemie verändert. „Bevor ich in die USA gereist bin, hatte ich die super im Griff“, erzählt er. Was er aß, war weitestgehend durchgeplant und auf den Trainingsplan abgestimmt. „Das ist jetzt erst einmal alles über den Haufen geworfen. Man kann sich diesen Luxus momentan nicht mehr gönnen, sondern muss mit dem zurecht kommen, was da ist.“ Das bedeutet zwar nicht am Hungertuch zu nagen, „aber man will ja so wenig wie möglich in den Supermarkt“, sagt Tim Dülfer.

Zuletzt war er am Freitagabend einkaufen. Da sah es besser aus, als zuvor, als alles leer gekauft war. „Toilettenpapier war zwar gar nichts da, aber Nudeln haben wir wenigstens ein paar bekommen“, erzählt Dülfer. Geduld brauche man aber immer noch: drei Stunden anstehen, abgezählte Einkaufswagen, damit nur wenige Kunden gleichzeitig in den riesigen Geschäften sind, Mengenbeschränkungen bei vielen Waren, Desinfektionsmittel an den Kassen.

Sorgen macht Tim Dülfer die Heimreise. Vor allem die Ungewissheit. Der Rückflug ist für den 22. April gebucht. Nonstop von Austin nach Frankfurt am Main wie bei der Hinreise. Der Trierer zweifelt, dass das so einfach, ohne Zwischenlandungen funktioniert. Informationen hat er aber keine. Bei der Lufthansa bearbeite man momentan nur Anfragen von Passagieren, die in den kommenden drei Tagen fliegen würden. „Ich gucke immer beim Auswärtigen Amt, wo die gerade eine Rückholaktion machen“, erzählt Dülfer. Angesichts der Situation möchte er aber keine überhastete Aktion starten. „Ich bin ja erst einmal sicher hier, aber wäre ist, wenn ich über New York oder Kalifornien fliegen muss. Wenn ich dann einen Anschlussflug nicht bekommen würde? Ich muss nicht auf Biegen und Brechen zurück“, sagt er und fügt dann doch hinzu: „Anfang Mai wäre ich schon gerne wieder zu Hause.“

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