Laufen Vizeeuropameisterin: Silvesterlauf muss sein!

Köln/Löningen/Trier · Lea Meyer hat bei der EM mit Silber über 3000 Meter Hindernis sich und die Fans überrascht. Beim letzten Rennen von Gesa Krause vor deren Babypause an Silvester in Trier ist die 25-Jährige eine der großen deutschen Hoffnungen.

Als Hindernislauf-Vizeeuropameisterin kehrt Lea Meyer (ASV Köln, hiwer 2019) nach einer Saison wie auf der Achterbahn zum Trierer Silvesterlauf zurück und trifft auf Gesa Krause vom Ausrichterverein bei ihrem letzten Rennen vor der Babypause (vorn, blaues Dress).

Als Hindernislauf-Vizeeuropameisterin kehrt Lea Meyer (ASV Köln, hiwer 2019) nach einer Saison wie auf der Achterbahn zum Trierer Silvesterlauf zurück und trifft auf Gesa Krause vom Ausrichterverein bei ihrem letzten Rennen vor der Babypause (vorn, blaues Dress).

Foto: Holger Teusch

An ihre neue Rolle als Vizeeuropameisterin muss sich Lea Meyer immer noch ein bisschen gewöhnen. „Ich vergesse das manchmal noch ein bisschen“, sagt die 25-Jährige lachend. Die Silbermedaille über 3000 Meter Hindernis bei der EM in München kam für die Leichtathletikwelt und für Meyer überraschend. „Das kam für mich unerwartet nach der Saison“, erzählt sie. „Ich habe mich selbst überrascht - und alle anderen auch!“

Lea Meyers Achterbahnsaison im Schnelldurchlauf: Zu Jahresbeginn starb plötzlich ihr Trainer beim ASV Köln Henning van Papen. Der langjährige Bundestrainer hatte sie einfühlsam davor bewahrt, die Spikes an den Nagel zu hängen, und führte sie zur Olympiateilnahme 2021 in Tokio. Van Papen sorgte kurz vor seinem Tod auch noch dafür, dass Lea Meyer beim Leverkusener Headcoach Tobias Kofferschläger nahtlos weitertrainieren konnte. Die Hindernisspezialistin sicherte sich ihre erste Deutsche Meisterschaft bei den Frauen und das WM-Ticket. Im Juli in Eugene verhinderte nur das Missgeschick des Sturzes kopfüber in den Wassergraben ihre erste internationale Finalteilnahme. Der anschließende wochenlanger Trainingsausfall infolge einer Corona-Infektion war eigentlich kein gutes Vorzeichen für die Heim-Europameisterschaft.

 Als Hindernislauf-Vizeeuropameisterin kehrt Lea Meyer (ASV Köln, hier 2019) nach einer Saison wie auf der Achterbahn zum Trierer Silvesterlauf zurück.

Als Hindernislauf-Vizeeuropameisterin kehrt Lea Meyer (ASV Köln, hier 2019) nach einer Saison wie auf der Achterbahn zum Trierer Silvesterlauf zurück.

Foto: Holger Teusch

„Ich war eigentlich nur froh, im EM-Finale zu sein und wollte das nur noch genießen“, berichtet Meyer, dass sie das Münchener Olympiastadion am Abend des 20. August ohne Erwartungen betrat. Als der Zeitplan des vorletzten EM-Tages mit dem Hindernislauf zum Abschluss gestrickt wurde, hofften die Macher wohl auf Gesa Krauses dritten Titelgewinn als emotionalen Höhepunkt gesetzt. Doch die Olympia-Fünfte vom Trierer Silvesterlauf-Ausrichterverein musste bekanntlich wegen gesundheitlicher Probleme ihre Teilnahme absagen. An ihrer Stelle schrieb Lea Meyer mit ihrem Lauf zur Silbermedaille (vier Sekunden hinter der Albanerin Luiza Gega) die deutsche Hindernislauf-Erfolgsgeschichte weiter und zog Zehntausende unter dem Zeltdach in ihren Bann. Um mehr als zehn Sekunden auf 9:15,35 Minuten verbesserte Meyer ihre persönliche Bestzeit. Das wäre knapp fünf Jahre zuvor deutscher Rekord gewesen.

Den hat Gesa Krause mittlerweile auf 9:03,30 Minuten verbessert. „Ich laufe seit 2013 Hindernis und Gesa war schon immer die, auf die man geschaut hat. Sie war immer irgendwie Vorbild und Inspiration: Als deutsche Frau kann man so schnell laufen!“, beschreibt Lea Meyer die Bedeutung der zweimaligen WM-Bronzemedaillengewinnerin für ihre Disziplin.

33 Jahre Trierer Silvesterlauf
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Trierer Silvesterlauf - die packendsten Rennen, die größten Stars, die schönsten Momente

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Foto: Silvesterlauf Trier/Silvesterlauf Trier / Ludwig Christ

Der Laufsport scheint dem in Löningen aufgewachsenen Mädchen quasi in die Wiege gelegt. Ihre Eltern nahmen regelmäßig an Volksläufen rund um die niedersächsische Kleinstadt teil. „Da bin ich mit und habe hier und da einen Schülerlauf mitgemacht“, erzählt Meyer. Parallel ging es beim VfL Löningen zur Kinderleichtathletik und zu ihrem langjährigen Trainer Armin Beyer, der kürzlich in Trier als Trainer des Jahres ausgezeichnet wurde. „Wenn ich damals Armin nicht als Trainer gehabt hätte, wäre alles nicht so gelaufen“, schreibt die angehende Grundschullehrerin ihrem ehemaligen Coach einen Anteil am EM-Silber zu.

„Hindernis zu laufen war für mich gar keine Frage“, erzählt Meyer. Doch komplett ohne spezielles Training, „ohne vorher einen Wassergraben gesehen zu haben“, wie sie betont, absolvierte sie am 18. Mai 2013 ihr erstes Rennen über 2000 Meter Hindernis direkt in guten 6:46,93 Minuten (zum Vergleich: 2022 waren weltweit nur elf U-18-Athletinnen schneller). Weshalb das auf Anhieb so gut klappte? „Ich hatte nie Angst vor den Hindernissen“, sagt Lea Meyer. Und das, obwohl sie nie ein kürzere Hürdenrennen absolvierte.

 Am 31. Dezember treffen die amtierende Vizeeuropameisterin Lea Meyer (ASV Köln, links) und die zweimalige Europameisterin Gesa Krause (Silvesterlauf Trier) wie schon 2019 beim Trierer Silvesterlauf wieder aufeinander.

Am 31. Dezember treffen die amtierende Vizeeuropameisterin Lea Meyer (ASV Köln, links) und die zweimalige Europameisterin Gesa Krause (Silvesterlauf Trier) wie schon 2019 beim Trierer Silvesterlauf wieder aufeinander.

Foto: Holger Teusch

Ihre Furchtlosigkeit hat sich Lea Meyer auch nach ihrem spektakulären Sturz in den Wassergraben in Eugene bewahrt. „Ich bin aufgestanden, habe gemerkt, es ist alles heil und bin weitergelaufen“, erzählt sie. Aufstehen und weitermachen, war auch ihr Motto nach ihrem einzigen Rennen nach der Europameisterschaft. Beim Meeting in Brüssel Anfang September stützte die Kölner Studentin abermals. Diesmal ging es nicht so glimpflich aus wie bei der WM. Sie erlitt einen Bänderriss und eine Knöchelfraktur. „Das war meine erste richtige Verletzung“, erzählt Meyer. Wenn es etwas Gutes daran geben kann, dann sei es der Zeitpunkt zum Saisonabschluss gewesen. Die Zeit, die Verletzung auszukurieren war da. „Ich bin wieder voll im Training“, erzählt Meyer. Vor Weihnachten war sie drei Wochen lang in der Höhe in Südafrika. Sie wolle sich mit einer Kette von Höhentrainingslagern auf die kommende (WM-)Saison vorbereiten, verrät die Vizeeuropameisterin. Ähnlich wie es Gesa Krause schon oft erfolgreich praktiziert hat!

Auf ihr Vorbild trifft Lea Meyer beim Silvesterlauf in Trier wieder im Sparkassen-Elitelauf über fünf Kilometer, wenn Krause ihr letztes Rennen vor der Baby-Pause bestreitet.

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