Zurückhaltung macht sich bezahlt

Conwy · Es ist die beste internationale Platzierung in der Männer-Klasse, die je ein Läufer eines Vereins aus der Region erzielt hat: Florian Neuschwander vom Trierer Stadtlauf e.V. ist Vizeweltmeister im Ultratrail.

 Der Trierer Florian Neuschwander (hier bei seinem Stadtlaufsieg vor einer Woche) ist der erste Läufer aus der Region, der eine Silbermedaille bei einer Weltmeisterschaft gewann – im Ultratrail. TV-Foto: Holger Teusch

Der Trierer Florian Neuschwander (hier bei seinem Stadtlaufsieg vor einer Woche) ist der erste Läufer aus der Region, der eine Silbermedaille bei einer Weltmeisterschaft gewann – im Ultratrail. TV-Foto: Holger Teusch

Conwy. "Das hätte ich nicht gedacht", sagt Florian Neuschwander. Am Sonntagmittag sitzt der 32-Jährige aus Trier auf der Fahrt von Conwy in Nordwales zum Flughafen in Manchester im Auto und ist immer noch überwältigt.
24 Stunden zuvor hatte der Marathon-DM-Dritte von 2011 seine erste internationale Medaille gewonnen: Vizeweltmeister im Ul-tratrail, der superlangen Variante des Querfeldeinlaufs.Mittwoch in den Urlaub


Heute und morgen muss Neuschwander noch einmal arbeiten in einem Trierer Sportgeschäft. "Am Mittwoch geht es in den wohlverdienten Urlaub", freut sich der Läufer.
77 Kilometer lang war die Strecke in der Nähe der nordwalisischen Stadt Conwy. Eine Distanz, die Neuschwander zuvor noch nie bewältigt hatte. Seine längsten Trainingsläufe führten über 60 Kilometer. "Ich bin locker angegangen, weil ich nicht wusste, wie sich mein Körper jenseits der 60 Kilometer verhält", erzählt der 1,67 Meter große und 57 Kilogramm schwere Laufflo.
Aber erst auf den letzten Kilometern kündigten sich Krämpfe an. "Da habe ich ein bisschen rausgenommen", sagt Neuschwander. Der Brite Ricky Lightfoot, sein Favorit auf den Titel, lag da sowieso schon mit zehn Minuten Vorsprung in Führung. Nach dem flachen asphaltierten Schluss-Kilometer, den Neuschwander in nur wenig mehr als drei Minuten zurücklegte, waren es nur noch 9:13 Minuten.
Nach dem Start hatte Neuschwander eine sechsköpfige Spitzengruppe weglaufen gelassen. Eine gute Entscheidung. Aber nach der dritten der fünfmal zu absolvierenden 15-Kilometer-Runden sammelte er die Läufer peu à peu wieder ein. "Als ich den Titelverteidiger Erik Clavery überholte, war ich Vierter. Eine Frau, die ich überrundete, sagte mir, dass der Dritte und Zweite knapp vor mir lagen", erzählt Neuschwander von der entscheidenden Rennphase.
Während der Franzose Clavery auf den 21. Platz durchgereicht wurde, schob sich Neuschwander in der vorletzten Runde auf die zweite Position und verteidigte sie bis zur Ziellinie nach 77 Kilometern (in 5:45:16 Stunden).
Das Schwierige an der Strecke mit ihren rund 2500 Höhenmetern seien nicht die Anstiege, sondern der Untergrund gewesen. "Ich bin ein paarmal gestürzt. Meine rechte Hand muss ich checken lassen. Ich hoffe, es ist nichts gebrochen", erzählt Neuschwander. Schürfwunden sind obligatorisch bei diesem Rennen. Aber die können ja im Urlaub heilen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort