Motorsport Schlussakkord im Nebel-Schleier
NÜRBURGRING · Porsche triumphiert beim 24-Stunden-Rennen nach längerer Unterbrechung im turbulenten Saison-Höhepunkt in der „Grünen Hölle“.
Olaf Manthey und sein Porsche 911 in der Besetzung Richard Lietz, Patrick Pilet, Fred Makowiecki, Nick Tandy sind nach turbulenter Zieleinkunft die Sieger des 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring. Starkregen, Nebel, eine zwischenzeitliche Renn-Unterbrechung: Die Umstände, die zu Mantheys sechstem Gesamterfolg führten, waren genauso bemerkenswert wie Geschichte und Ambiente des Rennens.
Die 46. Auflage des Saison-Höhepunktes in der Eifel vor offiziell 210 000 Zuschauern wurde – wie schon so oft – von der unbarmherzigen Eifeler Wetterhexe über den Haufen geworfen. Nachdem in der Nacht auf Sonntag zunächst ein Gewitter und danach einsetzender Dauerregen die Strecke zum Schmierseifen-Roulette umfunktioniert hatte, kam im Lauf des Vormittags auch noch dichter Nebel in einigen Streckenabschnitten hinzu.
Weil es keine vorgeschriebene Sichtverbindung zwischen den einzelnen Streckenposten mehr gab, wurde um 11,59 Uhr zunächst unterbrochen. Alle noch im Rennen verbliebenen Fahrzeuge steuerten ihre Box an. Die Rennleitung ließ sich jedoch die Möglichkeit einer Wiederaufnahme des Rennens offen. Um 13.50 Uhr erfolgte der Re-Start und damit der Auftakt zu einem fulminanten Schluss-Akkord. In einem spektakulären Sprint-Duell gegen den zuvor führenden Mercedes mit Maro Engel, Adam Christodoulou, Manuel Mezger und Dirk Müller schob sich Schluss-Fahrer Makowiecki mit seinem Porsche am Ende der Start- und Zielgeraden Zentimeter um Zentimeter an dem AMG-Mercedes vorbei. Der atemberaubende Schlussgong mit einer Berührung der beiden Kampfhähne vor voll besetzten Tribünen. Für das Manthey-Team aus Meuspath an der Nordschleife ist es der erste 24-Stunden-Erfolg seit 2011 und der sechste insgesamt. Ein Rekord.
„Was für ein Rennen, sehr emotional und großartig für Porsche und den gesamten Motorsport. Dies war eines der härtesten Rennen, denn es kann so viel passieren, und es gibt so viele siegfähige Autos“, kommentierte der Brite Nick Tandy, Le-Mans-Sieger des Jahres 2015, den gemeinsamen Triumph.
Den dritten Platz sicherte sich in einer ähnlich spannenden Auseinandersetzung der Niederländer Yelmer Buurman im Black-Falcon-Mercedes vor Aston Martin. Vorjahressieger Land Audi Sport Team R8 LMS wurde als vierter Hersteller auf den ersten Plätzen Sechster.
Ein fantastisches Rennen fuhren auch die beiden Lokalmatadoren Christian Menzel (Kelberg) und Oliver Kainz (Daun / Mayen). Sie verpassten mit Jochen Krumbach (Eschweiler) im Ferrari 488 GT3 als Elfte nur knapp die Top Ten.
„Da war alles drin, was Motorsport faszinierend macht: sensationelle Fahrer, tolle Fahrzeuge, ein unberechenbarer Wettergott und eine Rennstrecke, die den Piloten in jeder Minute alles abverlangt“, bilanzierte Rennleiter Walter Hornung nach der wilden Hatz zweimal rund um die Uhr.
Rund um die Stecke feierten zum Teil schon seit Montag Zehntausende Fans auf den Campingplätzen. Sie machten mit Lagerfeuern, Feuerwerken, Bier und Bratwurst die „Grüne Hölle“ zur großen Sause und zur PS-Partymeile.