Meinung Rein in die Olympischen Spiele – mit süßsaurer Miene

Sehr umstritten waren und sind die heute offiziell beginnenden Olympischen Spiele von Peking – und auch einzigartig. Zum ersten Mal ist eine Stadt Gastgeber von Spielen im Sommer und im Winter. Vor 14 Jahren war die chinesische Hauptstadt schon einmal Schauplatz des Kräftemessens der Topathleten aus aller Welt.

Olympische Winterspiele Peking politisch umstritten
Foto: dpa/Peter Kneffel

Fünf Sportstätten von 2008 werden nun erneut genutzt, darunter das als „Vogelnest“ bekannte Nationalstadion. Es gab aber auch viele Neubauten. In Peking selbst finden indes nur sieben der 15 Disziplinen statt. Für die anderen acht geht es in die Berge.

Die Kritik an den Menschenrechtsvergehen der chinesischen Regierung und die damit verbundene  Frage, warum das Internationale Olympische Komitee die Spiele erneut nach Peking vergeben hat, trüben die Vorfreude auf den Wettstreit der Besten enorm.

Umerziehungslager, Unterdrückung von Minderheiten in Tibet und Xinjiang, Einschränkung der Meinungsfreiheit, der Kampf gegen die Demokratie in Hongkong: All das lastet schwer. Dass ausgerechnet Peking die Ehre zuteil wurde, nach den Sommerspielen auch die Winterspiele austragen zu dürfen, ist ein geradezu zynisches Signal.

Die erneute Vergabe der Olympischen Spiele nach China war also ein Fehler des IOC. Ein Boykott wäre aber falsch gewesen. Das Fernbleiben zahlreicher westlicher Staaten 1980 in Moskau und die Retourkutsche 1984 in Los Angeles bewirkte – nichts. Der Kalte Krieg wurde damals nur noch kälter.

Bestraft werden in solchen Fällen die Sportler, also jene, die sich oft seit vielen Jahren für die Verwirklichung ihres Lebenstraums geschunden haben und die in diesen Tagen auch dem Coronavirus mit einer Vielzahl von Einschränkungen und Auflagen versuchen zu trotzen.

Zudem sollen es nicht die Sportler sein, die für das die Konsequenz tragen, was Verbände – allen voran IOC-Präsident Thomas Bach – und Politiker nicht geschafft haben. 

Obschon es schwerfällt, sollten wir den Spielen von Peking aber auch die sportliche Wertschätzung entgegenbringen. Aus deutscher Sicht sind die Chancen auf eine stattliche Ausbeute da: Medaillen könnte es vor allem im Bob, Rodeln, Skeleton, Skispringen und Snowboard geben. Auch im Biathlon, Ski alpin, Ski Freestyle, Eishockey und der Nordischen Kombination ist Edelmetall drin.

Also rein in die umstrittenen, einzigartigen Spiele von Peking. Viele von uns werden sie wohl mit süßsaurer Miene verfolgen. Das passt ja so oder so zu China.

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