Interview Fritz Fuchs „Ein Jahr Probezeit: Das finde ich hervorragend“

Kaiserslautern · Wie stellt sich der 1. FC Kaiserslautern in der Führung neu auf? Bislang ist klar, dass Fritz Fuchs im Aufsichtsrat bleibt. Warum, erklärt der 76-Jährige im TV-Interview. Außerdem erläutert er, wie er sich eine Zusammenarbeit mit der Kandidatengruppe um Markus Merk vorstellen würde.

 Er hat Kritik geübt, jetzt will er mitanpacken: Fritz Fuchs glaubt, dass die finanzielle Rettung des 1. FC Kaiserslautern möglich ist.

Er hat Kritik geübt, jetzt will er mitanpacken: Fritz Fuchs glaubt, dass die finanzielle Rettung des 1. FC Kaiserslautern möglich ist.

Foto: Sebastian J. Schwarz/sjs / Sebastian J. Schwarz

Der 1. FC Kaiserslautern steht am Scheideweg. Der Verein braucht neues Führungs-Personal – und Geld. Bei der Jahreshauptversammlung am Sonntag wird es viele Fragen geben. Fritz Fuchs, der Ende September in den FCK-Aufsichtsrat nachgerückt ist, sieht eine Chance, dass der Fußball-Drittligist aus dem Tal herauskommt. Eine Schlüsselfigur für ihn: Flavio Becca.

Vor ziemlich genau einem Jahr haben Sie zur Gitarre gegriffen und ein 3:21 Minuten langes Leidens-Lied auf den 1. FC Kaiserslautern intoniert – verbunden mit der Hoffnung auf Besserung. Warum ist die auch zwölf Monate später nicht eingetreten?

Fuchs: Nach der Aufsichtsratswahl vor zwei Jahren habe ich gesagt: ,Das ist das Ende des FCK.‘ Warum? Weil kein Fußball-Experte in diesem Gremium war.

Seit dem Frühjahr sind sechs Aufsichtsratsmitglieder und zwei Vorstände des Vereins zurückgetreten. Zum Jahresende scheiden zudem Sportchef Martin Bader und der kaufmännische Geschäftsführer Michael Klatt aus. Wie konnte es soweit kommen?

Fuchs: Der Aufsichtsrat war nicht in der Lage, seiner Aufgabe als Kontrollgremium nachzukommen. Außerdem hat er mit Grabenkämpfen für zusätzliche Unruhe gesorgt – auch beim potenziellen Investor Flavio Becca.

Wie denkwürdig wird die Mitgliederversammlung am Sonntag?

Fuchs: Viele Leute werden in der Aussprache Fragen haben. Ich denke aber, dass wir mit der neuen Mannschaft um Markus Merk und Co. gemeinsam die Kuh vom Eis bekommen können. Wir brauchen Ruhe. Die haben wir reingebracht. Und dem Trainerteam wurde der Rücken gestärkt. Die Mannschaft hat Punkte gesammelt, das war wichtig. Aber wir brauchen auch Geld. Die neue FCK-Führungsmannschaft wird Vertrauen zu potenziellen Geldgebern aufbauen, da bin ich mir sicher.

Sie treten als einzig verbliebenes Aufsichtsratsmitglied nicht zurück. Wa­rum?

Fuchs:  Das Pflänzchen, das ich in den vergangenen Wochen mit gesetzt habe, will ich weiter bewässern. Vor zehn Jahren habe ich den Fehler gemacht, beim FCK den Weg für Stefan Kuntz freizumachen. Diesen Fehler mache ich nicht mehr. Es wurde in der Vergangenheit viel versprochen – und nichts wurde gehalten.

Eine fünfköpfige Gruppe um Markus Merk, Rainer Keßler – Sohn von Ex-FCK-Präsident Hubert Keßler – und Ex-Profi Martin Wagner stellt sich zur Wahl. Da Sie im Amt bleiben, sind am Sonntag aber nur vier Sitze zu besetzen. Macht das Sinn?

Fuchs: Ich habe speziell zu Markus Merk und Rainer Keßler aus dieser Gruppe ein gutes Verhältnis.

Ich traue uns gemeinsam zu, den Kahn wieder flott zu machen. Ich vertraue der Gruppe, und sie kann mein Netzwerk und meine Kraft gebrauchen. Ich war in den letzten Wochen außerdem nah dran am Trainerteam – da ist ein Vertrauensverhältnis entstanden, das für die Zukunft ebenfalls sehr wichtig ist.

Aber die Merk-Gruppe kann nicht geschlossen in den Aufsichtsrat einziehen …

Fuchs:  Laut Satzung kann ein sechstes oder siebtes Mitglied in den Aufsichtsrat nachrücken. Ich habe mit Markus Merk nach dem Rostock-Spiel zusammengesessen und ihm mitgeteilt, dass ich drin bleibe – aus den genannten Gründen. Das hat er verstanden.

Da Sie im Aufsichtsrat bleiben, wird es auch nur eine Nachwahl für die vakanten Plätze für ein Jahr geben – und keine Neuwahl für drei Jahre. Braucht der Club in der aktuellen Phase aber nicht Kontinuität?

Fuchs: Nein, ich finde das hervorragend. Wir haben alle ein Jahr Probezeit. Die Mitglieder des 1. FC Kaiserslautern sehen dann, wie wir arbeiten. Wenn gut gearbeitet wird, steht einer Wiederwahl nichts im Wege.

Der FCK braucht Geld. Der Finanzbedarf des Clubs im nächsten Sommer wird im Bestfall auf drei bis fünf Millionen Euro und im schlechtesten Fall auf 15 bis 18 Millionen Euro beziffert. Welche Zahl ist realistischer?

Fuchs: Das werden wir am Montag/Dienstag wissen.

Welche Investoren haben die Gruppe Merk und Sie an der Angel?

Fuchs: Wir haben die Hoffnung, dass Flavio Becca nach der Wahl voll einsteigt. Und wir haben eine regionale Gruppe von Investoren, die bereit ist, einzusteigen.

Wie viel Geld würde diese regionale Gruppe denn in den Verein investieren?

Fuchs: So um die drei Millionen Euro. Das ist aber noch nicht bestätigt.

Sie befürworten den Einstieg von Flavio Becca als sogenannten Anker­i­nvestor beim FCK, viele im Umfeld sehen den Luxemburger dagegen kritisch. Können Sie die Vorbehalte verstehen?

Fuchs: Nein, überhaupt nicht. Die ganze Zeit war Unruhe im Verein, deshalb hat er gezögert. Ich habe volles Vertrauen zu Herrn Becca. Ich habe mehrere Gespräche mit ihm geführt.

Macht Sie stutzig, dass Becca bisher noch kein Geld in den Verein gesteckt hat, mit seinem juristischen Berater Patrick Gregorius aber ein Vertrauter von ihm schon im Aufsichtsrat der ausgegliederten Kapitalgesellschaft sitzt?

Fuchs: Nein, weil die Besetzung absolut legitim über die Bühne gegangen ist.

Hasan Ismaik hat als Investor 1860 München nicht nach vorne gebracht – ist das ein abschreckendes Beispiel für den FCK?

Fuchs: Ich bin fest davon überzeugt, dass die neue Mannschaft im Aufsichtsrat – sofern sie am Sonntag gewählt wird - und die dann in die FCK-Management GmbH zu berufenden Geschäftsführer mit den potenziellen Investoren seriöse Übereinkünfte erzielen werden.

Bei 1860 München sind Leute am Ruder, die vom Fußball keine Ahnung haben.

Der neue Aufsichtsrat muss zügig einen kaufmännischen und sportlichen Geschäftsführer bestellen. Für den Sport-Part kursieren die Namen Otmar Schork, Marc Arnold oder Christian Hochstätter. Für wen sind Sie?

Fuchs: Wir haben vorgearbeitet. Am Sonntagabend kommen die Namen auf den Tisch. Da wird entschieden, wer den Zuschlag bekommt.

Wird’s einer aus dem genannten Trio?

Fuchs: Es sind auch andere Namen im Gespräch.

Und wer stünde als kaufmännischer Geschäftsführer dem FCK gut zu Gesicht?

Fuchs: Ich nenne im Vorfeld keine Namen, das wäre unklug.

Ihren Gitarrensong zum FCK beginnen Sie mit „I have a dream – Ich habe einen Traum“. Wie lautet er?

Fuchs: Das Lied war mein Protest gegen die Beratungsresistenz des damaligen Führungspersonals. Mein Traum von einem  neuen ,Wir-Gefühl‘ im Verein besteht immer noch. Und natürlich der Traum, dass der FCK eines Tages wieder in der Bundesliga spielt.

Interview: Mirko Blahak

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