Sportlerleben Fußball durften die Polizisten nicht spielen

Wittlich-Wengerohr · Auch mit 90 Jahren ist Siegfried Hübner immer noch fit. In vielen verschiedenen Sportarten war der gebürtige Königsberger immer vorne mit dabei.

 Auch mit fast 90 Jahren ist Siegfried Hübner noch fit. Nach gesundheitlichen Rückschlägen haben seine vielseitigen sportlichen Interessen den erfolgreichen Schützen beim PSV Wengerohr immer wieder motiviert, sich aufzurappeln.

Auch mit fast 90 Jahren ist Siegfried Hübner noch fit. Nach gesundheitlichen Rückschlägen haben seine vielseitigen sportlichen Interessen den erfolgreichen Schützen beim PSV Wengerohr immer wieder motiviert, sich aufzurappeln.

Foto: Holger Teusch

Wie sieht jemand mit 90 Jahren aus? Eine allgemein gültige Aussage dazu gibt es wohl nicht. Aber bei Siegfried Hübner würden wohl die meisten nicht darauf tippen, dass der drahtige Senior am Montag (24. Juni) neun Jahrzehnte vollmacht. Ein Geheimrezept, nein, das hat Hübner nicht. Bewegung von Kindesbeinen an, Sport treiben, das war ihm immer wichtig. „Bei mir stand Sport immer an erster Stelle!“ Täglich geht er spazieren und legt viele seiner täglichen Wege mit dem Fahrrad statt dem Auto zurück. Außerdem ist er als Schütze beim PSV Wengerohr noch im Wettkampfgeschehen aktiv.

Doch erst standen andere Sportarten im Vordergrund. „Wir haben als Kinder auf der Straße Fußball und Völkerball gespielt“, erzählt Hübner. Mit zehn Jahren schloss er sich einem Fußballverein an und trainierte regelmäßig. Das ging gut, bis der vom Deutschen Reich ausgehende Krieg in sein Ursprungsland und nach Ostpreußen zurückkehrte. Hübner floh mit seiner Mutter und zwei Geschwistern über die Ostsee nach Dänemark - und wurde interniert. Was tun, damit einem die Langeweile nicht zu Dummheiten verleitet? „Es gab Schauspieler. Ich hab auch Theater gespielt. Im weißen Rößl“, erzählt Hübner lachend. Aber vor allem habe man auch hinter Stacheldraht Sport getrieben. Auf dem ehemaligen Flugplatzgelände legten die Jugendlichen einen Fußballplatz an.

Die Jagd nach dem runden Leder faszinierte ihn auch, als die Familie am Edersee in Hessen eine erste neue Bleibe fand. Zweimal pro Woche fuhr Hübner 13 Kilometer hin und zurück zum Training. Auch seine spätere Frau lernte er durch den Sport kennen. Diese turnte. Also schloss sich Hübner auch dem Turnverein an. „Ich wurde sogar einmal Kreismeister“, erinnert er sich.

Richtig Fahrt nahm Hübners Sportkarriere auf, nachdem er bei der Polizei aufgenommen wurde. Mit einer Ausnahme: „Fußball durften wir nicht spielen“, erzählt er. Wegen der Verletzungsgefahr. Trotzdem: „Bei der Polizei habe ich erst erfahren, wozu ich sportlich in der Lage bin. Faust- und Handball spielte Hübner dienstlich und abends Tischtennis. „Im Faustball haben wir uns hochgearbeitet bis in die Bundesliga“, sagt er stolz.

Als Hübner nach Wittlich-Wengerohr versetzt wurde, schloss er sich bei dessen Gründung direkt dem Polizei-Sportvereins (PSV) an. „Ich habe dienstlich schon immer gut geschossen“, erzählt er. Schon an seinen anderen Dienstorten hätten die Schützenvereine um ihn gebuhlt. Aber erst als Ausbilder bei der Bereitschaftspolizei ging er auch in die PSV-Schützenabteilung. „Beim Schießen hatte ich meine größten Erfolge, aber der andere Sport ließ mich nie los“, sagt er, dass er trotz zweier dritter Plätze bei Deutschen Meisterschaften immer vielseitig blieb. So spielte Hübner bis vor einem Jahr Tennis im TC Wittlich.

Doch was sich nach geradliniger Sportkarriere anhört, war es nicht. Verletzungen und Krankheiten machten Hübner zu schaffen. Ein Herzinfarkt, ein Schlaganfall, Darmkrebs, auch Sportler sind vor den Zivilisationskrankheiten nicht gefeit. Seit zehn Jahren hat er außerdem eine Knie-Teilprothese. „Ich habe mir immer gesagt, hinfallen darf man, nur aufstehen muss man immer wieder“, nennt Hübner sein Motto. Seine Motivation: „Es hat mich jedes Mal wieder gereizt, meinen Sport auszuüben.“

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