Interview mit Andre Ewertz zum Saisonstart der Römerstrom Gladiators „Aufstieg? Wir sagen nicht Nein!“

Trier · Andre Ewertz, der neue Manager der Römerstrom Gladiators Trier, erklärt im Interview mit dem Trierischen Volksfreund, warum der Saisonstart gelingen wird, wieso es noch keinen Trikotsponsor gibt und was er von den Plänen der 1. Bundesliga hält, den Mindestetat künftig auf drei Millionen Euro anzuheben.

 Gladiators-Manager André Ewertz.

Gladiators-Manager André Ewertz.

Foto: Gladiators

Unvergessene Momente: Playoff-Halbfinale, Spiel vier zwischen den Römerstrom Gladiators Trier und den Crailsheim Merlins. Knapp 5100 Zuschauer sind in der Arena Trier dabei. Bundesliga-Atmosphäre. Ein packendes Duell. Am Ende gewinnt Crailsheim mit 97:75 und steigt in die 1. Bundesliga auf. Trier feiert im Anschluss mit seinen Fans den Abschluss einer mitreißenden Spielzeit. Knapp fünf Monate später geht’s wieder los. Heute Abend starten die Gladiatoren bei Aufsteiger Rostock Seawolves (19.30 Uhr/live im Fernsehen auf Sport1) in die Saison 2018/19. Aus diesem Anlass spricht der neue Gladiators-Manager Andre Ewertz (Foto: Archiv) im Interview mit TV-Reporter Marek Fritzen über die finanzielle Situation des Clubs, die Saisonziele und den FC Schalke 04.

Herr Ewertz, der FC Schalke 04 – Ihr Ex-Club – hat in der Fußball-Bundesliga einen krachenden Fehlstart hingelegt. Wie sehr leiden Sie mit?

Andre Ewertz Ich habe noch sehr engen Kontakt zu meinem ehemaligen Team dort, in dem ich gearbeitet habe. „Leiden“ wäre aber zu viel gesagt. Aber ich ärgere mich natürlich schon ein bisschen, dass es dort nach der erfolgreichen vergangenen Saison jetzt nicht so rund läuft wie erhofft.

Wieso wird der Saisonstart bei den Gladiators denn erfolgreicher als der bei Ihrem Ex-Club?

Ewertz Weil wir ein Team haben, das sich gut kennt und versteht – wir konnten elf Spieler aus der vergangenen Saison halten – und das in der Vorbereitung noch enger zusammengewachsen ist. Der Konkurrenzkampf ist da, aber die Jungs gehen sehr respektvoll und freundschaftlich miteinander um. Die Team-Chemie ist meines Erachtens noch besser als im vergangenen Jahr.

Klingt so, als schauten Sie häufig im Training vorbei?

Ewertz Ja, sehr oft. Ich spreche viel mit unserem Trainer-Duo Christian Held und Marc Hahnemann und den Spielern. Offene und ehrliche Kommunikation ist in meinen Augen immer das Wichtigste. Das pflegen Christian und Marc sehr intensiv mit dem Team und das trage ich mit.

Sie sagten vorhin, dass Sie noch sehr engen Kontakt zum FC Schalke 04 pflegen. Wie viele Sponsoren der Schalker konnten Sie eigentlich schon dazu bewegen, auch die Gladiators zu unterstützen?

Ewertz (überlegt) Manches ist schwer messbar, anderes wiederum greift. Die vorhandenen Kontakte helfen sicher an der ein oder anderen Stelle. Dazu gehört natürlich auch das Thema Sponsoring.

Das klingt aber geheimnisvoll …

Ewertz Ich kann noch nichts Offizielles dazu sagen, aber es wird hoffentlich bald eine Nachricht geben, die jedoch nicht direkt mit Schalke in Zusammenhang steht.

Ein bisschen mehr müssen Sie jetzt aber schon verraten …

Ewertz Es geht um einen neuen Partner ...

Schalkes Trikotsponsor „Gazprom“ steigt in Trier ein?

Ewertz (lacht) Nein, nein, nein. Es wird kein Trikot- oder Hauptsponsor sein, aber einer auf der höheren Ebene, der uns finanziell erheblich unterstützen wird.

Aber es ist ein Sponsor, der auch den FC Schalke 04 unterstützt, richtig?

Ewertz Ja, im weitesten Sinne.

Wann wird das offiziell verkündet?

Ewertz Zeitnah. Im Rahmen der ersten Heimspiele.

Sie sind nun gut 100 Tage als Manager der Gladiators im Amt. Zeit für eine erste Bilanz. Was haben Sie bisher erreicht?

Ewertz Was wir definitiv gemeinsam erreicht haben, ist, dass wir zum aktuellen Zeitpunkt finanziell weiter sind als in den vergangenen Jahren um diese Zeit.

Das bezieht sich auch auf die Altlasten, die nach Aussage von Geschäftsführer Achim Schmitz nach Vereinsgründung im Sommer 2015 bei rund 160 000 Euro lagen und nach Ende der vergangenen Saison bei rund 40 000 bis 50 000 Euro liegen sollten?

Ewertz Ja, das bezieht sich auch auf die Altlasten. Wir bewegen uns in diese Richtung, aber Genaueres kann ich dazu erst sagen, wenn wir die Bilanz fertiggestellt haben.

Wann wird das sein?

Ewertz Sie sollte zeitnah fertig sein.

Bleiben wir beim Thema Finanzen: Bis zum 15. Oktober muss der Club 80 Prozent der geplanten Sponsoringverträge bei der Liga vorlegen. Wie weit sind Sie?

Ewertz Das sieht sehr gut aus. Wir sind schon jetzt weit über dem, was wir bis zum 15. Oktober vorweisen müssen.

Das heißt konkret?

Ewertz Bei knapp über 90 Prozent.

Als Mitarbeiter in der Geschäftsstelle haben Sie 2014/15 den Niedergang der TBB Trier hautnah miterlebt. 2015/16 waren Sie auch beim Neuaufbau der Gladiators dabei. Dann kam der Wechsel zum FC Schalke. Was können Sie nun nach Ihrer Rückkehr sagen: Wie etabliert sind die Gladiators mittlerweile in der Region – wie erleben Sie das in den Gesprächen mit Sponsoren?

Ewertz Was ich sagen kann: Ja, die Marke Römerstrom Gladiators Trier existiert, sie wird nach außen hin sehr positiv wahrgenommen. Viele Sponsoren und Fans sind euphorisiert aufgrund der vergangenen Saison. Es gibt aber immer noch Aufholbedarf.

Was meinen Sie damit?

Ewertz Es  existieren nach wie vor Vorbehalte gegenüber dem Profi-Basketball in Trier. Ich meine, der Club hatte bei den letzten beiden Spielen der vergangenen Saison über 5000 Zuschauer, damit sind wir definitiv das sportliche Aushängeschild der Region Trier. So verstehen wir uns auch. Vor dem Hintergrund fehlt mir hin und wieder allerdings noch die Akzeptanz in der Region.

Wie äußert sich das?

Ewertz Es gibt viele Kontakte zu potenziellen alten und neuen Sponsoren. Aber es ist oft schon ein harter Weg, überhaupt mal ins persönliche Gespräch zu kommen. Und das, obwohl wir hier in Trier aktuell der Club sind, der den besten Sport liefert, mit dem Umfeld, das man braucht, um ein tolles Event zu erleben.

Wie viele Sponsoren sind denn seit Ihrem Amtsantritt dazugekommen?

Ewertz Einige. Was mich freut ist: Es kommen immer mehr wieder zurück. Es wird mehr, allerdings haben wir auch Sponsoren, die uns trotz der erfolgreichen zurückliegenden Spielzeiten verlassen haben.

Um wen handelt es sich?

Ewertz Das werde ich nicht sagen.

Zu den Gründen können Sie sich aber sicher äußern, oder?

Ewertz Das sind sehr unterschiedliche Gründe, mal wirtschaftliche, mal interne, oder aber auch, dass man sich von der Partnerschaft mehr erhofft hat. Ich finde es immer schade, wenn man nicht mehr zusammenkommt, gerade nach einer so erfolgreichen Saison. Wir werden weiter daran arbeiten, dass unsere bestehenden und potenziellen Partner sehen, dass wir eine hervorragende Werbeplattform bieten, um Botschaften an die entsprechende Zielgruppe zu bringen.

Waren das größere Sponsoren?

Ewertz Nein, eher kleinere. Aber wir brauchen gerade auch die kleineren Sponsoren, um möglichst breit aufgestellt zu sein. Wenn wir das sind, können wir das – wenn mal ein, zwei wegbrechen – gut auffangen.

Bleiben wir beim Thema Sponsoring: Welches Unternehmen wird den Club in der neuen Saison als Trikotsponsor unterstützen?

Ewertz Wir haben noch keinen, befinden uns aber aktuell in Gesprächen.

Das ist aber alles andere als zufriedenstellend so kurz vor Saisonbeginn …

Ewertz Stimmt, das ist überhaupt nicht zufriedenstellend, da bin ich ganz ehrlich.

Warum ist das so schwierig, einen zu finden?

Ewertz Wir wollen eine gewisse Summe haben für das Trikotsponsoring. Im Wettbewerb mit anderen Clubs – durchaus auch Fußballclubs aus höheren Klassen bis hin zur Bundesliga – gibt es nicht so viele Unternehmen, die sich auf eine längerfristige Partnerschaft mit einem Zweitliga-Basketballclub einlassen. Denn ganz klar: Unser Ziel ist es, einen Trikotsponsor zu finden, der uns über eine Saison hinaus langfristig unterstützt. Leider fehlt manchen Firmen aber noch der Mut, dies zu tun und sich komplett mit uns zu identifizieren, so wie es zum Beispiel aktuell die Stadtwerke Trier als unser Namenssponsor tun.

Sie sagten doch, dass Sie bereits 90 Prozent der Sponsoringverträge in der Tasche haben: Will davon denn keiner aufs Trikot?

Ewertz Nein, leider nicht.

Beunruhigt Sie die Situation?

Ewertz Beunruhigen würde ich nicht sagen. Nein, nicht wirklich. Bitterer wäre es, wenn wir im gesamten Sponsoring noch nicht so weit wären, wie wir es momentan schon sind.

Gibt es denn eine Deadline bis zu der ein Trikotsponsor da sein muss?

Ewertz Nein. Wenn wir keinen finden, der uns längerfristig unterstützt, dann ist es auch eine Überlegung,  wechselnde Trikotsponsoren zu suchen – beispielsweise jeweils einen für drei Heim-Spieltage.

Geschäftsführer Achim Schmitz hatte im Mai angekündigt, dass der Etat für die kommende Saison bei rund 1,2 Millionen Euro liegen wird – stimmt das?

Ewertz Ja, vollkommen richtig.

Ab der Saison 2019/2020 schreibt die 1. Basketball-Bundesliga einen Mindestetat von drei Millionen Euro vor. Wer das nicht vorweisen kann, darf nicht mitspielen in der BBL. Muss man vor diesem Hintergrund als Basketballstandort Trier nicht sagen: Okay, BBL können wir uns nicht leisten, ProA ist auch schön?

Ewertz (lacht) Also ProA ist durchaus schön, aber wir wollen natürlich den sportlich größtmöglichen Erfolg, und das ist nun mal der Aufstieg in die 1. Bundesliga. Dass der nun mit dem Mindestetat von drei Millionen Euro verknüpft ist, ist für uns erst mal negativ. Ich muss auch ganz ehrlich sagen: Diese Baustelle hätten wir so nicht gebraucht, das wurde uns einfach so vorgesetzt. Es wird unter den ProA-Clubs sehr viel darüber diskutiert. Wir müssen verhindern, dass aus der BBL irgendwann eine reine Elite-Liga wird und diese sich in diesem Zusammenhang verkleinert. Das wäre für mich der falsche Weg.

Drei Millionen Euro: Halten Sie das in Trier für machbar?

Ewertz Der Drei-Millionen-Etat stellt uns natürlich vor eine immense Aufgabe, gerade wenn man sieht, dass wir noch dabei sind, unseren 1,2-Millionen-Etat zu füllen. Aber genau das sehe ich dann als Ansporn für uns und die Region an, wenn wir den Aufstieg sportlich tatsächlich mal schaffen sollten.

Das heißt: Wenn der Aufstieg sportlich klappen sollte …

Ewertz … werden wir alles dafür geben, auch aufzusteigen und den Drei-Millionen-Etat aufzustellen. Wie gesagt: Wir wollen den größtmöglichen sportlichen Erfolg. Für diese Saison gilt: Die Playoffs sind das erste Ziel. Sollte es dann mit dem Aufstieg sportlich klappen, werden wir uns nicht hinstellen und direkt sagen: ‚Nein, das machen wir nicht!‘. Klar ist aber, dass es auf einer gesunden und nachhaltigen Basis stattfinden muss. Wir werden hier kein Risiko eingehen.

Was definitiv Bundesliga-Niveau besitzt, sind die Zuschauerzahlen der Gladiatoren. In den Playoffs kamen zweimal über 5000 Fans in die Arena. Mit welchem Schnitt planen Sie für die kommende Saison?

Ewertz Konservativ wie immer, mit 2200 Zuschauern im Schnitt.

Das erste Saisonspiel am Freitagabend bei Aufsteiger Rostock ist live im Fernsehen zu sehen auf Sport 1. Ist das eine einmalige Sache?

Ewertz Ja, das ist es. Es ist das Eröffnungsspiel der Barmer 2. Basketball-Bundesliga. Super, dass Sport1 das live überträgt. Auch wenn ich die Liveübertragung natürlich lieber aus der Arena Trier gesehen hätte, um unseren Basketballstandort einem deutschlandweiten Publikum zu präsentieren (lacht).

Alle weiteren Saisonspiele sind dann wieder live über das Internet-Portal  www.airtango.live zu sehen?

Ewertz Genau, da werden alle Spiele abrufbar sein.

In den vergangenen Tagen gab es zahlreiche Verletzte im Team – wie brenzlig ist die Situation?

Ewertz Die Lage hat sich entspannt, bis auf Thomas Grün rechnen wir damit, dass alle zuletzt angeschlagenen Spieler – bis auf Till Gloger, der wie bekannt länger ausfallen wird – einsatzfähig sind.

Was hat Thomas Grün und wie lange wird er fehlen?

Ewertz Die genaue Diagnose steht noch aus. Unsere Ärzte arbeiten natürlich mit Hochdruck dran, dass wir diese schnellstmöglich erhalten. Vorher werden wir hierzu nichts sagen.

Werden Sie noch mal auf dem Transfermarkt aktiv?

Ewertz Nein, Thomas’ Ausfall werden wir aus dem Team heraus kompensieren.

Ein Blick auf die Konkurrenz: Wer sind in Ihren Augen die Aufstiegsfavoriten in der ProA?

Ewertz Ich beschränke mich auf drei: Hamburg, Rostock und Tübingen würde ich sagen.

Schauen wir zum Schluss noch mal zwei Jahre nach vorne: Wo steht  der Club in zwei Jahren mit Ihnen?

Ewertz Ligaunabhängig, hoffe ich, dass wir den Verein in zwei Jahren so aufgestellt haben, dass wir immer noch eine positive Grundstimmung gegenüber dem Basketball in Trier und der Region haben und sportlich zu den Top-4-Teams der ProA zählen. Darüber hinaus wünsche ich mir, dass wir die gute Entwicklung im Nachwuchsbereich so weiterführen und noch einige wichtige Schritte und Meilensteine umsetzen konnten. Finanziell sollten wir uns dann so aufgestellt haben, dass wir schon früher in der Saisonvorbereitung die eben angesprochene 80 Prozent-Marke an Sponsoringverträgen erreichen.

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