Auswüchse im Profi-Geschäft Fußball-Fans verstärken den Druck

Freiburg/Trier · Bundesweit sammeln sich Anhänger in einem neuen Bündnis und fordern einen raschen Wertewandel im Profi-Geschäft. Zu den Unterzeichnern zählen auch zehn Fan-Gruppen von Eintracht Trier.

 Fußball-Fans (im Bild Anhänger des FC Augsburg) protestieren schon länger gegen Auswüchse im Profi-Geschäft. Ein neues Bündnis soll nun mehr Zug in die Debatte bringen. Zu den Unterzeichnern zählen auch mehrere Fangruppen von Eintracht Trier – unter anderem der Supporters Club Trier mit dem Vorsitzenden Raphael Acloque (kleines Foto).

Fußball-Fans (im Bild Anhänger des FC Augsburg) protestieren schon länger gegen Auswüchse im Profi-Geschäft. Ein neues Bündnis soll nun mehr Zug in die Debatte bringen. Zu den Unterzeichnern zählen auch mehrere Fangruppen von Eintracht Trier – unter anderem der Supporters Club Trier mit dem Vorsitzenden Raphael Acloque (kleines Foto).

Foto: dpa/Marijan Murat

In der ersten und zweiten Bundesliga endet an diesem Wochenende die Geister-Saison. Letzte Entscheidungen fallen: Wer zieht in die Champions League und Europa League ein? Wer steigt ab? Wer darf noch in die Relegation?

Und dann? Soll vieles anders werden. Um Veränderungen Nachdruck zu verleihen hat sich mit „Unser“ Fußball ein neues Fan-Bündnis gegründet. Es will die Sommerpause dafür nutzen, um die durch die Corona-Krise verstärkt zu Tage getretenen Probleme im Profi-Fußball nicht nur anzusprechen, sondern einen Wandel einzuleiten.

Die Forderungen? Klingen irgendwie nicht ganz so neu. Das Bündnis tritt für eine gleichmäßigere Verteilung der Fernseh-Gelder zur Stärkung des sportlichen Wettbewerbs, die Einführung eines nationalen Financial Fairplays und die klare Begrenzung von Investoreneinflüssen ein.

Auswüchse im Profi-Geschäft: Fußball-Fans verstärken den Druck
Foto: privat

Um seiner gesellschaftlichen Vorbildfunktion gerecht zu werden, müsse der Profi-Fußball sozial nachhaltig wirken, einer ökologischen Verantwortung gerecht werden und Korruption bekämpfen. Aus Fan-Sicht wird zudem an sozialverträgliche Ticketpreise, inklusions-gerechte Stadien und fangerechte Anstoßzeiten appelliert.

Was neu ist: Das Bündnis wird weitgehend von allen großen „Playern“ in der Vertretung von Fan-Interessen getragen. Dazu zählen das Bündnis Aktiver Fußballfans (BAFF), ProFans und Unsere Kurve.

Landauf, landab stößt das Bündnis „Unser Fußball“ auf große Resonanz. Bis Freitagnachmittag haben sich ihm mehr als 1800 Fan-Clubs und -Gruppen angeschlossen.

Auf den ersten Blick überraschend: Gleich zehn Fan-Clubs und -Gruppen von Fußball-Oberligist Eintracht Trier, der zum Leidwesen seiner Anhänger derzeit weit weg vom Profi-Fußball ist, gehören zu den Unterzeichnern: Blaue Jugend Trier, Chaonz, Rœmer 94, Insane Ultra, Legion 54, Moselhaie 1993, reiseTRuppe, Schweich United, Supporters Club Trier 2001 und Trierer Hautzen ’93.

Aus Sicht von Raphael Acloque, Vorsitzender des Supporters Club Trier (SCT), macht es Sinn, dass sich auch Anhänger von Amateurclubs in die Bündnis-Befürworter einreihen: „Wir sind alle Fußball-Fans. Mich macht es stutzig, wenn Bundesliga-Vereine plötzlich vor dem Aus stehen, weil acht Wochen lang kein Fußball gespielt wird. Da müssen klare Auflagen, etwa zur Bildung von Rücklagen, her. Als Fan von Eintracht Trier macht es mich gleichzeitig unfassbar traurig, dass die Oberliga und andere unterklassige Ligen keinen großen Stellenwert bei den Verbänden haben. Hier tendiert die Lobby der Fans gegen Null. Daran sollte sich auch etwas ändern.“

In der Vergangenheit gab es schon mehrere sogenannte Fan-Dialoge – mit vielfach eher überschaubaren Resultaten. Warum sollte das nun anders werden? „Im Bündnis ,Unser Fußball’ haben erstmals die verschiedenen Szenen, die in den Stadien aktiv sind, einen gemeinsamen Nenner gefunden. Das bietet die Chance für ein gestärktes Auftreten“, glaubt Acloque.

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) als Dachorganisation der 36 Proficlubs in der ersten und zweiten Bundesliga verschließt sich nach eigenem Bekunden nicht einer Grundsatzdebatte. Sie will aber erst im Herbst eine sogenannte Task Force „Zukunft Profifußball“ unter Beteiligung unterschiedlichster Akteure, darunter auch Fan-Vertreter, an den Start bringen.

Den Anhängern ist das zu spät. Denn viele Fans – darunter auch Raphael Acloque – gehen von einem langfristigen Prozess aus: „Ich bin nicht blauäugig und gehe davon aus, dass in der neuen Saison die Uhren noch nicht anders ticken. Umso wichtiger ist es, jetzt keine Zeit zu verlieren, um einen Wertewandel einzuläuten.“

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