Motorsport Autoslalom für die Deutsche Meisterschaft auf dem Flugplatz Bitburg

Bitburg · Autoslalom: Welche Fähigkeiten die Artisten mitbringen müssen, wurde bei den Läufen zur Deutschen Meisterschaft auf dem Flugplatz Bitburg deutlich.

 Mit Tempo 140 zwischen den engen Pylonengassen hindurch: Autoslalom ist eine Frage von Präzision, Gefühl und Dosierung des Risikos.  Im Bild: Mario Merten im BMW 328i. 

Mit Tempo 140 zwischen den engen Pylonengassen hindurch: Autoslalom ist eine Frage von Präzision, Gefühl und Dosierung des Risikos.  Im Bild: Mario Merten im BMW 328i. 

Foto: TV/Jürgen C. Braun

Sie betreiben ihren Sport oft nur vor einer kleinen, „versprengten“ Zuschauerzahl. Vor wenigen Unentwegten, vor Freunden, Bekannten, Familienmitgliedern. Oder vor Leuten, „die sich wirklich dafür interessieren und nachvollziehen können, was wir da machen.“ Sagt jedenfalls Mario Betzen. Und der muss es wissen. Gemeinsam mit weiteren Piloten vom Team des Eifelmotorsportclubs (EMSC) Bitburg war er einer der Top-Fahrer bei den Läufen zur Deutschen Automobil-Slalommeisterschaft am Wochenende auf dem Flugplatz der Eifelstadt.

Die Szene am frühen Samstagmorgen hatte etwas Gespenstisches: Es tröpfelte und nieselte vor sich hin, was das Zeug hielt: In einer der Garagen am Streckenrand war die technische Abnahme und „Race Control“ untergebracht. Unter zwei, drei kleine Partyzelte am Rand der Strecke hatten sich Zeitnehmer, Helfer und ein paar Zaungäste geflüchtet. Vom „parc fermé“ aus bis zur virtuellen Startlinie waren die Teilnehmer/innen wie an einer Perlenkette aufgereiht und warteten darauf, zum Start am anderen Ende der langen Landebahn vorfahren zu können.

Deutschlands beste Künstler auf vier Rädern in den engen Pylonengassen üben ihren Sport in zwei verschiedenen Serien aus. Da gibt es die Deutsche Slalommeisterschaft und dazu die so genannte DMSB-Meisterschaft unter der Obhut des Deutschen Motorsportbundes DMSB. „Level 1 und Level 2 sind das“, erklärt Betzen. An diesem Wochenende wurde in der Eifelstadt „Level 1“, also der höherrangige Wettbewerb um die Deutsche Slalommeisterschaft gefahren.

Der 30jährige gebürtige Bitburger, der jetzt in Niederöfflingen lebt, kam früh mit dem Slalomsport in Berührung. Schon mit 15, als er noch keinen Führerschein besaß, und nicht am Straßenverkehr teilnehmen durfte, hatte ihn die Begeisterung für diese Form des Automobilsports gepackt.

Betzen, der auch Bergrennsport betreibt und den Wolsfelder Berg an Pfingsten zu seinen Strecken zählt, bewegte am Wochenende einen BMW 328i auf der schnurgeraden, mehrere Hundert Meter langen Piste. „Es war meine erste Erfahrung im Wettbewerb mit diesem neuen Auto. Ich musste mich erst mal herantasten. Hinzu kamen die schwierigen Witterungsbedingungen.“

Slalomsport ist ein (kosten)günstiger Einstieg in den Motorsport. Mitunter betreiben Fahrer/innen den „Hütchentanz“ auch auf für den Slalom modifizierten Privat-Pkw. Zur Ausrüstung gehören meist Slicks und Regenreifen. Aber ganz selten noch Intermediates. Ganz einfach weil diese Zwischenlösung noch einmal zusätzliches Geld verschlingen würde.

Man braucht vor allem ein gutes Gefühl dafür, was man je nach Beschaffenheit der Oberfläche aufziehen muss. „Am Sonntag hatte ich mich beim Reifenpoker etwas verschätzt. Da geht einem dann zum Schluss der Grip flöten. Und wenn dann das Fahrwerk auch noch nicht so richtig passt, verliert man schnell die entscheidenden zehntel Sekunden.“

Der Slalomsport werde oft von Außenstehenden belächelt. Zu Unrecht, sagt der 30jährige Maschinenbau-Techniker: In Motorsportkreisen werden wir von den Konkurrenten aus anderen Serien hoch geschätzt. Slalomfahren ist nicht nur Können, sondern auch Mentalitätsfrage. Das ist eine ständige Gratwanderung an der Grenze dessen, was machbar ist. Wir fliegen mit Tempo 140 durch die engen Gassen, die kaum breiter sind als unser Auto. Räumst Du eine Pylone ab, gibt es drei Strafsekunden. Das war’s dann meistens schon.“ Wer im Slalom richtig schnell ist, der bringe auch die Voraussetzungen mit, um ein guter Berg- oder Rallyefahrer zu werden, sagt Betzen.

Am Wochenende war der BMW-Pilot („Ich bin auch schon Frontantrieb im Polo gefahren“) mit seinen Ergebnissen zufrieden. Einmal Zweiter, einmal Dritter in seiner Klasse, Und gemeinsam mit seinen Teamkameraden Daniel Dichter, Andreas Wagner und Sven Butterweck Sieger der Teamwertung. Ein „Tanzkurs“ bei regennassem Parkett, der den Spezialisten gehörte.

Außer den Startern des EMSC Bitburg absolvierten auch Fahrer und Fahrerinnen des MSV Osann-Monzel, und des MTC Esch die Rennläufe auf der Piste des Flugplatzes in Bitburg. Dort werden am 15. / 16. Oktober auch die Endläufe um die Deutsche Meisterschaft ausgetragen.

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