TV-Serie „Handball ist unser Leben“ Vom Turner zum Handball-Enthusiasten

Bitburg · Beim TV Bitburg war Michael Reißdörfer der Mann für alle Fälle. Jahrzehntelang prägte er hier die positive Entwicklung. Doch auch ein Engagement in der Nachbarschaft war von Erfolg gekrönt. Dabei kam er eher zufällig zum Handball.

 Szenen aus dem Handballleben des Michael Reißdörfer: 1992 mündete unter ihm als Trainer (oben rechts) die Aufstiegsserie des SV Neuerburg in der Landesliga. Beim TV Bitburg setzte er auch als Nachwuchscoach wertvolle Akzente. Heute frönt Reißdörfer dem Golfsport.

Szenen aus dem Handballleben des Michael Reißdörfer: 1992 mündete unter ihm als Trainer (oben rechts) die Aufstiegsserie des SV Neuerburg in der Landesliga. Beim TV Bitburg setzte er auch als Nachwuchscoach wertvolle Akzente. Heute frönt Reißdörfer dem Golfsport.

Foto: SV Neuerburg

Trainer, Spieler und Vereinsfunktionär: Michael Reißdörfer hat allerhand Facetten des Handballsports kennengelernt. Die Tätigkeit auf verschiedenen Ebenen möchte der heute 59-Jährige nicht missen. Reißdörfer war ausschlaggebend dafür, dass sich der Handballsport beim TV Bitburg ab den 80er Jahren so positiv entwickelte.

Doch eigentlich galt seine erste Liebe einer anderen Sportart: „Ich war Turner im TV Bitburg, bin dann Trainer geworden“. 1980 coachte Reißdörfer eine Turnergruppe und stellte während den Übungseinheiten fest, dass die Jungs beim Aufwärmen mehr Spaß am Handball hatten.  So wurde zunehmend im Training Handball gespielt. Reißdörfer wollte sich als Trainer weiterqualifizieren und erwarb nach wenigen Monaten mit Unterstützung von Otto Zwetsch die Lizenz: Spontan wurde eine B-Jugend zum Spielbetrieb angemeldet. Im ersten Jahr musste sie erwartungsgemäß Lehrgeld zahlen. Doch noch heute wird gerne von den Auswärtsspielen berichtet, zu denen meist mit einem überladenen Mini-Cooper gefahren wurde.

1980 übernahm Reißdörfer auch die Handball-Abteilungsleitung beim TV Bitburg, die er bis ’92 innehatte. Ziel war es zunächst, möglichst schnell in die Landesliga aufzusteigen, der damals höchsten Spielklasse des Handballbezirks Mosel – und dieses Vorhaben wurde auch in die Tat umgesetzt. 

Unterstützt wurde Reißdörfer von Paul-Herbert Fries, der über Jahre hinweg dafür sorgte, dass die Abteilung finanziell über die Runden kam. „Wichtig war auch die Gründung des Fördervereins durch Christian Pauly“, erinnert sich Reißdörfer.

Von großer Bedeutung für die weitere positive Entwicklung des Bitburger Handballs war die frühzeitige Erkenntnis der Verantwortlichen, dass nur eine nachhaltige Jugendarbeit auf Dauer zum Erfolg führen kann. Realschullehrer Elmar Metzen begeisterte immer wieder Schüler für den Handballsport und stellte schlagkräftige Schulmannschaften zusammen. In diesen fanden sich dann einige, die auch auf die Dauer diesem Sport verbunden bleiben wollten. 

Nach einiger Vorbereitungszeit meldete der TVB ’81 eine Herrenmannschaft in der 3. Kreisklasse an. Gleich in der ersten Saison gelang der Aufstieg, und der Erfolg setzte sich fort. In den nächsten beiden Spielzeiten schaffte die Mannschaft weitere Aufstiege. Damals war Spielertrainer Reißdörfer gerade mal Anfang 20. Schnell war man in der Bezirksklasse angelangt. Zum  Freundschaftsspiel kam sogar der damalige Serienmeister und europäische Topclub  VfL Gummersbach in die Bierstadt. Am vorläufigen Höhepunkt  angekommen, gab Reißdörfer sein Traineramt ab, blieb aber Spieler. Begeistert vom Bitburger Duell mit Gummersbach wandte sich der damals 15-jährige Andreas Gerten an ihn und wollte Handball spielen. Gerten motivierte einige Altersgenossen, und im Mai 1986 griff diese Mannschaft ins Spielgeschehen ein. Gerten sollte über Jahre hinweg großen Anteil am guten Weg des Bitburger Handballs haben.

Der persönliche Tiefpunkt in der sportlichen Laufbahn Reißdörfers datiert aus dem Jahre 1988: Nach der Vorrunde beendete er aufgrund einer schweren Verletzung (Unfall mit mehreren Brüchen und Bänderverletzungen)  seine aktive Laufbahn und stand auch vorerst nicht mehr als Trainer zur Verfügung.

Ein Jahr später übernahm er dann aber den SV Neuerburg in der 3. Kreisklasse und formte aus einigen Routiniers und Jugendlichen eine schlagkräftige Mannschaft, die es schaffte, fünfmal hintereinander aufzusteigen, bis sich das Team in der Landesliga etablierte.

Nach intensiver Aufbauarbeit übergab Reißdörfer 1992 eine gut organisierte und zukunftsfähige Handballabteilung  des TV Bitburg an seinen Nachfolger und konzentrierte sich ausschließlich  auf seine Trainertätigkeit in Neuerburg. Im Rahmen seines Engagements als Abteilungsleiter hatten sich ab 1988 die Bitburger Handballtage als eines der größten Turniere in der Region etabliert.

Dem TV Bitburg blieb der Erfolg Reißdörfers in Neuerburg nicht verborgen. 1996 gelang es dem TVB, ihn  als Trainer und Jugendwart zurückzugewinnen. „Es war das Ziel, in jeder Altersklasse ein Team zu stellen“, skizziert er die damalige Philosophie. Zunächst wurde eine Minimannschaft gegründet, aus der mit Florian Enders, Stefan Steinbach und sein Sohn Tobias Handballer hervorgingen, die teilweise heute noch aktiv sind.  Mit Thomas Lauer stieß ein weiterer versierter Jugendtrainer hinzu, so dass eine E- und D-Jugend gemeldet werden konnten, die auch schnell Meisterschaften feierten. Diese waren dann die Basis für die weiteren erfolgreichen Jahre im Jugendbereich.

Mit dem ersten Bitburger Supercup setzte man mit über 600 Nachwuchshandballern in drei Sporthallen ein Ausrufezeichen. Es war seinerzeit das größte Jugendturnier im Rheinland. Obwohl sich Reißdörfer in erster Linie der Nachwuchsförderung widmen wollte, übernahm er 2000 erneut die erste Männermannschaft und realisierte das Saisonziel Klassenerhalt in der Landesliga. Er gab sein Traineramt an André Gulbicki ab, doch die Zusammenarbeit zwischen Trainer und den Akteuren gestaltete sich als schwierig und so sprang Reißdörfer nach der Trennung vom Polen erneut ein. Die Mannschaft kam unter ihm ins obere Tabellendrittel. 2002 gelang sogar der Aufstieg in die neugegründete Verbandsliga.

In der Jugendarbeit trug sein nachhaltiges Wirken 2003/04 große Früchte: Bitburg schickte acht Jugendmannschaften ins Rennen. Erstmals waren alle Altersklassen teilweise sogar doppelt besetzt.

Im Seniorenbereich lief es für den Bitburger Coach in der Saison 2005 nicht so rund: Oftmals stand nur ein Rumpfteam zur Verfügung, doch am Ende sicherte man den Klassenerhalt in der Verbandsliga. Reißdörfer legte sein Traineramt wieder nieder und als Abteilungsleiter Martin Keil 2007 zurücktrat, übernahm er erneut die Abteilungsleitung bis 2009, ehe er in Thomas Lauer einen Nachfolger fand.

Die A-Jugend des TVB erreichte unter dem Trainergespann Lauer/Reißdörfer den dritten Tabellenplatz in der Oberliga. Die Nachwuchsspieler rückten mehr und mehr in die erste Mannschaft auf. 

Doch Reißdörfers Freizeit wurde nun durch Job und Familie immer knapper, und so war eine Tätigkeit im Verein für den Handball-Enthusiasten nicht mehr möglich. So ganz ohne Handball ging es aber nicht: „Ich übernahm den Stützpunkt und war dann noch einige Zeit als Auswahltrainer im Handballverband tätig.“

Zurückblickend hat es ihm „immer großen Spaß gemacht, an etwas richtig Negatives kann ich mich nicht erinnern. Es bestehen noch heute gute Freundschaften und Kontakte aus dieser Zeit.  Gerade die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen hat mir viel gegeben“.

 TV Bitburg

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Foto: TV Bitburg
 MIchael Reißdörfer

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Foto: tv

Neben Heimwerken, Reisen und Motorradfahren spielt Reißdörfer nun regelmäßig Golf, oft auch mit ehemaligen Handballern.

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