Trier Legendär und noch viel mehr

Trier · Stürmer, die die Fußballwelt verändert haben: Ein neuer Bild- und Textband nimmt sich den „100 legendärsten Torjägern“ der Historie an. Auch ein Mittelstürmer von der Mosel ist dabei.

 Der legendäre brasilianische Stürmer Garrincha, Salto-König Miroslav Klose und Cristiano Ronaldo (von links) sind nur drei der Stürmer, die es unter die „100 legendärsten Torjäger“ geschafft haben. Auch ein gebürtiger Ürziger wird im neu erschienenen Buch geehrt.

Der legendäre brasilianische Stürmer Garrincha, Salto-König Miroslav Klose und Cristiano Ronaldo (von links) sind nur drei der Stürmer, die es unter die „100 legendärsten Torjäger“ geschafft haben. Auch ein gebürtiger Ürziger wird im neu erschienenen Buch geehrt.

Foto: picture-alliance/ dpa/UPI

Der legendärste Stürmer aller Zeiten? Da werden die Antworten sehr unterschiedlich ausfallen, je nachdem, wen man in welcher Ecke der Erde fragt – und wie alt die oder der Befragte ist. Gerd Müller oder Neymar. Fritz Walter oder Lionel Messi. Miroslav Klose, Ferenc Puskás, Pelé. Die finden sich erwartungsgemäß alle wieder im kürzlich erschienenen Bild- und Textband „Die 100 legendärsten Torjäger“, mit pointierten Texten von Marco Fuchs. Besonders interessant wird es, wenn sich der Sportjournalist den Torjägern widmet, die nur noch selten ein Thema sind – wie der aus Ürzig an der Mosel stammende Edmund Conen (1914 - 1990). Er wurde bei der Weltmeisterschaft 1934 als 19-Jähriger zum ersten deutschen WM-Helden – mit seinem Hattrick gegen Belgien. „Der Zweite Weltkrieg verhinderte eine größere Karriere“, schreibt Fuchs.

Auch der laut Fifa-Statistik erfolgreichste Torjäger aller Zeiten ist nur noch wenigen ein Begriff: Arthur Friedenreich traf öfter als Pelé, er gilt als Erfinder der Bananenflanke. Aber die große internationale Karriere blieb ihm vor einem Jahrhundert trotz einiger Länderspiele für Brasilien verwehrt – was am Rassismus im damaligen Oberschichten-Sport gelegen haben mag. „Der Sohn eines deutschen Einwanderers und einer schwarzen Wäscherin musste sich vor Spielen mit Reismehl ‚bleichen’ und seine Haare glätten, Fouls an Nicht-Weißen wurden selten gepfiffen.“

Im TV-Interview spricht Buch-Autor Marco Fuchs über die Anforderungen an Torjäger damals und heute, über die tragische Geschichte von Garrincha und über einen Eintracht-Trier-Stürmer, der es zwar nicht in sein Buch, aber sein Herz geschafft hat.

Welche Kriterien haben Sie bei der Auswahl angelegt?

Marco Fuchs: Ich wollte nicht nur krampfhaft irgendwelche Bestenlisten und bekannten Stars abbilden, sondern auch vergessene Torjäger finden, deren Karrieren seltsame oder unglückliche Wege nahmen. Je tiefer ich in die Recherche eingestiegen bin, desto faszinierter war ich von den vielen tollen Fußballern, deren Namen selbst mir bis dato überhaupt nichts sagten. Am Ende musste ich mich schweren Herzens von zahlreichen trennen, die es dann nicht mehr in die Auswahl geschafft haben.

Wenn man die absolute Weltklasse mal außen vor lässt – welche Stürmer hätten Sie gerne aus rein persönlicher Sicht im Buch untergebracht – die aber objektiv eher nicht in die Top 100 gehören? Und warum gerade diese?

Fuchs: Ein Kindheitsidol wie Zbigniew Boniek hätte es sicherlich genauso verdient gehabt wie ein Roy Makaay oder der große Brasilianer Ademir. Ganz persönlich: Danny Winkler war für mich bei Eintracht Trier immer ein Stürmer, dem ich wahnsinnig gerne zugeschaut habe. Es gab eigentlich nichts, was er so richtig gut konnte, aber zwischen An- und Abpfiff brachte er immer alles, was er hatte, auf die Wiese. Das hat ihn und die damalige Mannschaft mit Kickern wie Adnan Kevric und Matthias Keller ja auch so wunderbar gemacht.

Welcher Stürmer hatte Sie bei der Recherche für das Buch besonders überrascht? Sei es nun wegen seiner sportlichen oder persönlichen Vita …

Fuchs: Die Geschichte von Garrincha hat mich schon sehr berührt. Zweifacher Weltmeister 1958 und 1962, der vielleicht beste brasilianische Fußballer der Geschichte neben Pelé – um dann im Alter von nur 49 Jahren völlig verarmt an den Folgen einer Leberzirrhose zu sterben und 15 Kinder zu hinterlassen.

Wie haben sich die Anforderungen an einen Topstürmer über die Jahrzehnte geändert?

Fuchs: Mario Gomez hat es in dem Interview im Buch ja schön auf den Punkt gebracht: eigentlich nicht viel. Es ging immer darum, das Tor zu treffen. Punkt. Auch vermeintlich neue Erfindungen wie die „falsche Neun“ wurden schon in den 50er-Jahren von prominenten Stürmern wie dem Ungarn Nándor Hidegkuti in Perfektion ausgeführt. Klar müssen auch Angreifer mehr laufen als noch vor dreißig oder vierzig Jahren, aber das trifft ja auf alle Feldspieler zu.

Gibt’s Stürmer im Buch – Weltklasse hin oder her – mit denen Sie lieber nicht im gleichen Team gespielt hätten?

 FILE - Germany's Miroslav Klose celebrates after scoringthe 2-2 during the FIFA World Cup 2014 group G preliminary round match between Germany and Ghana at the Estadio Castelao Stadium in Fortaleza, Brazil, 21 June 2014. Photo: Marcus Brandt/dpa (RESTRICTIONS APPLY: Editorial Use Only, not used in association with any commercial entity - Images must not be used in any form of alert service or push service of any kind including via mobile alert services, downloads to mobile devices or MMS messaging - Images must appear as still images and must not emulate match action video footage - No alteration is made to, and no text or image is superimposed over, any published image which: (a) intentionally obscures or removes a sponsor identification image; or (b) adds or overlays the commercial identification of any third party which is not officially associated with the FIFA World Cup) EDITORIAL USE ONLY 26 Foto: Marcus Brandt/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ | Verwendung weltweit

FILE - Germany's Miroslav Klose celebrates after scoringthe 2-2 during the FIFA World Cup 2014 group G preliminary round match between Germany and Ghana at the Estadio Castelao Stadium in Fortaleza, Brazil, 21 June 2014. Photo: Marcus Brandt/dpa (RESTRICTIONS APPLY: Editorial Use Only, not used in association with any commercial entity - Images must not be used in any form of alert service or push service of any kind including via mobile alert services, downloads to mobile devices or MMS messaging - Images must appear as still images and must not emulate match action video footage - No alteration is made to, and no text or image is superimposed over, any published image which: (a) intentionally obscures or removes a sponsor identification image; or (b) adds or overlays the commercial identification of any third party which is not officially associated with the FIFA World Cup) EDITORIAL USE ONLY 26 Foto: Marcus Brandt/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ | Verwendung weltweit

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 Marco Fuchs

Marco Fuchs

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 ARCHIV - 11.04.2018, Spanien, Madrid: Fußball, Champions League, K.o.-Runde, Viertelfinale, Rückspiel, Real Madrid - Juventus Turin, Fußballstadion Santiago Bernabeu: Cristiano Ronaldo von Madrid jubelt nach einem Tor. (zu dpa «Lewandowski contra Ronaldo: Es wird Zeit für unerfüllte Sehnsüchte» vom 23.04.2018) Foto: Manuel Blondeau/Aop.Press/Zuma Press/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ |

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Fuchs: Sándor Kocsis. Dann wäre ich zwar Teil der dominierenden Mannschaft des Jahrzehnts gewesen, hätte aber den schlimmsten Sturz eines WM-Favoriten im Finale 1954 miterleben müssen.

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