Corona-Pandemie, Flutkatastrophe, Ukraine-Krieg So plant der Sportbund Rheinland den Sprung in die Zukunft

Koblenz · Die Krisen dieser Zeit stellen auch den regionalen Verband vor Herausforderungen. Wo steht der SBR? Wo stehen die Vereine? Welche Hilfe wird geleistet?

 Mit einer Kampagne will der Sportbund Rheinland unter anderem wieder für mehr die Neuanmeldungen von Kindern und Jugendlichen sorgen.

Mit einer Kampagne will der Sportbund Rheinland unter anderem wieder für mehr die Neuanmeldungen von Kindern und Jugendlichen sorgen.

Foto: picture alliance/dpa/Uwe Anspach

Monika Sauer, Präsidentin des Sportbunds Rheinland (SBR), stellt mit Blick auf die Corona-Pandemie fest: „Hinter uns liegen zwei sehr schwierige Jahre.“ Und es bleibt kompliziert.

Corona: Die Pandemie hat laut der aktuellen Bestandserhebung 2022 einen erneuten Mitglieder-Rückgang in den Vereinen des SBR zur Folge. Laut SBR-Geschäftsführer Martin Wei­nitschke ist die Mitglieder-Zahl im Vergleich zum Vorjahr von 594.000 auf rund 588.000 gesunken. Das Minus von 6000 entspricht also rund einem Prozent. Im Jahr davor lag der Rückgang bei 22.000 Mitgliedern (minus 3,5 Prozent).

Bei den Sportarten gibt‘s dabei unterschiedliche Trends – je nachdem, ob sie draußen oder drinnen ausgeübt werden. Während im Alpenverein, im Radsport oder im Tennis teilweise sogar Mitglieder-Zuwächse verzeichnet werden, haben Kampfsportarten und andere Kontaktsportarten in der Halle noch mal deutlich verloren. Wei­nitschke: „Vor allem für Einsparten-Vereine kann das ein großes Problem darstellen.“

Laut Präsidentin Sauer hat der Sportbund im Jahr 2021 zusätzlich 175.000 Euro Corona-Hilfen an 1727 Vereine ausgezahlt. Das Geld stammt aus Etat-Posten, die wegen der Pandemie im vergangenen Haushaltsjahr nicht voll ausgeschöpft wurden. Einer der (wenigen) positiven Aspekte der Pandemie: Laut Sauer wurde sowohl im SBR als auch in den Sportvereinen die Digitalisierung vorangetrieben: „Wir bieten Ausbildungen und Lehrgänge in digitalen Paketen an. Auch die Vereine sind inzwischen digital sehr gut aufgestellt.“

Gleichzeitig beunruhige das Thema Cyber-Kriminalität. Sauer: „Wir hatten im Haus einen Vorfall, bei dem unser System einem Hackerangriff unterlag. Wir haben eine Versicherung gegen Cyber-Kriminalität abgeschlossen. Ob Vereine eingebunden werden können, ist ein Thema künftiger Beratungen.“

Mitglieder-(Rück-)Gewinnung: Wegen Corona hapert’s vor allem an Neueintritten von Kindern und Jugendlichen. Das soll sich nun wieder ändern – auch dank Maßnahmen, die im Zuge eines vom Land Rheinland-Pfalz zur Verfügung gestellten Zwei-Millionen-Euro-Topfs im SBR ergriffen werden. Es wird eine Kampagne unter dem Titel „Comeback der Bewegung“ geben. Weinitschke: „Wir sind dabei, ein Arbeitsprogramm zu erstellen für die Mitgliedergewinnung und -bindung, für die Gewinnung von Übungsleitern und Trainern sowie für eine nachhaltige Entwicklung.“ Die Umsetzung ist ab dem Ende des zweiten Quartals geplant.

Die Zahlen des Deutschen Kinder- und Jugendsportberichts aus dem Jahr 2020 sind alarmierend: 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen bewegen sich weniger als 60 Minuten am Tag. 30 Prozent aller Kleinkinder leiden unter Koordinations- und Sprachstörungen. Laut Susanne Weber, Abteilungsleiterin in der Sportjugend Rheinland, dürfte sich die Lage durch die Corona-Pandemie weiter verschärft haben.

Die Sportjugend ruft alle Vereine unter anderem dazu auf, am Weltspieltag am 28. Mai sowie am Weltkindertag am 20. November Aktionen zu initiieren, um auf sich aufmerksam zu machen. Vom Verband gebe es für solche Aktionen Unterstützung mit Material, (Spiel-)Ideen sowie bei der Bewerbung.

Daneben werden laut Ines Cukjati, Referentin Sport- und Vereinsentwicklung im SBR,  neue Wege in der Vereinsberatung beschritten – etwa über Online-Kurzberatungen (Ziel: Hilfe zur Selbsthilfe) und kostenlose sogenannte ,Peer-Group-Coachings‘, bei denen sechs bis zehn Vereinsvertreter in einer festen Gruppe über einen längeren Zeitraum hinweg gemeinsam Probleme, Herausforderungen und Maßnahmen analysieren. Start ist am 9. April mit einer Gruppe von Großvereinen. Zwei weitere ,Peer-Groups‘ sind mit Clubs aus dem Fußball sowie einer Gruppe von kleinen und mittelgroßen Vereinen geplant.

Flutkatastrophe: Eine Erhebung hatte ergeben, dass rund 100 Sportvereine in acht Kreisen betroffen sind – vor allem im Ahrtal und auch in der Eifel. Die Schäden an der Sportinfrastruktur wurden auf 25 Millionen Euro beziffert  – letztlich dürften die notwendigen Investitionen, um alles wieder aufzubauen, jedoch höher liegen. Es ist eine Aufgabe, die mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird.

 „Vor allem das Baurecht sowie die begrenzten Ressourcen in den Kommunen führen dazu, dass der Wiederaufbau langsamer vorankommt, als gewünscht“, sagt Weber, die federführend für die Unterstützung der Sportvereine durch den Verband ist: „Wir helfen bei Antragstellungen ans Land und versuchen auch (finanzielle) Hilfe bei Projekten zu leisten, bei denen keine 100-prozentige Finanzierung durch den Aufbaufonds möglich ist.“

Ukraine-Flüchtlinge: Laut SBR werden Flüchtlingen in den Vereinen kostenfreie Sportangebote gemacht – inklusive eines Versicherungsschutzes. Gleichzeitig appelliert die Konferenz der Landessportbünde in ihrer sogenannten ,Ingelheimer Erklärung‘ an die Entscheidungsträger in Ländern und Kommunen, vor der Belegung von Sporthallen für Geflüchtete alle anderen Alternativen in den Blick zu nehmen. Die Vereine bräuchten die Hallen, um im Zuge von Corona-Lockerungen ihren Sportbetrieb ohne neue Hürden wieder nachhaltig aufnehmen zu können. Zudem gebe es menschenwürdigere Unterbringungsmöglichkeiten für Geflüchtete als Sporthallen.

SBR-Haushalt: Der Etat wird laut Geschäftsführer Weinitschke um rund 200.000 Euro steigen – von rund 7,8 Millionen Euro auf rund acht Millionen Euro. Ein aktueller Schwerpunkt wird dabei auch im Leistungssport liegen. Weinitschke: „Dort sehen wir großen Handlungsbedarf.“ Parallel wird weiter über die Organisationsstruktur im SBR diskutiert. Zur Mitgliederversammlung am 25. Juni wird ein Vorschlag zur Satzungsänderung vorgelegt: Die Gesamtverantwortung des SBR-Präsidiums soll gestärkt, das Ressortprinzip abgeschafft werden.

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