Damen-Basketball in der Region Trier MJC-Trainer Michael Edringer schlägt Alarm

Trier · Trotz guter Ausbildung von Spielerinnen scheint es für die MJC Trier derzeit utopisch, sich dauerhaft in der zweiten Basketball-Bundesliga zu etablieren. Woran das liegt und was sich ändern müsste, erklärt der Coach.

 Michael Edringer beschäftigt sich intensiv mit der Nachwuchsarbeit im weiblichen Basketball.

Michael Edringer beschäftigt sich intensiv mit der Nachwuchsarbeit im weiblichen Basketball.

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Drei Siege aus drei Spielen: Die Damen-Basketball-Mannschaft der MJC Trier liegt gemeinsam mit Hofheim und dem ASC Mainz 2 an der Tabellenspitze der Regionalliga (Gruppe Nord). Wie ordnet Trainer Michael Edringer den Start und die Perspektiven ein?

 Edringer über ...

... den gelungenen Auftakt:

„Einen solchen Start habe ich nicht erwartet. Andere Mannschaften hatten bessere Trainingsbedingungen aufgrund unterschiedlicher Corona-Verordnungen. Wenn man die Ergebnisse der letzten Spielzeit ansieht, ist es schon überraschend, dass wir die drei Auftaktpartien gewinnen konnten.“

 ... über die besonderen Umstände in der ,Nach-Corona-Saison’:

„Wir haben die Zeit der Vorbereitung sehr intensiv genutzt. Die Spielerinnen waren nach der längeren Zeit ohne ihren Sport wirklich sehr motiviert. Die jungen Spielerinnen sind sehr gut integriert, und unser Kader ist breit aufgestellt. Wir haben daher eine gute Rotation. Wir können sehr schnell spielen und auch mit intensiver Verteidigung die Gegner unter Druck bringen. Leider fehlt uns, wie in den Jahren zuvor, eine richtige Postspielerin.“

 ... den weiteren Saisonverlauf:

„Ich hoffe, dass wir das Level halten können und uns Schritt für Schritt weiterentwickeln. Aus diesem Grund sehe ich uns in der oberen Tabellenhälfte, auch wenn wir in der Saison noch diverse Probleme meistern müssen. Einige Spielerinnen werden ihr Abitur ablegen, andere stehen vor dem Staatsexamen. Mal sehen, wie wir das kompensieren können. Aus meiner Sicht ist Hofheim der eindeutige Meisterschaftsfavorit. Sie machen seit Jahren eine gute Arbeit und profitieren von der erfolgreichen Nachwuchsarbeit im Rhein-Main-Gebiet.“

... einen möglichen Aufstieg in die zweite Bundesliga:

„Wir haben sportlich sicherlich die Möglichkeit, in die zweite Bundesliga aufzusteigen. Wir spielen seit Jahren in der Spitzengruppe der Liga mit. Doch wir mussten und müssen wohl auch weiterhin Spielerinnen abgeben. Sei es, weil sie Trier nach Ende der Schul- und Studienzeit verlassen oder einfach, weil sie in höheren Ligen spielen möchten. Für einen Aufstieg fehlen derzeit einfach die Mittel. Das gesamte Umfeld müsste professioneller aufgestellt sein. Wir haben ja schon einmal in der zweiten Bundesliga gespielt. Das nahe Umfeld hat vieles in Bewegung gebracht. Leider hat es am Ende nicht gereicht, die Klasse zu halten.“

 ... die Nachwuchsarbeit in der Region im weiblichen Bereich:

„Das ist ein Thema, welches mich schon lange beschäftigt und auch ein Stück frustriert. Wir können den leistungsorientierten Spielerinnen aus meiner Sicht einfach nicht genügend Angebote machen. Uns fehlen Trainer, die sich im Nachwuchs engagieren. Es mangelt an entsprechender Traineraus- und -fortbildung. Auch die vorhandenen Hallenkapazitäten reichen bei weitem nicht aus, um ein leistungsorientiertes Programm zu ermöglichen.

Vier Mädchen der MJC und drei Mädchen des TV Bitburg spielen in Saarlouis in der weiblichen Nachwuchs-Bundesliga. Mit Amelie Kreuzfeld, einem großen Talent, gehört ein Mädchen auch in Saarlouis zum Zweitliga-Kader. Die Mädchen nehmen große Strapazen in Kauf und fahren zwei- oder dreimal Mal wöchentlich zum Training nach Saarlouis. Macht das Sinn? Müssen wir uns in der Region Trier nicht anders aufstellen, wenn man weiterhin Regionalliga oder höher spielen möchte?“

 ... über die Grenzen des Machbaren:

„Unser Intermezzo in der zweiten Bundesliga hat deutlich gemacht, wo die Gründe dafür liegen, sich nicht dauerhaft dort zu etablieren. Die derzeitigen Strukturen lassen das einfach nicht zu. Daher nehmen die leistungsorientierten Spielerinnen die Strapazen in Kauf, wenn sie in der Nachwuchs-Basketball-Bundesliga spielen möchten. Wenn sie im Erwachsenenbereich höher spielen möchten, geht dies in Saarlouis oder in Luxemburg. Oder sie entscheiden sich für das lukrativste Angebot – wie im Fall meiner Tochter, die nach ihrer Zeit in den USA ein Team in der Schweiz gefunden hat. Das können wir in Trier derzeit einfach nicht anbieten. Schade aus meiner Sicht. Wenn ich an alle Spielerinnen denke, die wir in Trier ausgebildet haben, könnten wir, ergänzt durch ausländische Spielerinnen, eine gute Rolle in der zweiten Liga spielen und sogar von der Bundesliga träumen.“

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