Tischtennis Kein Zweifel: Sie hängen an der Eifel
Daun/Gerolstein · Die TTG Daun-Gerolstein gehört zu den erfolgreichsten Tischtennisvereinen der Region. Das Wir-Gefühl zeichnet die Aktiven aus – trotz enormer Distanzen, die sie zurücklegen müssen.
Wer den Werdegang der Tischtennis-Spielgemeinschaft (TTG) Daun-Gerolstein verfolgt, würde so schnell nicht auf die Idee kommen, dass diese Mannschaft unter der Woche praktisch nie gemeinsam zum Training an den Platten steht. Denn von den aktuell sieben Spielern der ersten Mannschaft, die in der Verbandsoberliga an den Start geht, leben fünf nicht mehr in der Eifel. Einzig John Voßkämper, der in Daun eine Schreinerei besitzt, kann bei Heimspielen wirklich auch von solchen sprechen. Für den Rest des Teams wird die Anreise nach Gerolstein respektive Daun an den Wochenenden meist zu einer organisatorischen Herausforderung.
Mannschaftsführer und Nummer-1-Spieler Dirk Petzold arbeitet als Grundschullehrer in Köln, Max Klink absolviert beim deutschen Rekordmeister Borussia Düsseldorf aktuell ein freiwilliges soziales Jahr, Gunnar Große-Meininghaus wohnt ebenfalls in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt, Fabian Brill sowie Dennis Muchamedin studieren in Bonn und Michael Aubart wohnt in Bitburg, wird die Region aus Studiengründen indes wohl auch auf kurz oder lang verlassen. Ähnliche Anreisen haben die Akteure der in der Verbandsliga angesiedelten zweiten Mannschaft der aus den Vereinen ESV Gerolstein und TuS 05 Daun bestehenden TTG, die am 28. April 2014 gegründet wurde.
Mit der Flutkatastrophe hat sich die Anreise für die Spieler dabei noch einmal erschwert, schließlich ist das Bahnnetz der Strecke zwischen Köln und Gerolstein stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Trotzdem kam es für die Spieler trotz anderer Angebote nie in Frage, den Verein zu wechseln. Der Grund dafür ist die starke Heimatverbundenheit. „Wir sind als Mannschaft extrem schnell zusammengewachsen“, erzählt Dirk Petzold, der bis auf ein halbjähriges Engagement in Wittlich und ein kurzes Gastspiel in Trier immer bei der TTG gespielt hat und schon mit elf Jahren für die Herrenmannschaft an die Platte ging.
Nicht umsonst hätten sich er und seine Teamkollegen für das Studium oder den Job Städte ausgesucht, die nicht allzu weit weg von der Eifel sind. Allerdings sorgt die räumliche Distanz zwischen den Spielern und dem Verein auch dafür, dass die Mannschaft unter der Woche nicht zusammen trainieren kann. „Ansonsten würden wir vermutlich auch in einer noch höheren Liga spielen“, glaubt Petzold. „Für unser Trainingspensum ist die Verbandsoberliga schon super hoch.“
Der heutige Pädagoge war als Achtjähriger zwischenzeitlich zweitbester Spieler Deutschlands in seiner Altersstufe. Insbesondere sein Teamkollege Max Klink, aber auch Michael Aubart haben sich in den vergangenen Jahren ebenfalls stark entwickelt und wecken Begehrlichkeiten anderer Klubs. Trotzdem bleibt die Mannschaft, die gemeinsam mit der Zweiten seit vielen Jahren in dieser Besetzung besteht, zusammen. „Wir haben schon einen sportlichen Anreiz. Aber uns ist es wichtig, ein gutes Team für Daun-Gerolstein zu stellen. Und alle wissen, dass es eine große Lücke reißen würde, wenn auch nur einer von uns weggehen würde“, berichtet der 32-Jährige, der genau wie seine Mitspieler unentgeltlich an die Platte geht, obwohl einige Spitzenspieler in der Verbandsoberliga oft schon für ihren Einsatz bezahlt werden. Das große generelle Problem (auch) der Daun-Gerolsteiner ist in der geographischen Lage begründet. „Die meisten Spieler gehen zum Studieren weg und kommen nicht wieder. Niemand zieht des Studiums wegen in die Eifel“, weiß Petzold. Umso wichtiger sei es für die Zukunft des Vereins, die Jugendspieler frühzeitig in die Herrenmannschaften zu integrieren und das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken. Bestes Beispiel sind hier aktuell die Nachwuchsspieler Lukas Hermes und Ben Schüller.
Nach dem Aufstieg in die Verbandsoberliga im Jahr 2020 stehen die Daun-Gerolsteiner nach der aktuellen Vorrunde auf einem guten sechsten Platz. Selbst die Corona-Pandemie hat dem starken Zusammenhalt bei der TTG in den vergangenen anderthalb Jahren keinen Abbruch getan. „Natürlich hatte das starke Auswirkungen. Wir haben uns fast ein Jahr lang nicht gesehen. Viele Spieler konnten gar nicht trainieren“, blickt Petzold zurück. Doch einmal mehr stellte die TTG Daun-Gerolstein ihr Wir-Gefühl unter Beweis: „Es sind danach alle wieder zurückgekehrt.“ Abschließend richtet Petzold seinen Dank an Stefan Wenz, den Geschäftsführer der TTG, und betont: „Ohne das Engagement von Stefan würde unser Verein lange nicht so gut funktionieren.“