TV Bitburg Ausfall des Schwimmunterrichts: „Das ist fatal“

Bitburg · Wie sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie? Und wie geht’s weiter? Der TV hat beim TV Bitburg nachgefragt. Der geschäftsführende Vorsitzende Thomas Elgass beschreibt die Lage.

Der TV Bitburg in der Corona-Krise: Ausfall des Schwimmunterrichts - „Das ist fatal“
Foto: Verein/privat

Hätten Sie sich vom jüngsten Bund-Länder-Treffen kurzfristige Lockerungen für den Sport gewünscht? Wenn ja: Welche?

Elgass: Aufgrund der täglichen Lagemeldungen des Eifelkreises, der Informationen der Landesregierung und des RKI bin ich/ sind wir nicht von Lockerungen ausgegangen.

Welche längerfristige Perspektive für den Amateur- und Breitensport ins nächste Jahr hinein hätten Sie sich erwartet?

Elgass: Auch hier hatte ich keine Erwartungen, weil, wie es die Bundesregierung ja auch propagiert, erst einmal der Inzidenzwert sinken muss. Ich glaube, man kann im Moment noch nicht vorausschauen, wie sich die Pandemie entwickelt und wie lange es dauert, bis es zu Lockerungen kommt. Wie schnell sich die Situation ändern kann, hat man nach den Vorfällen im Prümer Bereich gesehen.

Was sagt Ihr Bauchgefühl: Wie geht’s ab Januar weiter?

Elgass: Mein Bauchgefühl sagt mir, dass sich vermutlich an den Einschränkungen für den Amateur- und Breitensport im Januar noch nichts ändern wird.

Welche Auswirkungen hat das Corona-Jahr 2020 bislang konkret für Ihren Verein?

Elgass: Zunächst einmal war sich der verantwortliche Vorstand seiner Verantwortung für seine Mitglieder sowie für die Bevölkerung sehr bewusst. Aus diesem Grund haben wir im Frühjahr, auch schon vor der Entscheidung der Landesregierung, entschieden, den Sportbetrieb im Verein einzustellen.

Der Gesamtvorstand und die Mitglieder haben hier sehr verständnisvoll reagiert.

Nach den ersten Lockerungen im Sommer, haben wir gemäß den rechtlichen Vorgaben von jeder Trainingsgruppe, bei der ein Training erlaubt war, ein umfangreiches Hygienekonzept erstellen lassen, welches von uns geprüft und an die Träger / Eigentümer der Trainingsstätten zur Genehmigung übermittelt wurde.

Den Abteilungsleiter-/innen wurde freigestellt, ob und wann sie das Training in ihrer Abteilung wieder aufnehmen.

Da wo es möglich war, wurde zunächst ein Außentraining und später wieder das Training in den Hallen angeboten.

Bei einigen Sportarten war es trotz des Hygienekonzeptes nicht so problematisch das Training wieder aufzunehmen. Aber wir haben eine Abteilung, die bis heute noch gar kein Training durchführen konnte, unsere Herzsportgruppe.

Dies trifft die coronarerkrankten Mitglieder sehr, weil sie den für ihre Gesundheit wichtigen, ärztlich überwachten Rehasport nicht ausüben können.

Die ballsporttreibenden Abteilungen haben den Wettkampf-/ Spielbetrieb, teilweise noch vor einer Entscheidung der Fachverbände, abgesagt, um ihre Spielerinnen und Spieler zu schützen.

Leider musste eine mit hohem Aufwand organisierte Veranstaltung der Kanuabteilung, die Deutschen Meisterschaften im Kanu Wildwasserrennsport, auch kurzfristig aufgrund der Pandemieentwicklung abgesagt werden.

Im Rahmen der geplanten Veranstaltung sollten auch die luxemburgischen und die belgischen Meisterschaften stattfinden.

Die Schwimmabteilung war aufgrund der Schließung des Schwimmbades und der später erfolgten extremen Hygienevorschriften auch sehr betroffen.

Unsere Yogalehrerin hat erstmals einen Yoga-Kurs online angeboten.

Außergewöhnlich war sicherlich auch das Judotraining auf dem Sportplatz.

Wie beschrieben fanden kurzfristig eingeschränkte Trainingseinheiten in den verschiedenen Abteilungen/ Sportarten, unter Anwendung der Hygienekonzepte, statt, bis wieder ein Verbot angeordnet wurde.

Dass der komplette gemeinsame Trainings-/ und Wettkampfbetrieb zum Erliegen gekommen ist, war meiner Meinung nach unerlässlich und für die Bekämpfung der Pandemie, für die Gesundheit unserer Mitglieder und der gesamten Bevölkerung, geboten.

Inwieweit kamen und kommen die Ehrenamtlichen in Ihrem Verein an Ihre Grenzen?

Elgass: Die Trainer und Übungsleiter haben mit viel Engagement versucht, sofern es möglich war, das Trainingsangebot aufrecht zu erhalten, indem sie umfangreiche Hygienekonzepte, auf ihre Trainingsgruppen zugeschnitten, entwickelt und umgesetzt haben.

Stark betroffen war u. a. zum Beispiel die Schwimmabteilung, die mit hohem Personalaufwand, wegen der extremen Hygieneauflagen- und Beschränkungen, versucht haben die Schwimmkurse durchzuführen.

In vielen Abteilungen konnte, trotz aller Anstrengungen, das Training nur stark eingeschränkt angeboten werden.

Für den geschäftsführenden Vorstand war es wichtig die anderen Verantwortlichen (Abteilungsleiter, Trainer, Übungsleiter) zu unterstützen und in Bezug auf die Pandemie und die Einhaltung der Hygienekonzepte zu sensibilisieren. Es wurden viele Gespräche mit den Verwaltungen und dem Gesundheitsamt geführt. Die Abteilungen wurden immer zeitnah auf die wechselnden Vorschriften und die aktuellen gesetzlichen Vorgaben hingewiesen.

Wie groß ist bislang quantitativ der Mitgliederschwund? In welchen (Alters-)Schichten findet er statt.

Elgass: Wie bereits erwähnt zeigten unsere Mitglieder bisher sehr viel Verständnis für die Situation. Laut Bestandsmeldung hatten wir am 1.1.2020 1563 Mitglieder und haben derzeit 1623 Mitglieder.

Da satzungsgemäß nur zum 31.12. gekündigt werden kann, warten wir einmal ab, ob es so bleibt, wobei ich davon ausgehe, dass die meisten Mitglieder im Verein bleiben.

Wie sehr bricht durch Corona die Zahl an Neuanmeldungen ein?

Elgass: Bei uns gar nicht. Wir hatten übers Jahr 2020 verteilt mehr Neuanmeldungen als Abmeldungen. Die Abmeldungen hatten keinen Bezug zu Corona.

Es war bisher, mitgliedertechnisch gesehen, ein normales Jahr.

Dazu: Welche Folgen hat Corona in Ihrem Verein für den Kinder- und Jugendsport?

Elgass: Der Stillstand des Sports im Kinder- und Jugendbereich hat wie beschrieben im Verein, die Mitgliederzahl betreffend, keine Auswirkungen. Aber ich denke, dass sich der soziale, aber auch der gesundheitliche Aspekt für manche Kinder viel schwerwiegender auswirkt.

Ein anderer Aspekt, den man nicht unerwähnt lassen sollte, betrifft die Kinder, die an unseren Schwimmkursen teilgenommen haben. Wegen der Schließung des Schwimmbades sowie den späteren Einschränkungen mussten die Kurse abgebrochen werden. Bis jetzt konnten nur zwei Kurse in Kleinstgruppen wieder aufgenommen werden.

Dies ist besonders fatal, wenn man eine Studie der DLRG betrachtet, wonach die Schwimmfähigkeit der Kinder im Grundschulalter ungenügend ist.

Und grundsätzlich gefragt: Welche Strukturen sind mittelfristig in ihrer Existenz bedroht?

Elgass: Solange sich die derzeitige Situation in unserem Verein nicht verschlechtert, die Mitglieder weiterhin dem Verein die Treue halten und insbesondere die Abteilungsleiter, Trainer und Übungsleiter mit dem bisher gezeigten Engagement weiterarbeiten, sehe ich hier im Moment keine Bedrohung.

Wie groß sind die finanziellen Belastungen für den Verein? Wodurch werden Sie konkret verursacht?

Elgass: Durch das umsichtige Wirtschaften des geschäftsführenden Vorstandes und die steigenden Mitgliederzahlen der letzten Jahre ist es bisher nicht zu außergewöhnlichen Belastungen gekommen.

Inwieweit helfen Ihrem Verein die von der Politik aufgelegten Hilfsprogramme?

Elgass: Es wurden bisher keine in Anspruch genommen.

Welche Aktionen/Entwicklungen im Corona-Jahr 2020 in Ihrem Verein machen Ihnen Mut für die Zukunft?

Elgass: Auf den Verein bezogen hoffe ich, dass wir die Pandemie so gut wie bisher überstehen und, hoffentlich im ersten Halbjahr 2021, Besserungen sowie entsprechenden Lockerungen eintreten.

Mut macht mir neben dem Verständnis der Mitglieder, dass der geschäftsführende Vorstand in den letzten Jahren seinem Führungsstil treu geblieben ist und so dafür gesorgt hat, dass wir bisher recht schadlos durch die Pandemie gekommen sind.

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