Radsport Deutschland Tour: Ein Wimpernschlag – und Schachmann jubelt!

Trier · Ein Berliner feiert bei der Deutschland-Tour den Etappensieg in Trier.

 Große Freude vor der Trierer Arena: Etappensieger Maximilian Schachmann aus Deutschland vom Team Quick-Step Floors trägt das Grüne Trikot für die Sprintwertung bei der Siegerehrung auf dem Podium.

Große Freude vor der Trierer Arena: Etappensieger Maximilian Schachmann aus Deutschland vom Team Quick-Step Floors trägt das Grüne Trikot für die Sprintwertung bei der Siegerehrung auf dem Podium.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Die Sickingenstraße in Richtung Petrisberg, fast oben. „Quäl dich!“, ruft der Herr von der anderen Seite der Spitzkehre rüber,  Und bekommt ein gejapstes „keine Kondition“ vom TV-Reporter – Schönwetter-Flachlandradler – zurück. Erst anderthalb Stunden später werden die Profis der Deutschland Tour hier durchbrechen. So schnell, dass man trotz der Steigung ganz reizüberflutet ist. Wer war das? Tom Dumoulin, oder? Der Zweite der Tour de France hat allein ein Dutzend Fans im Tom-Trikot auf der Trierer Höhe versammelt. Die niederländische Gruppe ist schon früh vor Ort. Aber nach und nach wird es auf dem vom RV Schwalbe Trier top-organisierten Fan-Fest immer voller. Hunderte Zuschauer kehren der schönen Aussicht – dem Trier-Panorama – den Rücken. Schließlich läuft auf Großleinwand die Live-Übertragung von SWR, SR, WDR und HR. Und die klingt auf der anspruchsvollen zweiten Etappe von Bonn nach Trier (196 Kilometer) praktisch wie ein knapp zweistündiger Imagefilm für die Region Eifel, Mosel, Trier. „Es wird malerisch, wunderschöne Bilder“, schwärmt der Kommentator, als das Feld kurz vor Klausen ist. Und:  „Kurz vor Trier wird’s einen heftigen Schlagabtausch geben.“

Das Postkarten-Idyll von der Hubschrauber-Kamera ist das eine, das war vorauszusehen. Der extrem spannende Rennverlauf mit Happy End für einen deutschen Fahrer nicht unbedingt. Der Berliner Maximilian Schachmann vom Team Quick-Step siegte mit einem Wimpernschlag Vorsprung vor dem Slowenen Matej Mohoric nach Zielfoto-Entscheid.

 Passend kostümierte Fans im Zielbereich in Trier und beim Fan-Fest des RV Schwalbe auf dem Petrisberg.

Passend kostümierte Fans im Zielbereich in Trier und beim Fan-Fest des RV Schwalbe auf dem Petrisberg.

Foto: TV/Andreas Feichtner
 24.08.2018, Radsport: UCI Europaserie - Deutschland Tour, Bonn - Trier (196,00 km), 2. Etappe:  Zwei webliche Fans warten im Zielbereich in Trier. Foto: Harald Tittel/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

24.08.2018, Radsport: UCI Europaserie - Deutschland Tour, Bonn - Trier (196,00 km), 2. Etappe:  Zwei webliche Fans warten im Zielbereich in Trier. Foto: Harald Tittel/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Harald Tittel

„Das war unglaublich schnell am letzten Berg. Da hat mein Team abgeliefert“, kommentierte er gleich nach seinem Etappensieg – Schachmann gilt nun als Favorit auf den Gesamtsieg am Sonntag in Stuttgart. „Es ist für mich etwas ganz Besonderes, hier zu gewinnen. Ich habe mir heute keine großen Fehler erlaubt, hatte gute Beine und freue mich, dass ich die hervorragende Arbeit meines Teams vollenden konnte“, sagte Schachmann nach seinem Sieg an der Arena. Der 24-Jährige hatte dabei starke Konkurrenz, die gezeigt hat, dass sie die Neuauflage der Deutschland-Tour nach zehn Jahren Abstinenz durchaus ernst nimmt. Sowohl der Tour-de-France-Zweite Tom Dumoulin (er wurde Dritter) als auch der französische Top-Fahrer Romain Bardet lieferten heftige Gegenwehr – nach der Deutschland-Tour-Halbzeit, die absolut Lust auf mehr macht. Ebenfalls ganz stark unterwegs war Nils Politt aus Hürth vom Team Ka­tusha-Alpecin als Vierter. „100 Meter vor dem Ziel hatte ich einen kurzen Krampfansatz und musste mich noch einmal hinsetzen. Max war heute extrem stark. Er ist heute der verdiente Sieger“, sagte Politt, der in der Gesamtwertung mit zehn Sekunden Rückstand auf Schachmann auf Platz vier liegt - und der damit ebenfalls Chancen auf den Gesamtsieg hat. Kleiner Wermutstropfen: Einer der großen Namen im deutschen Radsport schaffte es nur als Kreide-Zeichnung auf die Sickingenstraße: Für Top-Sprinter Marcel Kittel geht die Seuchen-Saison weiter. Schon am Abend nach der ersten Etappe stand fest, dass die Deutschland-Tour für ihn vorbei sein würde. „Es ist frustrierend und unheimlich enttäuschend, die Deutschland-Tour auf diesem Weg verlassen zu müssen. Das tut richtig weh“, sagte Kittel. „Ich werde mir die Zeit nehmen, um mich richtig durchchecken zu lassen“, sagte er in der ARD. Für die Trierer geht es am Samstag gleich weiter mit Radsport hautnah. Ab 11.55 Uhr geht es von der Porta Nigra aus auf die 3. Etappe nach Merzig. Der scharfe Etappenstart ist aber erst kurz vor der Stadt-Ausfahrt in Richtung Konz. Die Etappe geht über Konz, Saarburg und Serrig ins Saarland – wo noch einige Umwege gefahren werden, um es auf eine Etappenlänge von 177 Kilometern zu bringen.

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