TG Konz „Wir (der Sport) sind Bestandteil der Lösung und nicht des Problems.“

Konz · Wie sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie? Und wie geht’s weiter? Der TV hat bei der TG Konz nachgefragt. Der Vorsitzende Hans-Joachim Schalm beschreibt die Lage.

Die TG Konz in der Corona-Krise: „Wir (der Sport) sind Bestandteil der Lösung und nicht des Problems.“
Foto: Verein/privat

Hätten Sie sich vom jüngsten Bund-Länder-Treffen kurzfristige Lockerungen für den Sport gewünscht? Wenn ja: Welche?

Schalm: Die Wiederaufnahme einer breitensportlichen Betätigung. Die hat zuvor mit den einschlägigen Maßregelungen funktioniert, zu verdanken den spezifischen Hygienekonzepten sowie dem disziplinierten und verantwortlichen Verhalten der Beteiligten. Das hätte fortgesetzt werden können. Es ist uns im Verein aus der Breitensportszene kein Infektionsfall zur Kenntnis gelangt, schon gar nicht ein Infektionsherd. Wo es ums Geld geht, Profisport, wird´s möglich gemacht, das wird als ungerecht empfunden. Und dort sind Infektionen bei Protagonisten aufgetreten.

Welche längerfristige Perspektive für den Amateur- und Breitensport ins nächste Jahr hinein hätten Sie sich erwartet?

Schalm: Unter wohlwollender Anpassung an die jeweilige C-Lage Eröffnung Zug um Zug von Möglichkeiten der sportlichen Aktivitäten in den Amateurvereinen für Breiten und Freizeitsport. Wir sind nach wie vor einsichtig, die Einschränkungen mitzutragen.

Was sagt Ihr Bauchgefühl: Wie geht’s ab Januar weiter?

Schalm: Ich befürchte, so kurzfristig wird es nicht besser. In die Impfungen setzte ich große Hoffnungen.

Welche Auswirkungen hat das Corona-Jahr 2020 bislang konkret für Ihren Verein?

Schalm: Im ersten Lockdown gab es relevante Austritte. Nach der anschließenden Sommerlockerung führte der Drang nach sportlicher Betätigung ziemlich spontan zu Wiedereintritten. Die Gesamtsituation erfordert – nach wie vor – große vereinsorganisatorische Aufwendungen: Anpassung an die jeweilige Verordnungslage, unstetige Mitgliederverwaltung, Organisation der Kurzarbeit, Ausbau der Digitalisierung, Schaffung von (virtuellen) Alternativangeboten – Vieles darunter ist Neuland für uns. Die jährliche Mitgliederversammlung muss auf das kommende Jahr verschoben werden. Geschäftsbericht und Kassenprüfbericht liegen allerdings vor.

Inwieweit kamen und kommen die Ehrenamtlichen in Ihrem Verein an Ihre Grenzen?

Schalm: Unsere Ehrenamtlichen haben sich sehr kooperativ gezeigt und zudem kreativ diverse Aktionen angeboten. Sie haben im Hintergrund die Kontakte zu ihren Gruppen gepflegt und somit einen großen Beitrag zum Zusammenhalt geleistet. Das gehört eigentlich zu den Wesensmerkmalen des Ehrenamtes. Hier geben alle ihr Bestes. Mühe bereitete es mitunter, die unterschiedlichen Regelungen auf örtlicher Ebene zu verstehen.

Wie groß ist bislang quantitativ der Mitgliederschwund? In welchen (Alters-)Schichten findet er statt?

Schalm: Wir könnten es spezifizieren, möchten uns jedoch im vorliegenden Zusammenhang die Mühe ersparen. Über alle Schichten verzeichneten wir einen Schwund von ca. 10%, der allerdings beim Wiederaufleben des Sports wieder zurückgegangen ist. Viel wichtiger ist uns die Feststellung, dass die große Mehrheit der TG die Treue gehalten hat, und Einsicht zu den Umständen zeigt, ja auch gelegentliche aufmunternde Zusprüche zu vernehmen sind.

Wie sehr bricht durch Corona die Zahl an Neuanmeldungen ein?

Schalm: Die Verordnungsvorgabe ließ nur das Training von geschlossenen Gruppen zu, so dass wir kein Probetraining für Neuinteressierte anbieten konnten. Von einem „Einbruch“ dadurch würde ich aber nicht sprechen wollen.

Dazu: Welche Folgen hat Corona in Ihrem Verein für den Kinder- und Jugendsport?

Schalm: Das ist momentan nicht konkret absehbar. Bei den Kindern kommt es auch auf die Eltern an, ob und wie sie ihre Kinder bei der Stange halten. Für den weiteren Verlauf erkennen wir bei den Jugendlichen ein gewisses Problem im Individual-Leistungssport (beispielsweise Leichtathletik): Mangels eines gelenkten regelmäßigen Trainingsablaufs schwindet das Leistungsniveau und damit auch die Motivation zum Wiedereinkehren und letztlich zum Weitermachen im Verein. Jugendliche sind geneigt, da spontan zu handeln. Anders bei einer Spielmannschaft, die findet leichter wieder zusammen.

Und grundsätzlich gefragt: Welche Strukturen sind mittelfristig in ihrer Existenz bedroht?

Schalm: Das möchte ich nicht spezifizieren, sondern insgesamt betrachten. Im Falle des Fortbestehens des Stillstands auf mittelfristige Zeiträume sehe ich schon die Gefahr, dass der Zusammenhalt aufbröckelt und dadurch existenzbedrohliche Zustände auf uns zukommen können. Das darf nicht sein. Denn der Freizeit- und Amateursport hat sich bislang als diszipliniert und verantwortungsvoll erwiesen. Wie sagt DOSB-Chef Hörmann im Volksfreund vom 25. November so zutreffend: „Wir (der Sport) sind Bestandteil der Lösung und nicht des Problems.“

Wie groß sind die finanziellen Belastungen für den Verein? Wodurch werden Sie konkret verursacht?

Schalm: Spürbar sind die Einbrüche bei den Mitgliedsbeiträgen, in gewissem Rahmen auch bei den Spenden und Werbungseinnahmen.

Inwieweit helfen Ihrem Verein die von der Politik aufgelegten Hilfsprogramme?

Schalm: Wir prüfen das. Das Antragsverfahren ist ziemlich normiert und aufwändig. Die Anspruchsberechtigung ist eingeengt. Insgesamt muss der Aufwand für die Antragstellung im vernünftigen Verhältnis stehen zu den zu erwartenden Fördermitteln. Das ist auf Anhieb nicht zu erkennen.

Welche Aktionen/Entwicklungen im Corona-Jahr 2020 in Ihrem Verein machen Ihnen Mut für die Zukunft?

Schalm: Vorerst ist es noch der Rückhalt bei unseren Mitgliedern und den Akteuren, die zwischendurch aktiv bleiben. Denn Licht aus und Tür zu geht auch nicht im Lockdown. Erst recht nicht bei einem größeren Verein wie der TG Konz. „Es gibt immer was zu tun.“

Und um es zu wiederholen, bei den zu erwartenden Impfungen tut sich ein Zeitfenster auf, das einem schon Mut machen kann.

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