Sportler des Jahres Eine Institution erfindet sich immer wieder neu

Baden-Baden · Seit 1947 gibt es die Wahl zu Deutschlands Sportlern des Jahres. Über die Faszination eines Dauerbrenners.

  Die Sportler des Jahres müssen auch immer wieder spontan sein – so wie Skispringer Markus Eisenbichler, der am Sonntagabend zum Schuhplatteln aufgefordert wurde.

Die Sportler des Jahres müssen auch immer wieder spontan sein – so wie Skispringer Markus Eisenbichler, der am Sonntagabend zum Schuhplatteln aufgefordert wurde.

Foto: dpa/Patrick Seeger

Es ist schon bemerkenswert. Das ZDF,  das ansonsten in mehrstelligen Millionen- und Milliarden-Dimensionen denkt und agiert, hängt sich von Jahr zu Jahr an die Wahl zu Deutschlands Sportlern des Jahres, die von der dreiköpfigen ur-schwäbischen Familie Dobbratz aus dem 3500-Seelen-Örtchen  Bempflingen im Landkreis Esslingen ausgerichtet und in der heißen Organisations-Phase von rund 30 Personen tatkräftig begleitet wird.

ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann begründete die langjährige Verbundenheit des Senders nach der Proklamation der Besten des Jahres 2019 während der Pressekonferenz mit den Siegern und mit Klaus Dobbratz, dem Chef der veranstaltenden Internationalen Sportkorrespondenz: „Wir messen unser Engagement nicht an Einschalt-Quoten.  Unsere Zusammenarbeit ist seit vielen Jahren auf respektvoller, vertrauensvoller Basis gebaut. Auch weil wir wissen, dass wir uns mit einem Produkt identifizieren, das in jedem Jahr mit Herzlichkeit, Witz und dem Aufzeigen ungekünstelter Emotionen so wunderbar in diese Zeit und zu unserem Auftrag passt.“

Das Besondere: Für die Wahl  kann man sich nicht einkaufen, keine Karte erwerben. Für das illustre Fest erhält man eine Einladung. Weil man aufgrund seiner Leistungen, seiner Reputation und seiner Präsenz über Jahre und Jahrzehnte hinweg dazugehört.

Dass eine Idee, die zwei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in die Tat umgesetzt wurde, von ihren Grundzügen her immer noch existieren kann, ist nicht selbstverständlich. Nicht mit schriller, sondern mit dezent passender Kosmetik wird die Sportlerwahl immer wieder aufgefrischt. Das Prinzip aber, das einst Klaus Dobbratz‘ Vater Kurt erfunden hatte, wird beibehalten: Deutschlands Sportjournalisten wählen die ihrer Meinung nach Besten eines Jahres  die dann in festlichem Rahmen in Baden-Baden-Baden geehrt werden.

Die Wahl zu Deutschlands Sportlern des Jahres ist ein Unterhaltungsformat,  dem Marktschreierisches fremd ist.  Der „Oscar des Deutschen Sports“ hat seinen festen Platz. Und deswegen heißt es auch im nächsten Jahr wieder: „Alle für Einen. Alle für (den) Oscar.“

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