Eintracht Trier Für Dylan Esmel geht‘s zurück in die Zukunft

Trier · Der 23-Jährige war auf dem Weg in den Profi-Fußball, ehe ihn ein Kreuzbandriss rund zwei Jahre lang ausbremste. Nun will der Offensivakteur seiner Karriere beim SVE wieder neuen Schwung verleihen. Am Sonntag kehrt er an den Ort zurück, an dem einst ein Traum wahr wurde.

 Winterneuzugang Dylan Esmel soll bei der Eintracht vor allem für Dynamik auf dem Flügel sorgen.

Winterneuzugang Dylan Esmel soll bei der Eintracht vor allem für Dynamik auf dem Flügel sorgen.

Foto: TV/Hans Krämer

Wenn der Mannschaftsbus von Eintracht Trier am Sonntag den Weg hinauf auf den Betzenberg einschlägt, werden bei Dylan Esmel Erinnerungen wach. An den 16. Dezember 2017. An sein Debüt beim FCK, damals in der zweiten Liga gegen den 1. FC Nürnberg. Das Datum markierte einen Höhepunkt in Esmels bisheriger Karriere. Der Offensivakteur, seinerzeit 19 Jahre alt, hatte sich dank starker Leistungen in der zweiten FCK-Mannschaft in der Oberliga in den Blickpunkt der Profis gespielt. FCK-Coach Jeff Strasser lud Esmel ins Training der Zweitliga-Mannschaft ein. Und nominierte ihn kurz vor Weihnachten sogleich fürs Heimspiel gegen die Franken.

„Ich war so überrascht, im Kader zu stehen. Ich wusste gar nicht, was ich sagen soll. In der Nacht vor dem Spiel war ich richtig nervös. Was mache ich, wenn ich reinkomme? Wie reagieren die Fans? Torwart Matheo Raab, der in Trier gespielt hat, und ich hatten uns nach unseren Wechseln im Sommer 2017 zum FCK gemeinsam vorgenommen, es möglichst schnell zu den Profis zu schaffen. Nun eröffnete sich mir die Tür“, erinnert sich Esmel im TV-Gespräch. Und tatsächlich: Er kam in die Partie, acht Minuten vor Schluss. Ein Traum wurde wahr.

Einige Monate und zwei weitere Kurz-Einsätze in der zweiten Liga später sollte ein Albtraum folgen. Esmel, inzwischen mit einem Profivertrag beim in die 3. Liga abgestiegenen FCK ausgestattet, riss sich im August 2018 im Training das rechte vordere Kreuzband. Eine rund zweijährige Leidenszeit begann. Mit Reha. Mit dem gescheiterten Versuch eines Comebacks im Februar 2019. Mit einer Operation. „Vor allem anfangs war es eine sehr, sehr harte Zeit. Doch ich habe nie daran gezweifelt, dass ich wieder auf den Platz zurückkehren werde“, sagt Esmel, dem der Glaube an Gott Stärke und Willenskraft gibt.

Die brauchte er auch, als der Vertrag beim FCK 2021 auslief. Esmel musste sich neu orientieren, und unterschrieb bei Rot-Weiß Koblenz in der Regionalliga Südwest. RW-Trainer Heiner Backhaus bescheinigte Esmel ein „Riesenpotenzial“, richtig zum Zug kam er aber nicht. Deshalb erfolgte nach nur einem halben Jahr der Wechsel nach Trier. Esmel: „Ich brauche Spielpraxis. In Trier habe ich sympathische und respektvolle Menschen kennengelernt. Leonel Brodersen und Sven König kenne ich schon aus meiner Zeit im Ruhrgebiet. Die Eintracht hat ein gutes Team und einen super Trainer. Wir arbeiten hart daran, den Aufstieg zu schaffen.“ Der heute 23-Jährige sagt, wieder gelöst aufspielen zu können. Der Kopf sei frei, das Zutrauen ins Knie wieder da.

Als Kind war Esmel aus seinem Heimatland, der Elfenbeinküste, nach Deutschland zu seinem Vater nachgezogen. Zunächst lebte er in Dortmund. Der Fußball half bei der Integration. Über Eintracht Dortmund und Borussia Dortmund ging’s für Esmel, dessen Onkel Ex-BVB- und HSV-Profi Guy Demel ist, in die Jugend des VfL Bochum. Dort traf er Dariusz Wosz. „Er hat mir in vielen Dingen die Augen geöffnet, etwa im Bereich der Technik“, sagt Esmel über die ,Zaubermaus‘.

Auch bei seiner nächsten Station, beim VfB Stuttgart, hatte es Esmel mit einem bekannten Coach zu tun: Domenico Tedesco. 2015 bestritt der VfB mit dem heutigen Leipzig-Coach an der Seitenlinie und Esmel im Angriff das Finale um die deutsche U-17-Meisterschaft gegen Borussia Dortmund. Die BVB-Offensive war mit Jacob Bruun-Larsen, Christian Pulisic und Felix Passlack stark besetzt, die Schwarzen-Gelben siegten mit 4:0. Klingt deutlich, so klar war es aber in Erinnerung von Esmel nicht: „Wir waren auf Augenhöhe, bis der BVB kurz nach der Pause mit Janni Serra den Sieg einwechselte. Wir haben dann binnen 14 Minuten die vier Gegentore kassiert.“

Das ist Vergangenheit. Die Gegenwart heißt Eintracht Trier. Mit dem SVE steht an diesem Sonntag beim 1. FC Kaiserslautern II das erste Nachholspiel an. Esmel, der zuletzt leichte muskuläre Probleme hatte, freut sich aufs Fritz-Walter-Stadion. Sorgen, dass er aus Versehen aus alter Gewohnheit die falsche Kabine ansteuert, hat er nicht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort