Rettungsschwimmen Olé! – Teilnehmer aus der Region räumen bei EM in Spanien ab

Kanzem/Esch/Castellón de la Plana · Magdalena Benzmüller aus Kanzem an der Saar und Tim Brang aus Esch in der Vulkaneifel gewinnen insgesamt fünf Titel bei den Junioren und Erwachsenen.

 Unerwarteter Erfolg: Magdalena Benzmüller aus Kanzem an der Saar wird Junioren-Europameisterin im Rettungsschwimmen.

Unerwarteter Erfolg: Magdalena Benzmüller aus Kanzem an der Saar wird Junioren-Europameisterin im Rettungsschwimmen.

Foto: SDI/Steph Dittschar

Eine Europameisterschaftsteilnahme oder gar eine Medaille? Daran verschwendete Magdalena Benzmüller vor wenigen Monaten nicht allzu viele Gedanken. Jetzt ist die 16 Jahre alte Schwimmerin reich dekoriert aus Spanien von den kontinentalen Junioren-Titelkämpfen im Rettungsschwimmen ins heimische Kanzem an der Saar zurückkehrt. Benzmüller wurde Europameisterin im sogenannten Leinewerfen, Vize-Europameisterin mit der deutschen 4x50-Meter-Hindernisstaffel und EM-Dritte mit der Freiwasserstaffel.

Benzmüllers Trainerin bei der DLRG Stadtkyll hatte den richtigen Riecher, als sie Benzmüller vorschlug, an den nationalen EM-Sichtungswettkämpfen teilzunehmen. „Du kannst ja mal gucken“, habe Eva Hoetgen gesagt, erzählt Benzmüller.

Im Schwimmbecken, beim Qualifikationswettkampf für die Beckenwettbewerbe in Halle an der Saale und auch im Freiwasser beim Wettkampf im belgischen Ostende präsentierte sie sich gut in Form. „Eine Nominierung habe ich aber nicht erwartet“, sagt Benzmüller. Zumal sie (bisher) nicht zum Bundeskader gehörte und deshalb im Frühjahr an Rettungssport-Wettkämpfen, die coronabedingt nur für Kaderathleten offen waren, nicht teilnehmen konnte.

Umso größer war die Freude, als die Einladung zum EM-Vorbereitungstrainingslager ins Haus flatterte. Bei der EM im spanischen Castellón de la Plana bestand das deutsche Team aus sechs Mädchen und sechs Jungen.

Zusammen mit Lea Kötter von der Lüneburger DLRG wurde Benzmüller Junioren-Europameisterin in der Disziplin Leinewerfen. Eine Person mimt dabei zwölf Meter vom Beckenrand entfernt das Opfer. „Der Partner am Rand muss auf das Startsignal die Leine zuwerfen und das Opfer rausziehen“, erklärt Benzmüller.

Die deutsche 4x50-Meter-Hindernisstaffel mit Benzmüller als Startschwimmerin gewann Silber. Dabei musste jede der vier Schwimmerinnen zwei Hindernisse untertauchen. In der Rettungssport-Königsdiszi­plin, der Freiwasserstaffel, bei der im Mittelmeer ein Parcours schwimmend, mit Rettungsbrett und -ski (einem kajakähnlichen Boot) absolviert werden musste, ließen Benzmüller und ihre drei Staffelkolleginnen nur den Französinnen und Italienerinnen den Vortritt.

Für Benzmüller ist es keine Frage: „Rettungsschwimmen ist abwechslungsreicher als normales Schwimmen.“ Zum Wassersport kam sie ursprünglich auch über die DLRG Konz. Eine Bekannte nahm sie mit zum Training. Später trainierte Benzmüller beim SSV Trier die olympischen Schwimmdiszi­plinen. Mittlerweile schwimmt sie für die SG Saar Max Ritter. In Saarbrücken kann Benzmüller an der Sportschule trainieren. Sechs bis acht Trainingseinheiten pro Woche kommen so zusammen. Immer mit Zug- und Busfahrt von Kanzem bis an den Saarbrücker Olympiastützpunkt. „Wenn ich es wegen der Schule nicht schaffe, dann trainiere ich auch alleine in Trier“, erklärt die Oberstufen-Schülerin des Konzer Gymnasiums.

Und wie lauten Benzmüllers weitere Ziele? „Klar wäre es schön, 2022 noch einmal im Junioren-Nationalteam starten zu können.“

 Tim Brang aus Esch in der Vulkaneifel gewann bei der EM im Rettungsschwimmen vier Titel.

Tim Brang aus Esch in der Vulkaneifel gewann bei der EM im Rettungsschwimmen vier Titel.

Foto: DRE/Daniel-André Reinelt

Sein facebook-Profilbild spricht Bände. Es zeigt einen im Wasser tauchenden Menschen, der als Schatten das Abbild eines Hais auf den Beckenboden wirft. Tim Brang liebt es, sich wie die majestätischen Meeresbewohner elegant, mit viel Vortrieb und gutem Rhythmus durchs Wasser zu bewegen.

Die Ästhetik ist das eine, die Geschwindigkeit das andere. Und da ist der 23-Jährige flott unterwegs. So schnell, dass der aus Esch in der Vulkaneifel stammende Sportler bei der Europameisterschaft im Rettungsschwimmen gleich vier Becken-Titel in der offenen Altersklasse einheimste und damit bester Starter im deutschen Team war. Brang wurde im spanischen Castellón de la Plana nahe Valencia Europameister in seinen beiden Spezialdisziplinen (100 Meter Retten mit Flossen, 100 Meter Retten mit Flossen und Gurtretter) sowie als Teammitglied der 4x50-Meter-Lifesaver-Staffel und bei der Simulierten Rettungsübung.

Was verbirgt sich dahinter? In den 100-Meter-Wettbewerben muss der Rettungsschwimmer jeweils eine ziemlich schwere Puppe bergen und bis zum Ziel schleppen – mal mit und mal ohne Gurtretter.

In der Staffel absolviert der Startschwimmer  50 Meter Freistil. Der zweite Rettungssportler schwimmt 50 Meter Freistil mit Flossen und holt eine Puppe an die Wasseroberfläche. Das dritte Staffelmitglied wartet im Wasser am Beckenrand, bis der Kopf der Puppe die Wasseroberfläche durchbrochen hat. Dann schleppt er sie 50 Meter weit. Der Schlussschwimmer trägt Flossen und startet im Wasser, wo er die Puppe aufnimmt und über die letzten 50 Meter ins Ziel schleppt.

Bei der Simulierten Rettungsübung wird ein Unfallszenario mit sieben bis 14 ,Opfern’ im und am Wasser erstellt. Ein Team von vier Rettungsschwimmern muss die Situation erkennen, bewerten und innerhalb von zwei Minuten so vielen Opfern wie möglich helfen.

Brang lernte bei der DLRG Jünkerath einst das Schwimmen. Als er merkte, dass dieser Sport ihm liegt, wechselte er zum Schwimmverein nach Gerolstein und später zum SSV Trier. Parallel war er auch Leichtathlet bei der LG Vulkaneifel – auch dort entpuppte er sich schnell als Sprint-Talent.

Nach seinem Abitur am Gymnasium Steinfeld bei Kall ging Brang für ein halbes Jahr nach Australien. Das professionelle Training in einer Gruppe (zwei Mal zwei Stunden täglich) an der Gold Coast prägte Brang. Nach der Rückkehr nach Deutschland kam er in die Sportfördergruppe der Bundeswehr, der er aber studienbedingt den Rücken kehren musste. Seit 2019 studiert er Maschinenbau an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in Sankt Augustin.

Als Rettungssport-Athlet war Brang eher ein Spätstarter – mit seinen 23 Jahren zählt er bei den Erwachsenen aktuell noch eher zu den Jüngeren.

„90 Prozent des Trainings für den Rettungssport sind klassisches Schwimmtraining. Die restlichen zehn Prozent wende ich fürs Training mit Flossen auf“, sagt Brang, der auf ein wöchentliches Pensum von bis zu 20 Stunden im Wasser kommt. Hinzu kommen Einheiten auf dem Fahrrad-Ergometer.

Als Sprinter-Typ ist er im Rettungssport ein Mann für die Becken-Disziplinen – und weniger für die Wettbewerbe im offenen Meer.

„Wenn ich nicht im Wasser bin, fehlt mir etwas“, sagt Brang, der derzeit ein Praxissemester bei VW in Wolfsburg absolviert. Kein Wunder, dass er schon jetzt dem Jahr 2022 entgegenfiebert. In Spanien hat er nämlich nicht nur bei der EM kräftig abgeräumt, sondern mit seinen erzielten Zeiten in den 100-Meter-Rettungswettbewerben die Qualifikation für die World Games 2022 in Birmingham/Alabama geschafft. Dort stehen Sportarten auf dem Programm, die nicht bei Olympischen Spielen ausgetragen werden, aber dennoch eine hohe weltweite Verbreitung haben.

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