Fußball-Oberliga Trainer-Umfrage: Lasset die Psycho-Spielchen beginnen
Trier · Wer wird Meister? Wer wird Zweiter? Wie sind die eigenen Ambitionen? In einer TV-Umfrage unter den Trainern der Topteams ist alles dabei: Angriffslust, Untertreibung und absolute Defensive.
In der Fußball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar trennen die Mannschaften zwischen Platz eins und Platz sechs vor Beginn der Restsaison lediglich fünf Punkte. Es geht also eng zu im Kampf um den Aufstieg. Da der 1. FC Kaiserslautern II (aller Voraussicht nach) und die SV Elversberg II (sicher) nicht aufsteigen dürfen, wollte der TV von den Trainern der anderen vier Topteams wissen, was Sache ist. Wie läuft’s in den eigenen Reihen? Und wer hat das Zeug, als Meister oder Zweiter (über eine Relegation) in die Regionalliga Südwest aufzusteigen.
Komplett will keiner des Quartetts die Karten auf den Tisch liegen. Die Psycho-Spielchen beginnen.
1) So verlief unsere Winter-Vorbereitung:
Sascha Meeth, Trainer TSV Schott Mainz, 1., 38 Punkte): „Grundsätzlich sind wir mit dem Verlauf der Wintervorbereitung sehr zufrieden. Die Jungs haben in den Trainingseinheiten sehr hart und konzentriert gearbeitet. Auch in den meisten Vorbereitungsspielen haben wir vernünftig abgeliefert.
Als problematisch könnte sich mit Blick auf den harten Auftakt mit den beiden Auswärtsspielen in Kaiserslautern und in Koblenz sowie dem Heimderby gegen Hassia Bingen die personelle Situation darstellen. Ausnahmslos alle unsere erfahreneren Spieler konnten die Vorbereitung nicht komplikationslos bestreiten und werden noch einige Zeit brauchen, um topfit zu sein.“
Josef Cinar (Trainer Eintracht Trier, 3., 36 Punkte): „Wir sind einverstanden mit dem bisherigen Verlauf. Ganz wichtig ist, dass wir verletzungsfrei geblieben sind. Wir konnten alle Einheiten absolvieren. Die Testspiele verliefen größtenteils zufriedenstellend.
Kristjan Glibo (Trainer Wormatia Worms, 5., 33 Punkte): „Wir haben viel für die Fitness getan, an der Taktik gearbeitet und in den Testspielen einiges ausprobiert. Aber den Verlauf der Vorbereitung sollte man nicht zu hoch hängen. Wir wollen gut aus den Startlöchern kommen und bereit sein.“
Anel Dzaka (Trainer TuS Koblenz, 6., 33 Punkte): „Teils lief die Vorbereitung gut, teils nicht so gut. Wir haben mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. Nach seinem Innenbandriss ist Michael Stahl noch immer nicht auf dem Platz. Leon Gietzen muss auch noch passen. Lukas Szymczak laboriert an einer Entzündung im Fuß.
Ich hatte teilweise nicht so viele Spieler im Training. Wir haben ohnehin einen kleinen Kader. Uns ist klar, dass wir nach der Insolvenz andere Rahmenbedingungen als andere Vereine haben.
Aber wir schauen nach vorne. Die Jungs, die da sind, arbeiten fleißig.“
2) Das läuft gut bei uns – und das muss besser werden:
Sascha Meeth (TSV Schott Mainz): „Als sehr gut bezeichne ich definitiv unseren Zusammenhalt im Team. Der gesamte Kader ist extrem lernwillig und fokussiert, die Stimmung in dieser Saison blendend. Außerdem, so denke ich, stehen wir gut auf dem Platz, haben eine gute Struktur und Ordnung im Positionsspiel. Es kann ja auch nicht nur Glück sein, dass wir nach dem 19. Spieltag in dieser starken Oberliga ganz oben stehen.
Da wir uns zu 100 Prozent als Ausbildungsmannschaft sehen und definieren, müssen wir uns in quasi allen Teilen weiterentwickeln. Das Schöne für mich als Trainer ist hierbei, dass die Jungs genau dort ansetzen und sich auch stetig weiterentwickeln möchten.“
Josef Cinar (Eintracht Trier): „Wir konnten unsere Grundlagen weiter verbessern und haben die Basis im athletischen Bereich gelegt, um topfit in die Restrunde zu starten. Teamgeist und Geschlossenheit sowohl auf als auch abseits des Platzes stimmen.
Grundsätzlich müssen wir uns in allen Bereichen verbessern. Chancenverwertung/Effektivität wird ein Schlüssel für uns sein, aber auch die Arbeit gegen den Ball. Wir müssen noch kompakter stehen und weniger Torchancen zulassen. Und was aus meiner Sicht sehr wichtig ist. Wir müssen aus unseren Fehlern lernen.“
Kristjan Glibo (Wormatia Worms): „Wir haben eine junge und hungrige Mannschaft mit tollem Teamgeist. Vorne sind wir immer für ein Tor gut, aber jetzt müssen wir auch mal hinten die Null schätzen lernen. Auswärts wollen wir besser punkten als in der Hinrunde.“
Anel Dzaka (TuS Koblenz): „Wir haben mit Torwart Dieter Paucken und Spielern wie Michael Stahl und Daniel von der Bracke eine sehr stabile Defensivachse. Es ist nicht einfach, gegen uns Tore zu erzielen.
Im Ballbesitz haben wir uns eine taktische Variabilität erarbeitet. Uns zeichnen zudem die mannschaftliche Geschlossenheit und eine tolle Mentalität aus.
Arbeiten müssen wir an der letzten Entschlossenheit vor dem gegnerischen Tor. Mit präziseren letzten Pässen oder Flanken müssen wir manche Situationen besser ausspielen. Wir müssen eine größere Gier auf Tore entwickeln.“
3) So stehen unsere Chancen auf den Aufstieg:
Sascha Meeth (TSV Schott Mainz): „Das Meisterschaftsrennen ist so offen wie selten zuvor in den vergangenen Jahren. Bei den paar Pünktchen Unterschied haben alle Mannschaften bis mindestens Dudenhofen auf Platz acht quasi die identischen Chancen auf den Titel.
Klar haben wir momentan wenige Zähler mehr auf dem Konto als beispielsweise Kaiserslautern II, Trier, Worms oder Koblenz, dafür haben die genannten vier Teams teilweise professionelle Strukturen, beschäftigen Trainer oder Spieler hauptberuflich. Davon und von diesen Vorteilen sind wir meilenweit entfernt.“
Josef Cinar (Eintracht Trier): „Unsere Chancen stehen 50:50. Das sagt auch die Tabelle aus. Ich bin davon überzeugt, dass wir uns im Vergleich zur Hinrunde steigern werden.“
Kristjan Glibo (Wormatia Worms): „Bei unserer jungen und neu zusammengestellten Mannschaft muss alles passen. Dass wir oben dabei sind, spricht jedenfalls für das Team. Damit konnte man im Sommer beim Trainingsstart mit gerade mal acht Spielern nicht rechnen.“
Anel Dzaka (TuS Koblenz): „Wir beschäftigen uns nicht mit dem Aufstieg. Natürlich wollen wir immer gewinnen. Aber wir müssen realistisch und demütig bleiben.“
4) Oberliga-Meister wird:
Sascha Meeth (TSV Schott Mainz): „Wenn ich mich festlegen muss, tippe ich auf den 1. FC Kaiserslautern II, da die Pfälzer spätestens mit der festen Eingliederung einiger Profis aus dem Drittligakader wahnsinnige Qualität und Erfahrung besitzen und unter vollprofessionellen Bedingungen arbeiten können.“
Josef Cinar (Eintracht Trier): „Das ist schwierig vorherzusagen. Worms, Schott Mainz und wir sind Favoriten auf die ersten drei Plätze.
Schott Mainz hat eine oberligaerfahrene Mannschaft mit viel spielerischer Qualität, die nun schon längere Zeit die Liga dominiert. Worms ist für mich mit der Topfavorit. Die Mannschaft hat eine unheimliche Wucht und sehr viele regionalligaerfahrene Spieler. Und man sieht an den Transfers, dass die Wormatia alles daran setzen wird, dieses Jahr aufzusteigen. Zu uns möchte ich nichts weiter sagen.“
Kristjan Glibo (Wormatia Worms): „Die konstanteste Mannschaft.“
Anel Dzaka (TuS Koblenz): „Schwer zu sagen. Ich sage mal TSV Schott Mainz. Im Kern spielt das Team schon länger zusammen. Zudem hat der Verein gute Rahmenbedingungen.“
5) Und auf Platz zwei landet ...:
Sascha Meeth (SV Schott Mainz): „Trier, Elversberg II, Worms, Koblenz, Gonsenheim, Dudenhofen oder wir.“
Josef Cinar (Eintracht Trier): „Einer der drei Teams Mainz, Worms und Trier (Begründung: siehe Punkt 4).“
Kristjan Glibo (Wormatia Worms): „Das wird sich erst ganz am Schluss entscheiden, und dafür gibt es viele Kandidaten.“
Anel Dzaka (TuS Koblenz): „Ich würde sagen: der 1. FC Kaiserslautern II. Die Mannschaft hat sehr viel Qualität, auch in der Breite.“