Regionaler Handball Dejan Dobardzijev – ein Weltenbummler bei der HSG Hunsrück

Kleinich · Der Serbe war 20 Jahre lang Handball-Profi – unter anderem im Libanon, in Ungarn, in den Vereinigten Arabischen Emiraten, in Norwegen. Was der aktuelle Trainer der ersten Herren-Mannschaft der HSG Hunsrück erlebt hat, wie ihn der einstige ,Magier‘ Vlado Stenzel nach Deutschland lotste, und warum er gleich zwei Lehrer-Jobs hat.

 Zweimal ,D‘: Dejan Dobardzijev trainiert seit dieser Saison die erste Herrenmannschaft der HSG Hunsrück. Der 45-Jährige ist als Handball-Profi einst weit herumgekommen. Seine erste Station in Deutschland war der HSC 2000 Coburg – aus dieser Zeit stammt die Autogrammkarte (siehe Bild unten).

Zweimal ,D‘: Dejan Dobardzijev trainiert seit dieser Saison die erste Herrenmannschaft der HSG Hunsrück. Der 45-Jährige ist als Handball-Profi einst weit herumgekommen. Seine erste Station in Deutschland war der HSC 2000 Coburg – aus dieser Zeit stammt die Autogrammkarte (siehe Bild unten).

Foto: HSG Hunsrück

Wer als Fußballer über zwei Jahrzehnte hinweg in verschiedenen ersten Ligen gespielt hat, dürfte in vielen Fällen finanziell ausgesorgt haben. In anderen Sportarten sieht das anders aus. Dejan Dobardzijev war 20 Jahre lang Handball-Profi. Auf die faule Haut legen kann sich der 45-Jährige aber nicht. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich habe nichts verdient. Das reicht aber nicht, um jetzt nicht mehr arbeiten gehen zu müssen“, sagt der gebürtige Serbe, der seit dieser Saison den Herren-Handball-Rheinlandligisten HSG Hunsrück trainiert.

Und überhaupt: die Füße hochlegen wäre ohnehin nicht das Ding des 1,96 Meter großen Kraftpakets. Dobardzijev stammt aus Vranje im Südosten Serbiens. Als Jugendlicher war er nach eigenem Bekunden ein sehr guter Basketballer, sattelte dann auf Handball um. Mit 17 Jahren unterschrieb sein Vater für ihn den ersten Profivertrag. Parallel studierte Dobardzijev Sport: „Mein Papa hat darauf bestanden, dass ich meine Heimatstadt erst verlasse, wenn ich einen Abschluss in der Tasche habe. Damals habe ich das nicht verstanden. Jetzt – nach meiner Karriere – weiß ich zu schätzen, dass er das damals so gesagt hat. Vielen Profisportlern gelingt es nicht, nach der Karriere die richtige Ausfahrt zu einem neuen Weg im Leben zu finden. Mir ist es dank des Rats meines Papas gelungen.“

Der Diplom-Sportlehrer arbeitet aktuell gleich an zwei Schulen, weil er in Serbien ,nur‘ ein Fach studiert hat – er ist an der Freien Waldorfschule in Kastellaun und an der Privaten Rackow-Schule in Frankfurt tätig. Mit seiner Frau und seinen beiden 13-jährigen Zwillings-Mädchen lebt Dobardzijev in Bingen. Das heißt: Viel pendeln zur Arbeit – und zum Handballtraining bei der HSG Hunsrück.

Als er mit 22 Jahren seinen Uni-Abschluss in der Tasche hatte, zog der Rückraumspieler in die weite Handball-Welt. Nach Abu Dhabi, nach Beirut (dort war er in der asiatischen Club-Champions-League erfolgreich), nach Budapest, nach Oslo. Einprägsam war vor allem die Zeit im Libanon. „Die Innenstadt von Beirut war damals schöner als die von Paris – da wurde enorm viel Geld investiert. Sobald man aber auch nur ein paar Kilometer rausfuhr, gab’s viel Armut. Die sozialen Unterschiede waren extrem.“

2011 wechselte Dobardzijev aus Norwegen nach Deutschland. Strippenzieher damals war Vlado Stenzel, als Coach 1972 Olympiasieger mit Jugoslawien und 1978 Weltmeister mit Deutschland. Dobardzijev: „Der Drittligist Coburg hatte Interesse. Ich wusste nicht so recht, ob der Schritt nach Deutschland der richtige für mich ist. Vlado hat mir Flugtickets besorgt, mich in Frankfurt abgeholt und ist mit mir nach Coburg gefahren. Nachdem ich dort alles gesehen habe, wusste ich: ,Ja, ich mache es‘.“

Handball: Dejan Dobardzijev - ein Weltenbummler bei der HSG Hunsrück
Foto: -

Dobardzijev spielte für den dortigen HSC, später noch für Springe und den Zweitligisten HG Saarlouis, eher er mit Ende 30 als Aktiver Schluss machte. Der Serbe wurde Trainer, coachte unter anderem Kirn und Kastellaun/Simmen. Seit dieser Saison steht er bei den Herren der HSG Hunsrück in der Verantwortung. Mit ihm verbunden ist der Wunsch, in die Oberliga zurückzukehren. In dieser Saison dürfte das nicht gelingen, auch wenn Dobardzijev das Duell mit Tabellenführer Koblenz noch nicht ganz abgeschrieben hat. Und wie sieht es nächste Saison aus? Dem Vernehmen nach wird Dobardzijev an Bord bleiben, eine Mitteilung des Vereins steht noch aus. Grundsätzlich sagt der 45-Jährige: „Um ein Saisonziel zu erreichen, müssen 1000 Sachen zusammenpassen.“ 

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort