Regionaler Handball Corona: Saarburgs Rückzug und die Folgen

Saarburg · Die Fortuna, die ihre Teams wegen der angespannten Corona-Lage vom Spielbetrieb zurückgezogen hat, kritisiert die Verbandsspitze. Dort gibt es weiteren Redebedarf – denn auch andernorts rumort es.

 Die Corona-Pandemie lässt auch die Handballer nicht los. Im Verband Rheinland gehen die Meinungen zur Saisonfortsetzung auseinander.

Die Corona-Pandemie lässt auch die Handballer nicht los. Im Verband Rheinland gehen die Meinungen zur Saisonfortsetzung auseinander.

Foto: dpa/Stefan Sauer

In seinem Neujahrsgruß findet Marco Hausen, der Vorsitzende des TuS Fortuna Saarburg, eindringliche Worte: „Im Handball wird es immer wichtiger werden, dass der unglaublich tolle Sport mit einer großen Historie in Saarburg wieder mehr an Zugkraft gewinnt. Gerade Kinder und Jugendliche müssen wir alle wieder mehr vom Handball-Sport begeistern.“

In diesem Bestreben sieht sich die Fortuna-Handball-Abteilung aber erstmal ausgebremst. Grund: die aktuelle Omikron-Welle. Die nach oben schnellenden Corona-Fallzahlen haben die Fortuna zu einer drastischen und schmerzhaften Entscheidung gebracht: Mit sofortiger Wirkung hat der Club seine am Spielbetrieb teilnehmenden Mannschaften zurückgezogen (der TV berichtete bereits kurz). Betroffen sind die erste Männer-Mannschaft in der Verbandsliga sowie drei Nachwuchsteams (B-Juniorinnen, C-Junioren, D-Junioren).

Der Verein trägt die Entscheidung des Handballverbands Rheinland (HVR), nach der Anfang Dezember eingeläuteten coronabedingten Pause nun wieder den Spielbetrieb aufzunehmen, nicht mit und setzt ein weitreichendes Zeichen. „Es geht darum, Risiken zu vermeiden. Neben der Angst vor Ansteckungen sind auch mögliche Quarantänen als Kontaktpersonen ein großes Problem. In der Herren-Verbandsliga ist Handball für die Spieler ein Hobby. Daraus resultierende Quarantänen sind den Arbeitgebern nur schwer zu vermitteln“, schildert Fortuna-Handball-Abteilungsleiter Joachim Schmitt die Hintergründe. Vor allem die älteren Spieler mit Familie, die im Berufsleben stehen, hätten diese Sicht auf die Dinge, berichtet Herren-Trainer Tim Moske, nach dessen Auskunft alle Spieler im Kader geimpft sind. Doch das Verbandsliga-Team ist ein ,gebranntes‘ Kind – laut Moske musste es vor mehreren Monaten schon einmal wegen einer Infektion komplett in Quarantäne.

Da der TuS angesichts des aktuellen Meinungsbilds im Aufgebot momentan schlicht keinen Kader zusammenbekommt, um Spiele zu bestreiten, fiel der radikale Entschluss. Auch ein Aufschieben von Partien hat aus Sicht von Schmitt wenig Sinn: „Wenn wir dann im Frühjahr unter der Woche in Kastellaun ein Nachholspiel bestreiten sollen, bekomme ich auch keine Mannschaft zusammen.“

Dem Abteilungsleiter bricht es das Herz, gerade mit Blick auch auf den Jugendbereich: „Ich würde die Kinder und Jugendlichen liebend gerne weiterspielen lassen. Aber wir haben dort auch noch ungeimpfte Kinder in den Mannschaften. Sie können sich vorstellen, welche Folgen es haben könnte, wenn wir sie angesichts der aktuellen Lage durch die Gegend fahren.“

Die Fortuna stört das Vorgehen des Handballverbands Rheinland, dessen Führung per einstimmigem Beschluss die Saisonfortsetzung festgezurrt hat. Moske spricht von „egoistischen Gründen“. Schmitt sagt: „Man kann so argumentieren, wie es die Verbandsspitze tut. Doch die Corona-Lage ist momentan viel herausfordernder als zu Beginn der Unterbrechung im Dezember. Der Verband hätte meiner Meinung nach ohne Weiteres eine Abfrage unter den Vereinen starten können. Doch es wurde vorab kein Meinungsbild eingeholt. Ich vermisse bislang diesen Dialog zur Frage, wie man die Saison sinnvollerweise zu Ende bringen könnte.“

Die Folgen des Rückzugs, mit dem der TuS Fortuna Saarburg vorgeprescht ist, sind noch nicht abzusehen. Die Rechtsordnung des Deutschen Handball-Bunds sieht für das Zurückziehen gemeldeter Mannschaften Bußgelder vor, die sich im Saarburger Fall laut Schmitt auf „mehrere Hundert Euro“ belaufen würden. „Wir sind uns bewusst, dass es diese Strafen gibt. Wir müssen jetzt schauen, wie der Verband reagiert“, sagt der Abteilungsleiter.

Und theoretisch stünde die erste Herren-Mannschaft als erster Absteiger fest – es wäre der nächste Schritt zurück nach dem Rückzug aus der Rheinlandliga im Sommer 2020.

 16.01.2022, Ungarn, Budapest: Handball: EM, Vorrunde, Gruppe B, 2. Spieltag, Island - Niederlande. Kay Smits (l) aus den Niederlanden gegen Viggo Kristjansson aus Island. Foto: Tamas Kovacs/MTI/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

16.01.2022, Ungarn, Budapest: Handball: EM, Vorrunde, Gruppe B, 2. Spieltag, Island - Niederlande. Kay Smits (l) aus den Niederlanden gegen Viggo Kristjansson aus Island. Foto: Tamas Kovacs/MTI/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Tamas Kovacs
 Diese Illustration, die in den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) erstellt wurde, zeigt die ultrastrukturelle Morphologie, die Coronaviren aufweisen. Man beachte die Stacheln, die die äußere Oberfläche des Virus zieren und die bei elektronenmikroskopischer Betrachtung das Aussehen einer das Virion umgebenden Corona vermitteln. Ein neuartiges Coronavirus namens SARS-CoV-2 (Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2) wurde als Ursache für den Ausbruch einer Atemwegserkrankung identifiziert, die erstmals 2019 in Wuhan, China, festgestellt wurde. Die durch dieses Virus verursachte Krankheit wurde Coronavirus-Krankheit 2019 (COVID-19) genannt. +++ dpa-Bildfunk +++

Diese Illustration, die in den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) erstellt wurde, zeigt die ultrastrukturelle Morphologie, die Coronaviren aufweisen. Man beachte die Stacheln, die die äußere Oberfläche des Virus zieren und die bei elektronenmikroskopischer Betrachtung das Aussehen einer das Virion umgebenden Corona vermitteln. Ein neuartiges Coronavirus namens SARS-CoV-2 (Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2) wurde als Ursache für den Ausbruch einer Atemwegserkrankung identifiziert, die erstmals 2019 in Wuhan, China, festgestellt wurde. Die durch dieses Virus verursachte Krankheit wurde Coronavirus-Krankheit 2019 (COVID-19) genannt. +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: picture alliance/dpa/CDC/Alissa Eckert;Dan Higgins

Doch noch scheint das letzte Wort nicht gesprochen. Denn es rumort auch in anderen Vereinen. Laut Rainer Schneider, HVR-Vizepräsident Spieltechnik, soll am Montagabend in einer Präsidiumssitzung sowie einer Unterredung des erweiterten Präsidiums über das weitere Vorgehen diskutiert werden. Wie geht’s mit der Saison weiter? Was geschieht mit Vereinen, die zurückziehen wollen oder müssen – in puncto Bußgeldern und Abstieg? Antworten werden folgen.

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