Handball-Rheinlandliga Männer Ex-Champions-League-Akteur spielt bei der MJC Trier

Trier · Seit dieser Saison spielt der weißrussische Ex-Profi Yauhen Nestsiarenka bei der MJC Trier. Der 32-Jährige musste erstmal vorspielen, Trainer Alex Kuhfeld hatte ihn dank Youtube aber schon länger auf dem Schirm.

  Einmal Dinamo, immer Dinamo: Yauhen Nestsiarenka trägt im Training der MJC Trier Klamotten aus seiner Zeit in Minsk.

Einmal Dinamo, immer Dinamo: Yauhen Nestsiarenka trägt im Training der MJC Trier Klamotten aus seiner Zeit in Minsk.

Foto: TV/HANS-KRAEMER

Letztlich ist alles eine Frage der Perspektive. Während viele in Trier immer wieder unter dem Verkehr ächzen, sagt Yauhen Nestsiarenka: „Es ist so schön ruhig hier. Wo ich herkomme, ist es laut und verstopft – mit vielen Autos.“

Sein Vergleichsobjekt sind die Straßen der Zwei-Millionen-Metropole Minsk – der 32-Jährige stammt aus der weißrussischen Hauptstadt.

Seit rund drei Jahren lebt er in Trier – und fröhnt seit Sommer wieder seiner Leidenschaft, dem Handball. Nestsiarenka war einst Profi in seiner Heimat. Er spielte ins Minsk für die Clubs Arkatron, Dinamo und SKA, zudem unter anderem für HC Masheka. Mit den Vereinen war er international aktiv – im EHF-Cup, im Challenge-Cup und in der Champions League. „Die Zeit war hart und stressig. Aber ich konnte gut vom Handball leben“, berichtet Nestsiarenka, der zur aktuellen Saison in der Rheinlandliga bei der MJC Trier angeheuert hat.

Über seine Frau, eine gebürtige Litauerin mit deutschem Pass, bekam Nestsiarenka ein fünf Jahre gültiges Arbeitsvisum in Deutschland. Er arbeitet als Kellner in einer Trierer Pizzeria. „Als ich nach Deutschland kam, hatte ich vom Handball erstmal die Nase voll. Doch mit der Zeit kribbelte es wieder. Jetzt betreibe ich den Sport als Hobby“, sagt Nestsiarenka, den der TV vor einem Training in der Kabine in der Wolfsberghalle traf. Die Vergangenheit schüttelt er nicht ab – fürs MJC-Training schlüpft der Zwei-Meter-Hüne gerne noch in die alten Klamotten von Dinamo Minsk.

Durch Zufall kam der Ex-Profi, der halb links oder am Kreis spielt, zur MJC: „Ein Freund von mir hatte geschäftlich mit MJC-Trainer Alex Kuhfeld zu tun, der bei der Sparkasse arbeitet. Sie unterhielten sich über mich.“ Und Kuhfeld erinnerte sich: „Mensch, da war doch was…!“

Vor ein paar Jahren hatte sich der aktuelle MJC-Trainer schon einmal mit Nestsiarenka beschäftigt. Kuhfeld spielte seinerzeit bei der HSG Wittlich, Coach damals war Igor Domaschenko. „Ich hatte damals ein Youtube-Video mit guten Szenen von Yauhen gesehen. Wir standen kurz davor, ihn nach Wittlich zu holen“, berichtet Kuhfeld.

Nun klappte es – bei der MJC. „Ich habe Yauhen wöchentlich genervt. Dann kam er endlich zum Training.“ Nestsiarenka musste vorspielen – trotz seiner internationalen Erfahrung. Kuhfeld: „Yauhen hatte drei Jahre lang kein Handball gespielt. Ich wollte sehen, wie seine körperliche Verfassung ist. Schließlich macht im Handball Fitness 70 Prozent aus.“

Nestsiarenka ist noch lange nicht im Besitz voller körperlicher Leistungsfähigkeit – doch in puncto Wurf- und Sprungkraft sehen Spieler und Trainer große Fortschritte. Gleichwohl kam der Weißrusse in dieser Saison erst sporadisch zum Einsatz.  Grund: Job und Handball unter einen Hut zu bringen, ist nicht einfach. Der Sport spielt eben nicht mehr die erste Geige im Leben von Yauhen Nestsiarenka.

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