Motorboot Rennen auf der Mosel: Zwischen Nostalgie und Nano-Technik
Traben-Trarbach · In Traben-Trarbach trifft sich am Wochenende die Weltelite des Rennsports auf dem Wasser.
Männer bäuchlings inmitten tosender Gischt bei Tempo 170 statt „Kröver Nacktarsch“ auf dem Aussichtsdeck der MS Mosel-Prinzessin. Spektakulärer Rennkitzel statt entspannter Weinseligkeit. Fliegende Katamarane statt tuckernde Dampfer. Die nationale und internationale Elite des Motorboot-Rennsports gibt sich am Wochenende ein Stelldichein auf der Mosel vor Traben-Trarbach. Die 37. Auflage der traditionsreichen Veranstaltung bedeutet Nervenkitzel auf einer Strecke von etwa 650 Metern Länge – einem Doppelkurs mit Wendebojen.
Der Rennzirkus auf den Wellen verbindet jahrzehntealte Motorsport-Geschichte mit modernsten Renn-Gegebenheiten. Ein exotischer Motorsport zwischen Nostalgie und Nano-Technik.
Als im Jahr 1959 die ersten Rennboote auf der Mosel fuhren, saßen die Piloten (zumindest halbwegs) aufrecht, um ihre mit weit geringeren Sicherheits-Features als heute ausgerüsteten Rennmaschinen zu bändigen. Inzwischen bestehen die Boote aus leichtem, aber widerstandsfähigem Carbon-Kunststoff, deren Entwickler sich der Nano-Technologie bedienen. Dass die Fahrer, deren Bootstypen beim Erreichen der Höchstgeschwindigkeit von etwa 170 Stundenkilometern nur noch mit ihren Propellern Kontakt zum Wasser haben, einen sogenannten HANS (Kopf- und Nackenschutz) tragen, ist inzwischen selbstverständlich.
Die Rennen werden in der Regel dort entschieden, wo der Pilot sein maritimes Geschoss hinmanövriert hat, wo er aber letztendlich keinen Einfluss mehr auf dessen mitunter eigenwilliges Rodeo-Verhalten hat: auf einem Luftpolster zwischen Wasser und Boot.
Der Mann Im Rennanzug, der flach nahezu mit der Nase auf dem Boden liegt, gewinnt in der Regel keinen Wettbewerb und keine Titel allein. Zu einem erfolgreichen Team gehören mindestens zwei Steghelfer und ein sogenannter Radiomann. Der gibt eventuelle Instruktionen der Rennleitung an den Fahrer weiter.
Die vielen verschiedenen Klassen, in denen um Punkte und Prämien gefahren wird, sagen in der Regel nur Insidern etwas. Die sportliche Qualität der Veranstaltung lässt sich aber aus der Tatsache ableiten, dass viele der arrivierten Starter aus Ost- und Südeuropa anreisen, wo dieser Sport ungeheure Popularität genießt. Um Weltmeisterschafts-Punkte geht es in der sogenannten Klasse GT15. Punkte für die Europameisterschafts-Titel werden in den Klassen FR 1000, Formel 4 und 5 vergeben. Sie unterscheiden sich je nach Hubraum und Leistung des Antriebsaggregates.
Gefahren werden Trainings-, Quali- und Wertungsläufe jeweils am Samstag ab 8 Uhr. Zwischendurch wird die Wettkampf-Strecke immer wieder phasenweise gesperrt, um die Großschifffahrt passieren zu lassen.