Interview: Moritz Krimmer „Mister Zuverlässig“ – Das ist der Neue bei den Trierer Gladiators

Trier · Gladiators-Neuzugang Moritz Krimmer hat in den bisherigen Testspielen überzeugt. Was der 23-Jährige von der Mannschaft hält und wie ihm Trier gefällt.

 Moritz Krimmer.

Moritz Krimmer.

Foto: TV/Simon Engelbert

Der sportliche Leiter der Gladiators Trier konnte für die Position des Power Forwards den 23-jährigen Moritz Krimmer zum Wechsel von der Pegnitz an die Mosel überzeugen. Dabei hatte Krimmer eine durchaus erfolgreiche Saison in Nürnberg. In der vergangenen Saison erzielte der junge Mann 9,3 Punkte im Schnitt und stand bei allen 34 Spielen der Falcons auf dem Parkett. Ohne Zweifel hätten die Falcons „Mister Zuverlässig“ Moritz Krimmer auch gerne weiterhin in ihrem Trikot gesehen.

Letztendlich entschied sich Krimmer zu einem Wechsel zu den Gladiators nach Trier und peilt in der neuformierten Mannschaft den nächsten Schritt an. Dass der Wechsel sich für die Gladiators positiv gestaltet, konnten die Fans bereits in den ersten Preseason Games sehen. Der 23-Jährige hat bewiesen, dass er in der Mannschaft von Don Beck eine wichtige Rolle einnehmen kann.

Auch beim großen „Mäushecker Revival“ zeigte sich Krimmer von seiner besten Seite und überzeugte die Trierer Fans mit einem engagierten Auftritt. Auf der anderen Seite konnte Moritz Krimmer erleben, wie begeisterungsfähig das Trierer Basketball-Publikum sein kann. Just an diesem Spieltag feierte Krimmer seinen 23.Geburtstag. Ein schönes Geburtstagsgeschenk machten ihm die Fans, als sie dem Geburtstagskind spontan ein Ständchen sangen. „Das war zusammen mit unserem Sieg eine nette Überraschung und macht mich schon jetzt gespannt auf das erste reguläre Saisonspiel.“

Wir stellen den Neuzugang der Gladiators in einem Gespräch vor.

Mit 17 Jahren bist du von zu Hause ausgezogen und hast einen großen Schritt gewagt, um dir den Traum von einer Basketball-Karriere zu erfüllen. Wie hast du diesen Schritt erlebt und wie hat er dich geprägt?

Moritz Krimmer Das war in der Tat ein großer Schritt. Mir war aber klar, dass ich diesen Weg wählen muss, wenn ich eine Karriere im Basketball haben möchte. Das Angebot der Orange Academy, einem der wohl besten Standorte in Deutschland, was den Jugendbasketball angeht, kam da gerade recht. Ich hab ja in Weingarten gespielt, wo ich den Schritt zum Leistungssport nicht hätte gehen können. Zuerst bin ich von zu Hause aus gependelt und dann in das Internat gezogen. Wenn du gerade 17 Jahre alt bist, ist dieser Schritt nicht unbedingt einfach, aber notwendig. Ich habe im Internat gewohnt und musste meinen Tag außerhalb des Trainings strukturieren und habe es geschafft, dass ich neben dem Basketball auch mein Abitur gemacht habe.

Hast du keine Ambitionen gehabt ins Mutterland des Basketballs in die USA zu wechseln. Viele Spieler gehen ja den Weg zu einem College als Grundlage.

Krimmer Nein die Ambitionen hatte ich nie. Das Training in Ulm war einfach gut und die Spielmöglichkeiten zunächst in der Jugend Basketball Bundesliga, dann in der Regionalliga und etwas später auch beim Bundesligateam in Ulm haben mich überzeugt.

Warum bist du nach Trier gekommen? Hat es dir in Nürnberg nicht gefallen?

Krimmer: Es hat mir in Nürnberg gut gefallen. Ich habe eine gute Saison gespielt und das zusammen mit meinem Kumpel Tim Köpple. Das hat wirklich Spaß gemacht. Doch kurz nach Saisonende hat mich Jacques Schneider kontaktiert und mir einen Wechsel zu den Gladiators nach Trier schmackhaft gemacht. Das Konzept, das mir Jacques vorgestellt hat, hat mich überzeugt. Ich hatte von Kumpels aus Leverkusen schon viel Gutes über ihn gehört. Als dann feststand, dass Don Beck als Headcoach nach Trier kommen wird, war ich dann endgültig überzeugt den Schritt nach Trier zu gehen.

Wie erlebst du deine bisherige neue Mannschaft? Die neuen Trainer?

Krimmer Jetzt nach etwas mehr als einem Monat kann ich nur Positives über meine neue Mannschaft berichten. Wir haben einen tollen Clan aus deutschen Spielern zusammen, die privat gut harmonieren. Auf dem Spielfeld kann und wird das noch deutlich besser werden, davon bin ich überzeugt. Ich habe das Gefühl, dass mittlerweile jeder seine Rolle gefunden hat und auch jeder weiß, was man voneinander erwarten kann. Es werden ja noch weitere Spieler zu uns kommen, die unser Niveau noch steigern werden.

Bisher überzeugt mich unser Trainerteam in jeder Beziehung. Ich finde, dass sich Don Beck und Jacques Schneider hervorragend ergänzen. Don Beck arbeitet sehr viel mit uns im Bereich der Mannschafts­taktik. Jacques ergänzt und legt sehr viel Wert auf die individuelle Technik. Nach dem Motto „vier Augen sehen mehr als zwei“ erhoffe ich mir auch persönlich einen großen Schritt nach vorn. Dass wir jetzt mit Reggie Miller noch einen überaus kompetenten Fitnesstrainer haben, bedeutet noch einen weiteren Schritt für uns alle. Bisher erlebe ich den Gladiators Basketball als sehr professionell.

Welche Erwartungen hast du an die kommende Spielzeit?

Krimmer Wir sind ja noch nicht komplett. Die Spieler, die noch zu uns kommen, werden unser Niveau nochmal deutlich anheben. Natürlich wird das Trainerteam einen großen Anteil dran haben, wie sich die Saison entwickeln wird. Wir vertrauen dem Trainerteam und sind ganz sicher, dass sie das Beste aus den Spielern heraus kitzeln werden.

Erste Eindrücke haben wir in den Testspielen schon erleben dürfen. Die bisherigen Spiele waren aus meiner Sicht ganz o.k. Dass noch nicht alles funktioniert, sollte klar sein. Auch gegen Tübingen waren wir gar nicht so schlecht, wie das recht deutliche Ergebnis es vermuten lässt. Das blöde zweite Viertel hat uns letztlich ein besseres Ergebnis gekostet. Das können wir uns in den Saisonspielen nicht erlauben, wenn wir in der oberen Region der Tabelle mitspielen möchten. Testspiele sind wichtig, das ist keine Frage. Entscheidend wird aber sein, wie wir in die Saison starten. Am 1. Oktober gilt es. Ehrlich gesagt, müssen wir die beiden ersten Spiele gegen Düsseldorf und Vechta erfolgreich gestalten, wenn wir unseren eigenen Ansprüchen gerecht werden sollen. Ich habe schon viel vom Trierer Publikum gehört und auch von der Euphorie erfahren, die die Verpflichtung von Don Beck als Headcoach entfacht hat. Schon beim Testspiel in der alten Halle herrschte eine gute Stimmung bei 350 Zuschauern. Dann sollte doch in der Arena bei hoffentlich mehr als 2000 Fans die Halle beben. Ich freue mich riesig auf unser erstes Spiel dort.

Was sagst du zum Erfolg der Nationalmannschaft?

Krimmer Dazu ist ja wirklich schon alles gesagt. Nicht nur für mich als Basketballer, der diese Sportart liebt, ist der Sieg bei der Weltmeisterschaft einfach unglaublich. Ich hoffe natürlich, wie sicherlich viele Basketballfans, dass der Erfolg dem Basketball in Deutschland einen Schub geben wird. Leider laufen wir immer noch etwas unter dem Radar.

Wo siehst du deine persönlichen Stärken, aber auch deine Schwächen?

Krimmer Über die eigenen Stärken sprechen ist nicht ganz so einfach. Ich habe viel Energie und versuche immer, mein Team mitzureißen. Ich denke, dass mein Drive zum Korb mit der linken Hand recht gut ist, dafür muss das mit der rechten Hand noch besser werden. Mein Wurf muss noch konstanter werden. Um auf das nächste Level zu kommen, muss ich bei der Entscheidungsfindung auf dem Feld noch schneller werden. Ich bin überzeugt, dass mir das Trainerteam dabei helfen wird, diese Schwachstellen zu verbessern.

Wie gefällt dir deine neue Heimat? Was bis du für ein Typ? Noch zu haben?

Krimmer Nach der Großregion um Nürnberg ist Trier gerade zu beschaulich, aber wunderschön. Hier trifft man tatsächlich Leute auf der Straße, die einen nach den wenigen Tagen schon als Gladiator-Spieler erkennen und ein Schwätzchen halten. Meine Freundin lebt und studiert in Erlangen. Zur Zeit absolviert sie ein Praktikum im Trierer Mutterhaus. Das ist für uns beide total schön. Also zur Frage – ich bin glücklich leiert. Wir werden auch in Zukunft versuchen, unsere freie Zeit so oft wie möglich gemeinsam zu verbringen, ob in Erlangen oder in Trier. Je nachdem, was möglich sein wird. Grundsätzlich bin ich ein sehr positiver Mensch. Habe ganz selten schlechte Laune und halte mich für lebenslustig und humorvoll. Die detaillierte Einschätzung überlasse ich gerne meinen Mitmenschen.

Ich habe gelesen, dass du früher auch Tennis gespielt hast. Warum hast du dich für Basketball entschieden?

Krimmer Tatsächlich war ich in jungen Jahren auch ein passabler Tennisspieler. Ich spiele übrigens immer noch sehr gerne und freue mich in den Sommermonaten über eine entspannte Tennisrunde mit meinen alten Kollegen in meiner Heimatstadt Ravensburg. Irgendwann musste ich mich dann zwischen Tennis und Basketball entscheiden. Ich sah eine größere Chance beim Basketball. Mit mehr als zwei Meter Körpergröße ist eine gute Beinarbeit im Tennis nicht gerade einfach. Daher großen Respekt vor Alexander Zverev, der dies gut hin bekommt. Ich habe mich auch für Basketball entschieden, weil ich mir da größere Fortschritte erwartet habe. Außerdem war und ist mir das Teamgefühl sehr wichtig. Beim Tennis ist das ja eher nicht der Fall.

Dann fragen wir noch die beiden Trainer, wie sie Moritz Krimmer einschätzen

Trainer Don Beck ist generell sehr zurückhaltend, wenn es darum geht nach relativ wenigen Trainingseinheiten und den bisherigen Testspielen ein individuelles Urteil über einen Spieler zu fällen. „Testspiele haben einen ganz eigenen Charakter“, so Beck. „Ernst wird es erst, wenn die tatsächliche Saison beginnt.“ Bei aller Zurückhaltung lobt er Moritz Krimmer aber für die Energie, die er auf das Feld bringt und attestiert ihm eine überzeugend und konstante Leistung in allen bisherigen Begegnungen.

Jacques Schneider ergänzt: „Moritz hat uns bisher überzeugt. Er gehört zu den fleißigsten Spielern im Kader und ist bereit, sich zu verbessern. Potenzial sehe ich noch bei seinem Wurf. Hier fehlt noch die Konstanz, aber wir helfen ihm dabei. Seine Fußarbeit ist gut, hier scheint sein Tennisspiel nicht ohne Einfluss gewesen zu sein. Grundsätzlich ist es nicht schlecht, wenn ambitionierte Sportler in der Jugend mehrere Sportarten betreiben. Eine gute Fußarbeit legt die Grundlage in vielen Sportarten. Und die Kombi aus Tennis und Basketball macht offensichtlich Sinn, so wie Moritz es getan hat.“

So nebenbei: Nicht nur Moritz Krimmer hat vor seiner Basketballkarriere Tennis gespielt. Auch Deutschlands Basketball-Ikone Dirk Nowitzki griff in seiner Jugend zum Tennisschläger.