Interview Jan Thielmann Abi, Abstiegskampf, DFB-Auswahl - ein Talent geht seinen Weg

Köln/Föhren · Das ist ärgerlich: Krankheitsbedingt muss der Offensivspieler des 1. FC Köln die erstmalige Nominierung fürs Fußball-U-21-Nationalteam sausen lassen. Wie der 19-Jährige aus Föhren darüber denkt, wie er zuletzt Schule und Relegation gemeistert hat und wie er die Zukunft sieht, verrät er im TV-Interview.

 Jan Thielmann hat sich ins Blickfeld des neuen U-21-Nationaltrainers Antonio Di Salvo gespielt.

Jan Thielmann hat sich ins Blickfeld des neuen U-21-Nationaltrainers Antonio Di Salvo gespielt.

Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Robert Michael

Mit 17 Jahren feierte Jan Thielmann im Dezember 2019 sein Bundesliga-Debüt. Inzwischen sind 44 weitere Partien für den 1. FC Köln im Fußball-Oberhaus hinzugekommen. Nun wurde der Offensivspieler sogar erstmals für die U-21-Nationalmannschaft nominiert, doch das aus Föhren (Kreis Trier-Saarburg) stammende Talent musste seine Teilnahme krankheitsbedingt absagen.

Herr Thielmann, Sie wurden vom neuen Trainer der U-21-Nationalmannschaft, Antonio Di Salvo, für die EM-Qualifikationsspiele eingeladen, mussten die Teilnahme aber absagen. Wie groß ist die Enttäuschung?

Thielmann: Ich habe mich sehr über die Nominierung gefreut. Es ist schade, dass ich jetzt krankheitsbedingt absagen musste. Wenn ich wieder fit bin, werde ich beim FC weiter Gas geben und will gute Leistungen zeigen, damit ich zu den nächsten Länderspielen wieder eingeladen werde.

Im Dezember 2019 haben Sie Ihr Bundesliga-Debüt gegeben. Seither ist viel passiert: die Corona-Unterbrechung, der Klassenerhalt mit dem 1. FC Köln erst in der Relegation. Nun ist Ihre Mannschaft unter dem neuen Trainer Steffen Baumgart brauchbar aus den Startlöchern gekommen. Macht es das für Sie als Spieler leichter?

Thielmann: Leichter ist es eigentlich nicht. Aber wir haben natürlich eine gewisse Lockerheit in der Mannschaft. Das lebt das Trainerteam auch vor. Da ist der Umgang miteinander ganz anders, und man wird von jedem mit einem Lächeln begrüßt. Das ist schön zu sehen. Die vergangene Saison war eine schwierige Phase. Aber auch da sind wir durchgekommen, weil wir die Stimmung immer hochgehalten haben.

Als Sie Ihr Debüt gegeben haben, befand sich der Verein bereits enorm unter Druck und mitten im Abstiegskampf. Hätten Sie sich damals einen leichteren Einstieg in die Bundesliga gewünscht?

Thielmann: Ich glaube, dass man aus schwierigen Phasen immer mehr lernen kann. In leichten Phasen kann man auch mal mitschwimmen.

Mit Steffen Baumgart erleben Sie nun schon ihren dritten Trainer als FC-Profi. Wie sehen Sie Ihre Rolle unter ihm?

Thielmann: Ich bin glücklich, dass ich bisher fast immer von Anfang an gespielt habe und viele Minuten sammeln konnte. Gegen Frankfurt saß ich jetzt das erste Mal auf der Bank, hatte aber auch da meine Rolle, als ich reingekommen bin. Dafür arbeite ich – für möglichst viele Einsätze. Und dadurch, dass wir im Moment zwei fitte Stürmer (Anthony Modeste und Sebastian Andersson, Anm. d. Red.) haben, kann ich auch meine Erfahrungen auf der Achter-Position sammeln.

Die Spielidee von Steffen Baumgart erfordert ein intensives und hohes Anlaufen. Mit Ihrer Dynamik und Schnelligkeit müsste das doch wie auf Sie zugeschnitten sein?

Thielmann: Auf jeden Fall fühle ich mich sehr wohl in dem System. Wenn wir hoch pressen und laufstarke Spieler dafür brauchen, sehe ich mich da in einer guten Rolle. Aber das ist eine Momentaufnahme. Wir müssen schauen, wie es in den nächsten Wochen läuft. Die Gegner werden sich irgendwann darauf einstellen, dass wir so hoch pressen. Auch dann müssen wir Lösungen finden. Darauf wird uns der Trainer entsprechend einstellen.

Von außen nimmt man Steffen Baumgart als sehr lautstarken und emotionalen Trainer wahr. Was zeichnet ihn aus Spielersicht aus?

Thielmann: Er spricht unheimlich viel mit den Spielern. Vor allem mit dem Kapitän und dem Mannschaftsrat, aber auch mit jedem Einzelnen vor, während und nach dem Training. Ich glaube, dass er den Spaß auch selbst nie verliert, auch wenn er mal unzufrieden ist mit einer Einheit. Bei ihm fällt auf dem Platz nie ein abfälliges Wort, er ist immer total motivierend und versucht, uns zu helfen. Deswegen sind wir ihm auch nicht böse, wenn er mal lauter wird.

Neben dem Kampf um den Klassenerhalt stand für Sie während der vergangenen Saison noch etwas Wichtiges auf dem Programm: Sie haben Ihr Abitur geschrieben. Wurde Ihnen das nicht irgendwann zu viel?

Thielmann: Ich habe nie daran gezweifelt. Alle Verantwortlichen haben mich extrem dabei unterstützt, die Schule fertig zu machen. Und darüber bin ich sehr froh – ich habe es geschafft. Über mein Abschneiden brauchen wir aber nicht reden (lacht).

War es schwierig für Sie, den Abstiegskampf in der Schule hinter sich zu lassen und gleichzeitig auf dem Platz Ihre volle Leistung abzurufen?

Thielmann: Das konnte ich gut trennen. Die heiße Abiturphase war tatsächlich zeitgleich zu dem Spiel gegen Schalke (34. Spieltag, Anm. d. Red.) und dem Relegationshinspiel gegen Holstein Kiel. In der Schule war ich vom Kopf her voll da. Auf dem Platz habe ich das dann aber immer abgehakt.

Haben Sie schon Pläne über die Fußballkarriere hinaus? 

Thielmann: Erstmal steht Fußball an erster Stelle. Es ist gut, dass ich mein Abitur durchgezogen habe. Falls mir zu Hause irgendwann doch langweilig werden würde, suche ich mir eine sinnvolle Beschäftigung und könnte mir auch vorstellen, in den nächsten Jahren zu studieren.

Nach zwei Jahren im Abstiegskampf: Was ist für den 1. FC Köln in dieser Saison möglich?

Thielmann: Wir wollen unabhängig von den Ergebnissen unsere Spielweise beibehalten und weiter Gas geben. Dann wird man sehen, wie viele Punkte am Ende rausspringen.

Verfolgen Sie noch, was bei ihrem Ex-Verein Eintracht Trier passiert?

Thielmann: Zu einigen Trainern ist der Kontakt noch da. Ich habe natürlich immer einen Blick darauf, was bei der Eintracht passiert. Aber grundsätzlich liegt mein Fokus auf dem FC.

Das Interview führte Sonja Eich.

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