Kegeln Still und leise: Riol zieht sich aus der Bundesliga zurück

Riol · Die Corona-Krise und ein Ärger mit dem Verband sind ausschlaggebend für den Schritt, der aber nicht das Ende des Vereins bedeutet.

 Großer Einschnitt: Der KSV Riol (in den orange-farbenen Trikots) stellt nächstes Jahr keine Bundesliga-Mannschaft mehr. 

Großer Einschnitt: Der KSV Riol (in den orange-farbenen Trikots) stellt nächstes Jahr keine Bundesliga-Mannschaft mehr. 

Foto: HANS KRAEMER

Still und heimlich verabschiedet sich ein Traditionsverein vorerst von der großen Kegel-Bühne. Der KSV Riol, Deutscher Meister 2018 und darüber hinaus in den vergangenen Jahren fünf Mal Deutscher Vizemeister, zieht sich zur kommenden Saison aus der Beletage der Schere-Kegler zurück.

Schweren Herzens habe sich der Verein zu diesem Schritt entschieden, berichtet Teamchef Anton Krämer auf TV-Anfrage. Vor allem zwei Dinge kommen zusammen.

Da ist laut Krämer zum einen die Corona-Krise. Sie habe dazu geführt, dass der Pächter der Rioler Brunnenschänke, die die Kegelsportanlage beherbergt, die Waffen gestreckt habe. Die Schänke sei momentan dicht – und damit kämen die Kegler nicht auf die Anlage.  „Wir versuchen, in einem Gespräch in Kürze eine Lösung des Problems zu finden“, sagt Anton Krämer.

Um zudem eine Saison in der Bundesliga bestreiten zu können, brauche der KSV monatlich rund 1000 Euro. Fehlen die nötigen Zuwendungen aus dem Gastronomie-Geschäft, werde es eng bis unmöglich. Krämer: „Wir haben zwar auch Sponsoren, aber sie haben es wegen Corona auch nicht leicht. Und an unser kleines finanzielles Polster wollen wir nicht ran.“

Darüber hinaus äußere der KSV mit seinem Rückzug seinen Protest gegen den Deutschen Schere-Keglerbund (DSKB) und die von ihm beschlossene, vorerst aber verschobene Reform des Spiel- und Wertungs-System für die Bundesligen. Ein hochkomplexes Thema, das schon länger unter den Keglern für Aufruhr sorgt. Die Hauptkritikpunkte lauten: zu unattraktiv, nicht zwingend leistungsfördernd, von oben herab verordnet, ohne die Meinungen der Vereine einzuholen. Laut Krämer habe beispielsweise Riols Topspieler Steve Blasen angekündigt, nicht mit und in diesem System spielen zu wollen.

„Mit unserem Rückzug wollen wir dem DSKB zeigen, dass er mit den Vereinen so nicht umgehen kann. Im Schreiben von Rechnungen, wenn ein Statistikfehler im Spielbericht auftaucht, ist er schnell. Aber er ist nicht gewillt, in zentralen Fragen zur Zukunft des Sports die Vereine anzuhören“, kritisiert Krämer.

Das Verschwinden von der Bundesliga-Fläche bedeutet aber nicht das Ende des 1995 gegründeten KSV Riol. Die erste Mannschaft wird laut Krämer in der neuen Saison in der (finanziell bei weitem nicht so aufwendigen) Rheinland-Pfalz-Liga an den Start gehen. Wo gespielt  wird? Der KSV hofft auf die Rückkehr auf seine Heimbahnen. Sollte das nicht möglich sein, müsste nach Ausweich-Spielstätten Ausschau gehalten werden (zum Beispiel in Trier oder Osburg). Da unter den Spielern bewährte Kräfte an Bord blieben (etwa Marjan Leis, Steve Blasen, Martin Hoffmann und Patrick Haan) sei der Zweitliga-Aufstieg das Ziel. Insgesamt werde der KSV mindestens vier Teams für die Saison 2020/21 melden. Krämer: „Personell sind wir weiterhin gut aufgestellt.“

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