EM-Kolumne: So sehe ich das Bitte mehr Professionalität von der Uefa

Was war das für ein denkwürdiger EM-Samstag. Er hat deutlich gemacht, wie schnell der Fußball tatsächlich zu einer Nebensache wird. Ich bin sehr froh, dass der Däne Christian Eriksen nach seinem Zusammenbruch im Spiel gegen Finnland außer Lebensgefahr und augenscheinlich auf gutem Weg der Besserung ist.

 Von  
 Roger Stoffels

Von Roger Stoffels

Foto: TV/privat

Aus Respekt vor ihm und den anderen Spielern habe ich mir die Partie zwischen Dänemark und Finnland bis zum Ende angeschaut, ehe ich zur Partie meiner belgischen Landsleute gegen Russland umgeschaltet habe.

Warum ist Eriksen kollabiert? Darüber lässt sich bislang nur spekulieren. Immer mehr Spiele, immer mehr Druck, die fortschreitende Kommerzialisierung: Es würde mich nicht wundern, wenn die Reaktion von Eriksens Körper eine Begleiterscheinung davon ist, dass die Profis heute immer häufiger ans oder übers Limit gehen müssen. Früher haben Spieler locker bis 35 gespielt, heute ist bei vielen bereits mit 30 Jahren Schluss.

Dass die Partie noch am selben Abend fortgesetzt wurde, kann ich nicht verstehen. Es war nicht der Zeitpunkt, noch an Fußball zu denken. Man hat den Dänen angemerkt, dass sie mit dem Kopf ganz woanders waren. Exemplarisch dafür stand der Fehler von Torwart Kasper Schmeichel beim 0:1 und der schwach getretene Elfmeter von Pierre-Emile Höjbjerg.

In dieser Situation hätte ich mir mehr Professionalität von der Europäischen Fußball-Union Uefa gewünscht – im Sinne eines größeren Einfühlungsvermögens in die emotionale Lage der Spieler.

Aufgrund der Vorkommnisse konnte ich mich über den 3:0-Sieg meiner Belgier gegen Russland nicht wirklich freuen. Auch gibt die Partie noch keinen Hinweis, ob die Mannschaft tatsächlich titelreif ist. Dazu hat mit Kevin De Bruyne ein sehr wichtiger Spieler noch gefehlt. Und Gegner Russland hatte nicht die Klasse wie beispielsweise Frankreich oder Deutschland.

Vom Europameister bis zum Kreisliga-Trainer: In unserer EM-Kolumne äußern sich verschiedene Fußball-Akteure zu aktuellen Themen rund um das Kontinentalturnier. Der 58-jährige Roger Stoffels aus Büllingen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens war einst Trainer der SG Schneifel und Assistenz-Coach unter Wolfgang Frank bei der KAS Eupen. Aktuell coacht er den Eifeler A-Ligisten SG Prümer Land.

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