Die besondere Sportgeschichte von Jörg Peters aus Stadtkyll Stammzellenspende, Marathon – und eine besondere Medaille

Stadtkyll · Ganz schön aufregend: Nicole und Jörg Peters aus der Eifel haben einst während des Las-Vegas-Marathons geheiratet und gemeinsam die sechs wichtigsten Marathons der Welt absolviert. ,Zwischendurch‘ hat Jörg Peters dann auch noch ein Leben gerettet.

  Nicole und Jörg Peters haben alle sechs Marathons der ,World Marathon Majors‘ absolviert. Für Jörg Peters war das eine Herausforderung, da er wenige Wochen vor dem abschließenden Lauf in Tokio eine Stammzellenspende abgegeben hat.

Nicole und Jörg Peters haben alle sechs Marathons der ,World Marathon Majors‘ absolviert. Für Jörg Peters war das eine Herausforderung, da er wenige Wochen vor dem abschließenden Lauf in Tokio eine Stammzellenspende abgegeben hat.

Foto: privat

Spritzen setzen statt Tempo bolzen. Füße still halten statt Kilometer schrubben. Die Vorbereitung auf den Tokio-Marathon verlief für Jörg Peters alles andere als optimal. Drei Wochen lang konnte der passionierte Läufer Ende Januar/Anfang Februar, in der vielleicht wichtigsten Vorbereitungsphase nicht trainieren, um mit Ehefrau Nicole den sechsten und letzten Lauf der World Marathon Majors zu absolvieren. Es war keine Verletzung, die Jörg Peters ausbremste, sondern eine Stammzellenspende (siehe Info). „Marathon war aber erst einmal zweitrangig“, sagt er. Einem an Leukämie erkrankten Menschen eine zweite Lebens-Chance zu verschaffen, war dem aus Stadtkyll (Vulkaneifelkreis) stammenden Läufer wichtiger.

In der Woche vor der Spende musste sich Jörg Peters zwei- bis dreimal täglich selbst eine Injektion setzen, die einen Teil seiner gesunden Stammzellen ins Blut überführte. Die Stammzellenspende erfolgte nicht durch Knochenmark-Entnahme, sondern durch eine sogenannte Apherese, einer Art Blutwäsche, die ambulant über knapp fünf Stunden durchgeführt wurde.

Anschließend hatte Peters weitere zwei Wochen Sportverbot, damit sich alle Organe (beispielsweise vergrößert sich die Milz) wieder anpassen konnten. Für ihn war es keine Frage: „Ich habe keine Millisekunde überlegt, ob ich es mache oder nicht.“ Marathons ist er bereits mehr als 50 gelaufen, aber die Stammzellenspende war einmalig.

Sein Einsatz wurde belohnt: Trotz des Trainingsausfalls lief Jörg Peters in Tokio die Marathondistanz in 3:09:03 Stunden. Wenig später konnte er auch seine Frau Nicole (4:01:03) in die Arme schließen und mit ihr gemeinsam die besondere Medaille für ihren sechsten erfolgreichen Marathon-Majors-Lauf entgegennehmen. Seit 2019 war das Paar bereits in Berlin, London, New York, Chicago und Boston 42,195 Kilometer gelaufen.

Tokio sei krass, was die Disziplin der Teilnehmer angeht, berichtet Jörg Peters: „Zur Startblockeinteilung wurden einfach Schnüre auf den Boden gelegt. Und alle hielten sich daran!“ Ein weiteres Beispiel: „Die letzte Ziffer auf der Startnummer gab den Verpflegungstisch an. Das hat super funktioniert.“ Nicht vergleichbar sei das mit den europäischen oder amerikanischen Rennen gewesen, bei denen die ersten Verpflegungstische gestürmt werden.

Alle sechs Läufe haben ihren besonderen Reiz. „New York ist der Wahnsinn. Man ist mittendrin und fühlt sich etwas besonders“, erzählt Nicole Peters vom weltgrößten Marathon. „Alle Städte leben und zelebrieren den Marathon“, ergänzt ihr Ehemann und blickt auf den ältesten (nicht-olympischen) Lauf: „Wenn man beispielsweise in Boston ankommt, merkt man direkt, die ganze Stadt lebt den Marathon.“

Apropos Laufen und Leben: Geheiratet haben Jörg und Nicole Peter (Mädchenname: Enders) während eines Marathons. „Am 11.11.2018 ging es beim Las-Vegas-Marathon bei Meile vier ab in die Wedding Chapel“, berichtet Jörg Peters. Nach dem Ja-Wort warteten weitere 22 Meilen auf das aus Auw bei Prüm (Nicole) und Stadtkyll (Jörg) stammende Paar, das in weniger als zehn Jahren 50 (Nicole) beziehungsweise 56 (Jörg) Marathons gelaufen ist.

Dabei spielte Ausdauersport ursprünglich bei den beiden keine Rolle. „Heinz Reifferscheid und mein Sportlehrer Herbert Ehlen wollten mich immer zur Leichtathletik bringen, aber Langstrecken waren damals nicht meins“, erzählt Jörg Peters. Trainerlegende Reifferscheid und Lauf-Ass Ehlen haben ihn als Jugendlichen nicht vom Fußball weg bekommen. Seine Frau fand erst über eine Betriebssportgruppe in Leverkusen zum Laufen, wohin es die in Auw bei Prüm aufgewachsene Nicole Peters beruflich verschlagen hatte. Als Jugendliche war sie im Musikverein und spielte Saxofon im Orchester des Gymnasiums Prüm. „Laufen hat angefangen mit fünf Kilometern, zusammen mit Kollegen“, erinnert sie sich. Später fand die Chemikerin Spaß an Stadt-Halbmarathonläufen.

Es kam, wie es kommen musste: Marathon! „2014 sind wir unseren ersten Marathon in Dubai gelaufen“, erzählt Nicole Peters. Weshalb ausgerechnet solch ein Hitzelauf? Jörg Peters war zu dieser Zeit für eine Münchener Firma, zu der er nach der Ausbildung bei der VG Obere Kyll gewechselt war, für Wasseraufbereitung im Nahen Osten zuständig. Es war der Beginn einer Liebe – nicht nur zum Marathon, sondern auch zu den Reisen dorthin.

Die Läufe werden immer mit Urlaub verbunden. Ob am Toten Meer, beim Beer-Lovers-Marathon in Lüttich oder den sechs Marathon-Major-Rennen – fast überall auf der Welt sind die Peters bereits gelaufen.

Ein Vorbild: Johann Leuther, genannt Larry. Der Läufer von der LG Pronsfeld-Lünebach feierte vor fünf Jahren seinen 1000. Laufstart und seinen 100. Insellauf. Genauso wie Larry sind Nicole und Jörg Peters, die mittlerweile in Köln wohnen, auch weiterhin in ihrer Heimatregion am Start.

Läufer aus Stadtkyll spendet Stammzellen und läuft Marathon
Foto: privat

Ihren nächsten Start haben sie bei der deutschen Halbmarathon-Meisterschaft geplant. Aber danach geht es wieder in große weite Marathon-Welt – und zwar ein weiteres Mal nach Boston.

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