Spochtipedia Tanzsport mit Tradition: Musik, Marsch, Majoretten

Trier-Quint · Eine Sportart, kein Puppenspiel! Eine ungewöhnliche Kombination zeichnet den Tanzsport der Majoretten aus.

 Hier tanzt sich eine italienische Majorette-Gruppe an Neujahr 2015 durch die Straßen von London. Im Majorette-Tanzen werden auch Europameisterschaften ausgetragen.

Hier tanzt sich eine italienische Majorette-Gruppe an Neujahr 2015 durch die Straßen von London. Im Majorette-Tanzen werden auch Europameisterschaften ausgetragen.

Foto: picture alliance / dpa/Hannah Mckay

Eher selten werden Stäbe, Lichteffekte, Akrobatik, Gymnastik und Tanz in eine Choreographie zusammengefügt. „Viele kennen den Majorettentanz nicht und denken eher an ein Puppenspiel, an Marionetten. Auch ich bringe Puppen zum Tanzen, aber ganz anders“, so verspricht es Sabrina Prinz. Sie ist Majorettentrainerin im Bürger- und Kulturverein Bausch 1999 im Trierer Stadtteil Quint. Andere denken spontan an Karneval, an Fanfarenzüge. Aber Majorettentanz ist mehr als das.

Der Sport ist speziell, reizvoll. Der Majorettentanz ist eine traditionelle Tanzsportart, die nicht nur bei der älteren Generation auf große Begeisterung stößt. Sabrina Prinz war selbst langjährige Tänzerin und möchte diesen Sport in den jungen Generationen aufleben lassen. Der Verein ist der einzige in Trier, der ihn in dieser Form - auch losgelöst vom Karneval –  anbietet.

Was ist der Majorettentanz? Das Außergewöhnliche an der Sportart ist die Kombination von Tanz, Akrobatik, Gymnastik und dem Baton, einem 12 Millimeter dicken Stab. Es wird eine Choreographie mit verschiedenen Tanzschritte einstudiert, die mit schnellen Kunststücken des Batons ergänzt wird. Er wird geschleudert, hochgeworfen und nach kurzen, zwischenzeitlichen Akrobatikübungen wieder aufgefangen. Um die schnellen Drehungen und Ausführungen des Batons noch besser zu erkennen, werden oft Leuchtstäbe benutzt, sie bieten eine bunte Tanz- und Lichtershow. Es sieht einfach und fließend aus, nimmt man jedoch einmal den Baton in die Hand und versucht ihn in der Hand zu drehen, merkt man, wie schwer es eigentlich ist.

Die Herausforderung  Zahlreiche Bewegungen und Tricks mit dem Baton fließen in den Tanz ein, wobei vor allem die Hand- und Fußmotorik herausgefordert wird. Das Entscheidende an der Tanzart sind die einzelnen Batonübungen, die schwierig einzuüben sind. Der dünne und leichte Stab dreht sich schnell. Rasch verliert man die Kontrolle über ihn, er gleitet aus den Fingern, schlägt gegen den eigenen Körper, und schon fällt er auf den Boden. Damit das nicht passiert, müssen die einzelnen Fingerbewegungen so aufeinander abgestimmt sein, dass sie zwar einen sicheren Halt gewährleisten, aber trotzdem Platz zur Bewegung des Stabs lassen.

Das Training: Da man viele Einzelheiten beim Majorettentanz beachten und koordinieren muss, führt Sabrina Prinz die 22 Mitglieder Schritt für Schritt an die Vielfalt des Tanzes heran. Der TV hat das Training der Majoretten Minis besucht, die erst seit sieben Monaten trainieren. In dieser Gruppe sind Tänzerinnen ab sechs Jahren, sie präsentieren eine Choreographie. Da der Umgang mit dem Baton für sie noch zu schwierig ist, lernen die Majoretten Minis zunächst mit Pompons, ihre Füße und Hände aufeinander abzustimmen.

Mit Spielen, Laufen, Dehnen, Bodenturn- und Stabübungen gestaltet die langjährige Majorettentrainerin und -tänzerin das Training abwechslungsreich. Zusätzlich stehen Sabine Prinz vier weitere junge, erfahrene Tänzerinnen aus der fortgeschrittenen Gruppe zur Seite. Sie ermöglichen es den Anfängerinnen, individuell bei den Übungen unterstützt zu werden. Es werden kleinere Gruppen gebildet, in denen die erfahrenen Tänzerinnen für ein intensives Dehnen sorgen.

Die Majoretten: Darunter ist auch Franziska Globetans, die 14-jährige Teamkapitän-Stellvertreterin der Fortgeschrittenen-Gruppe. Bevor Sabrina Prinz vor fünf Jahren die erste Majorettentanzguppe gründete, war Franziska diese Sportart nicht bekannt. Sie war von Anfang an dabei. „Es reizte mich, etwas zu machen, was ich noch nicht kannte“, sagt sie. Auch für sie sei es anfangs schwer gewesen, die Elemente zu lernen und diese zu kombinieren, jedoch habe sie diese mit viel Übung schnell beherrscht.

Als stellvertretende Teamkapitänin trifft sie sich mit der Trainerin, um Abläufe für die Auftritte abzusprechen oder Kostüme zusammenzustellen. Was sie jedoch auszeichnet: Sie marschiert bei den Umzügen ganz vorne und gibt der restlichen Tanzgruppe Anweisungen, beispielsweise, welche Tanzschritte oder Batonbewegungen durchgeführt werden sollen.

Das Training ist anspruchsvoll und fordert die jungen Majoretten heraus. Trotzdem machen sie es gerne. „Das Majorettentraining macht mir Spaß, weil ich eine viel bessere Haltung habe durch das Dehnen. Und ich bin besser in Sport geworden“, sagt eine junge Majorettentänzerin begeistert. Sabrina Prinz hat Erfolg mit ihrem Vorhaben, denn die Anfrage ist groß.

Trainingszeiten und Auftritte: Die Majoretten Minis, im Alter zwischen sechs und elf, üben jeden Mittwoch von 17 bis 18.30 Uhr in der Halle der Kita Christi Himmelfahrt in Trier-Ehrang, sowie jeden Samstag von 13 bis 14.30 Uhr im Fitnessstudio Shape in Quint. Die Zehn- bis Siebzehnjährigen trainieren jeden Montag von 17.30 bis 18.30 ebenfalls in der Kita und jeden zweiten Samstag von 14.bis 15 Uhr im Fitnessstudio.

Wo kann man die Tanzkünste der Majoretten sehen? Am 5. Mai ist auf dem Straßenfest in Trier-Ehrang eine bunte Tanz- und Lichter­show geplant. Außerdem hoffen sie auf einen Aufritt am Trierer Altstadtfest und bei „Trier spielt“.

Vereine: Sabrina Prinz ist es bisher gelungen, den Traditionssport wieder aufleben zu lassen. Dass die Sportart nicht mehr so oft vertreten ist, zeigt die Anzahl der Vereine, die den Majorettentanz anbieten. Die Tanzgruppen von Sabrina Prinz sind in Trier die Einzigen dieser Art. Da es auch nur noch wenige Trainerinnern in der Umgebung gibt, trainiert sie zusätzlich beim Verein SKV Trierweiler den Majorettentanz. Ansonsten gibt es im Raum Trier-Saarburg unter anderem noch weitere Majoretten in Langsur.

 Der Baton gehört für die Majoretten (wie hier in Trier-Quint) dazu.

Der Baton gehört für die Majoretten (wie hier in Trier-Quint) dazu.

Foto: TV/Pauline Leis
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