Fußball Wenn der Assistent die Fahne hebt ...

Mehring · Sie waren auf dem besten Weg, binnen acht Tagen zum zweiten Mal einen Spitzenreiter der Rheinlandliga zu besiegen. Nach starker erster Hälfte brachten dann aber zwei Platzverweise die Fußballer des SV Mehring aus dem Konzept. Am Ende mussten sie  eine bittere 2:3-Niederlage gegen den TuS Kirchberg quittieren.

 Als Simon Monzel (links, hier im Duell mit Roman Bär) kurz nach der Halbzeitpause mit Gelb-Rot vom Platz musste, nahm das Unheil für Mehring seinen Lauf. Wenig später wurde sogar nur noch Neun gegen Zehn gespielt.

Als Simon Monzel (links, hier im Duell mit Roman Bär) kurz nach der Halbzeitpause mit Gelb-Rot vom Platz musste, nahm das Unheil für Mehring seinen Lauf. Wenig später wurde sogar nur noch Neun gegen Zehn gespielt.

Foto: Hans Krämer/HANS-KRAEMER

Simon Monzel konnte es nicht fassen: Gerade einmal sieben Minuten waren im zweiten Durchgang gespielt, und sein SV Mehring führte nach bis dahin starkem Spiel verdient mit 2:0, da musste der defensive Mittelfeldspieler der Gastgeber bereits vom Platz. Sein beherztes Einsteigen gegen Kirchbergs Roman Bär – Monzel traf mit einem Ausfallschritt vor allem den Ball – wertete Schiedsrichter Alexander Mroß als gelbwürdig. Da der Mehringer schon verwarnt war, machte das in Summe Gelb-Rot. Eine ganz harte Entscheidung des Unparteiischen, der acht Minuten später noch mehr in den Fokus rückte, genauer gesagt sein Assistent Axel Bach: Dieser hatte etwas abseits des eigentlichen Spielgeschehens das kurze Kopf-an-Kopf-Gerangel zwischen Miles Cornelißen und seines Kirchberger Kontrahenten Süleyman Özer offenbar ganz genau beobachtet, hob seine Fahne und informierte Mroß darüber. Der Schiri zückte wegen unsportlichen Verhaltens jeweils Rot. Auch für Mehrings Trainer Sebastian Dietz war das Strafmaß überzogen: „Da gibst du zweimal Gelb, dann ist die Sache durch.“ Dietz sprach davon, dass man so „das Spiel aus der Hand genommen bekommen hat“.

In Unterzahl und mit nur noch acht Feldspielern wurden die Lücken im Mehringer Team fortan immer größer. Kirchberg, das bis dahin wenig gegen aggressiv agierende und früh störende Moselaner auszurichten hatte, konnte den Gegner nun unter Druck setzen. 62 Minuten waren absolviert, da vollendete Patrick Sehn-Henn eine von Kapitän Jonas Heimer und Artem Sagel initiierte Kombination zum 2:1-Anschlusstreffer. Mehring stemmte sich gegen weitere Treffer, mal packte Schlussmann Philipp Basquit beherzt zu, mal warf sich ein Abwehrspieler dazwischen, mal hatte der Tabellenvorletzte auch Glück, wie in der 78. Minute: Der im zweiten Durchgang permanent antreibende TuS-Spielführer Heimer traf per Fernschuss nur das Lattenkreuz. Neun Minuten vor Schluss dribbelte sich Heimer dann filigran durchs halbe Mehringer Mittelfeld. Der eingewechselte Leon Görgen kam nach Vorlage von Henn an den Ball und glich mit einem platzierten Schuss ins lange Eck aus. TuS-Trainer Patrick Joerg hatte mit der Einwechslung von Görgen ein glückliches Händchen gehabt: So bediente der erst in der 74. Minute eingewechselte Akteur per Pass in die Tiefe auch noch Tim Müller, der dann cool an Basquit vorbei zum 3:2 für die Gäste abschloss (85.).

„Die zwei Roten Karten waren für uns der Hallo-Wach-Effekt. Danach haben wir die Nerven behalten. Wir haben es in Überzahl geschafft, über die Breite zu spielen“, sagte Kirchbergs Coach in seiner Analyse. Joerg wusste aber auch: „Wir haben in der ersten Halbzeit sehr schlecht agiert, waren schläfrig und lethargisch.“ Das freilich lag auch an den Mehringern. Mit dem jüngsten 1:0 in Tarforst im Rücken hatten sie sehr selbstbewusst und mit Pressing weit in der Kirchberger Hälfte losgelegt. Ein Ballgewinn von Angreifer Soumah Alkaly Morlaye gegen Heimer ebnete Johannes Diederich den Weg, um aus 25 Metern zentraler Position draufzuhalten und mit einem sehenswerten Schuss zum 1:0 zu treffen. Kirchberg spielte anfangs viel zu umständlich, hätte aber dennoch fast nach einer Viertelstunde den Ausgleich erzielt. Basquit lenkte den Ball im Duell mit Yannik Kerzan aber noch mit einer großartigen Reaktion an den Pfosten und setzte dann auch noch blitzschnell nach, um endgültig zu retten. Die Kirchberger Behäbigkeit in Durchgang eins wurde auch in der 36. Minute deutlich. Hier bediente Diederich per Steilpass Morlaye, der sich an der Torauslinie gekonnt durchsetzte und dann TuS-Torwart Marc Reifenschneider mit einem Schuss ins kurze Eck schlecht aussehen ließ.

„Wenn wir Elf gegen Elf spielen, gehen wir als Sieger vom Platz“, war sich Sebastian Dietz hinterher sicher. Vor dem Gastspiel am kommenden Samstag bei der SG Schneifel-Auw gelte es nun, „die Jungs aufzumuntern. Schließlich war das eine super Leistung von uns“. Auch sein Gegenüber Joerg war durchaus beeindruckt vom Auftreten der abstiegsgefährdeten Gastgeber: „Kompliment an Mehring: Wenn sie mit dieser Energie weiterspielen, werden sie sicher ihre Punkte holen. Sie sind im Abstiegskampf und haben es begriffen.“

Mit Simon Monzel und Miles Cornelißen werden den Mehringern aber in jedem Fall zunächst zwei wertvolle Kräfte gesperrt fehlen.

SV Mehring – TuS Kirchberg 2:3 (2:0)

Mehring: Basquit – Hoffmann, A. Dietz, Schömann, Cornelißen – Monzel, Diederich – Karakostas, Dick (55. Mennicke), Witz (80. Stadtfeld) – Morlaye (75. Schütz).

Kirchberg: M. Reifenschneider – Özer, Müller, T. Reifenschneider, Weber (62. Resch) – Heimer (86. Zirwes), Kerzan, Bär, Sagel – Sehn-Henn, Wilki (74. Görgen).

Schiedsrichter: Alexander Mroß (Niederfell)

Zuschauer: 175

Tore: 1:0 Diederich (6.), Morlaye (36.), 2:1 Sehn-Henn (62.), 2:2 Görgen (81.), 2:3 Müller (85.)

Bes. Vork.: Gelb-Rot: Monzel (Mehring, Foulspiel, 52.), Rot: Cornelißen (Mehring, 60.), Özer (Kirchberg, 60, jeweils wegen Unsportlichkeit)

Videointerviews mit den Trainern Sebastian Dietz und Philipp Basquit (SV Mehring) sowie Kirchbergs Coach Patrick Joerg finden Sie unter
www.fupa.net/volksfreund

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