TV-Serie „Sooo ein Tag“ Als die Kegelwelt zu Gast im Hunsrück war

Morbach · Mit der neuen TV-Serie „Sooo ein Tag“ blicken wir auf besondere sportliche Veranstaltungen in der Region zurück. Los geht’s mit der Kegel-Weltmeisterschaft in Morbach, zu der sogar Südamerikaner anreisten. Dabei machte der Veranstalter trotz fehlenden Verbandszuschusses und bei freiem Eintritt noch ein finanzielles Plus.

Alle zwei Jahre ermitteln die Sportkegler auf Scherebahnen ihre Weltmeister. Die Titelkämpfe 2015 hatte der Weltverband NBS zunächst an Taiwan vergeben. Die Asiaten schafften es allerdings nicht, alle Vorgaben rechtzeitig zu erfüllen. Deshalb erhielt der Deutsche Scherekeglerbund (DSKB) kurzfristig den Zuschlag. Das Rennen unter den Bewerbern machte schließlich der KSV Haardtkopf Morbach; die Hunsrücker sprangen als Ausrichter in die Bresche.

Und so kam es, dass die Sportkegler 2015 nicht nach Taiwan reisten, sondern im Hunsrück in der Baldenauhalle in Morbach Station machten. Insgesamt gingen vom 22. bis 30. Mai rund 70 Aktive aus sieben Nationen auf der Acht-Bahn-Anlage der Haardtkopf-Kegler an den Start. Die weiteste Anreise hatten die Teilnehmer aus Brasilien und Argentinien, weiter waren Sportler aus Belgien, den Niederlanden, Luxemburg, Frankreich und Deutschland vertreten.

Organisation: Während der WM-Vorbereitung stand besonders die damals 73-jährige Morbacherin Heidi Geiter, langjährige Vorsitzende des KSV Haardtkopf, im Mittelpunkt. Bei ihr liefen alle Fäden zusammen. „Uns blieb damals wenig Zeit, alles zu organisieren und vorzubereiten. Aber ich hatte im Organisationsteam gute Leute an meiner Seite. Außerdem hatten wir viele weitere Helfer, die alles getan haben, damit sich die Sportler in Morbach wohlfühlten“, blickt Geiter zurück.

Eröffnet wurde die WM mit einer festlichen Feier, die mit Chören, einer Tanzgruppe, dem Einmarsch der Nationen und Grußworten in der Baldenauhalle gestaltet wurde. Zum Ende der Titelkämpfe fand dort auch eine stimmungsvolle Abschlussfeier statt.

Eine besondere Aufmerksamkeit galt der rund 30-köpfigen Delegation aus Südamerika, die eine fast 12 000 Kilometer lange Anreise auf sich genommen hatte, um an der WM teilnehmen zu können. Heidi Geiter und ihr Team organisierten für die Gruppe den Flughafentransfer, buchten ein Hotel in Morbach und Ferienwohnungen in Hoxel und Riedenburg. Sie kümmerten sich rührend um das leibliche Wohl und standen auch sonst der Gruppe ständig zur Verfügung.

Dass überhaupt Sportkegeln in Südamerika betrieben wird, ist deutschen Auswanderern zu verdanken, darunter viele Hunsrücker. In Argentinien wurde so schon 1885 der erste Kegelverein gegründet. In Brasilien wurden in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen gebrauchte Anlagen aus Deutschland exportiert und vor allem im Süden des Landes wieder aufgebaut.

Sportliches: Das deutsche Team wurde seiner Favoritenrolle gerecht und gewann neun von zwölf Goldmedaillen. Das hatte – wie alle Experten – auch der brasilianische Trainer Silvio Krause vorausgesagt. Die eigenen Chancen hatte er dagegen bereits im Vorfeld als gering eingeschätzt, „obwohl Brasilien 1995 auch schon mal den Weltmeister im Herren-Einzel gestellt hat“. Am Ende zahlte sich für die Brasilianer mit zwei Silber- und vier Bronzemedaillen die weite Anreise aber doch noch aus. Die Argentinier verpassten zwar die Treppchenplätze, genossen es aber, auf den modernen und perfekt gepflegten Bahnen in der Baldenauhalle spielen zu dürfen.

Aus der Region waren sechs Kegler des damaligen Bundesligisten KSV Riol für die Nationalteams aus Luxemburg, Belgien, Brasilien und Deutschland am Start, darunter Kai Knobel, der für Deutschland eine Silber- und zwei Bronzemedaillen erkegelte. Der Zweitligist SK Gilzem war in den Teams von Frankreich, Luxemburg und Belgien mit vier Aktiven vertreten und hatte nach den Titelkämpfen wieder einen Weltmeister in seinen Reihen: Pascal Petry (Frankreich) gewann mit seiner Schwester Sarah Gold im Mixed-Paarkampf.

Finanzierung:  Von Verbandsseite erhielt der Morbacher Verein zur WM zwar neue Kugeln für die Bahnanlage, aber eine eigentliche finanzielle Unterstützung gab es nicht. Der Eintritt zu den Wettkämpfen und zu den offiziellen Feiern war trotzdem frei. „Wir wollten viele Besucher in der Halle haben. Ich glaube, das ist uns gut gelungen, denn in der WM-Woche sind schätzungsweise 2500 Zuschauer in die Baldenauhalle gekommen“, erinnert sich Heidi Geiter. Froh waren sie beim KSV Haardtkopf, dass das Werben bei verschiedenen Sponsoren Erfolg hatte. Einnahmen erzielte der Verein auch durch Anzeigen im Programmheft sowie das Catering, so dass am Ende die Arbeit der vielen Helfer der Vereinskasse ein Plus bescherte.

Fazit: Es bleibt die Erinnerung an eine einmalige Veranstaltung in einzigartiger Atmosphäre, die reibungslos ablief, in der nette Freundschaften geschlossen wurden und die von allen Seiten Lob erhielt. Heidi Geiter wurde vom Weltverband für ihre Verdienste die Goldene Ehrennadel verliehen. Landrat Gregor Eibes sprach bei der Abschlussfeier von „tollen Tagen für den Kegelsport“. Allen Helfern, von den Bahnwarten, über die Gastronomie, bis zu den Schreibern, den Bonverkäufern, Köchinnen, Bäckerinnen und Hallensprechern sprach der DSKB seinen großen Dank aus.

 Zahlreiche Besucher schauten sich die WM-Partien in der Baldenauhalle an. Hinter den Kulissen lief alles wie am Schnürchen – dank Organisationsleiterin Heidi Geiter, tatkräftig unterstützt von ihrem Ehemann Bernd (Foto rechts).

Zahlreiche Besucher schauten sich die WM-Partien in der Baldenauhalle an. Hinter den Kulissen lief alles wie am Schnürchen – dank Organisationsleiterin Heidi Geiter, tatkräftig unterstützt von ihrem Ehemann Bernd (Foto rechts).

Foto: Peter Neumeyer
Morbach: Als die Kegelwelt zu Gast im Hunsrück war
Foto: Heidi und Bernd Geiter
 So ein Tag

So ein Tag

Foto: Grafik

„Die Welt war gerne Gast in Morbach“, brachte es Verbands-Pressesprecherin Maike Killadt seinerzeit auf den Punkt.

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