Nationalspieler Robin Koch Von Eintracht Trier zur Fußball-EM ...

Dörbach/Trier · ... so lässt sich – zugegebenermaßen etwas verkürzt – der besondere Werdegang von Nationalspieler Robin Koch nachzeichnen. Wie bewerten Freunde und Weggefährten den Sprung des 24-jährigen Abwehrspielers ins deutsche Turnier-Aufgebot? Der TV hat nachgehört.

 In der Saison 2014/15 jubelte Robin Koch (Zweiter von links) noch mit seinen Kumpels Robin Garnier (Mitte) und Christoph Anton (rechts) im Dress von Eintracht Trier. Der damalige SVE-Trainer Peter Rubeck hatte Koch aus der Jugend in die erste Mannschaft hochgezogen (Bild unten). Heute lauscht Koch den Ansagen von Bundestrainer Joachim Löw (Foto ganz unten).

In der Saison 2014/15 jubelte Robin Koch (Zweiter von links) noch mit seinen Kumpels Robin Garnier (Mitte) und Christoph Anton (rechts) im Dress von Eintracht Trier. Der damalige SVE-Trainer Peter Rubeck hatte Koch aus der Jugend in die erste Mannschaft hochgezogen (Bild unten). Heute lauscht Koch den Ansagen von Bundestrainer Joachim Löw (Foto ganz unten).

Foto: g_sport <g_sport5@volksfreund.de>

Viele Worte braucht Robin Koch nicht, um seine Freude über die Nominierung für den 26-köpfigen EM-Kader der deutschen Fußball-Nationalmannschaft auszudrücken. „Incredibly proud to be back in the @dfb_team squad for the @euro2020“, heißt es auf der Instagram-Seite des 24-jährigen Abwehrspielers, dessen Karriere im Herrenbereich einst bei Eintracht Trier Fahrt aufgenommen hatte.

Er ist also „unglaublich stolz, zurück im DFB-Team und im EM-Kader zu sein“. Hintergrund: Von Anfang Dezember bis Anfang März wurde Koch durch eine Knieverletzung ausgebremst, wodurch er auch die Länderspiele im Frühjahr verpasst hatte. Doch der variable Defensivakteur hat’s geschafft. Die EM-Nominierung ist der vorläufige Höhepunkt seiner bemerkenswerten Karriere.

„Das ist alles unfassbar und eine geile Story“, sagt Simon Berg. Der Vorsitzende des SV Dörbach im Kreis Bernkastel-Wittlich ist seit den Kindertagen mit Robin Koch befreundet. „Wir haben nach seiner Nominierung miteinander telefoniert und dabei auch zurückgeblickt. Auf die Zeiten, als wir zusammen auf dem Bolzplatz gekickt haben. Als wir gemeinsam in der Jugend des SV Dörbach gespielt haben. Und als Robin vor ein paar Jahren noch für Trier und den 1. FC Kaiserslautern II in der Regionalliga aktiv war. Er war in keinem Nachwuchsleistungszentrum und hat nach der Schule eine Ausbildung gemacht. Solch einen Werdegang sieht man bei Top-Fußballern heute fast nicht mehr“, sagt Berg.

Er hebt Kochs Ehrgeiz hervor. „Während seiner jüngsten Verletzung hat er viele Extra-Schichten gemacht. Wenn es einer verdient hat, dann er. Ich gönne ihm die EM-Nominierung von ganzem Herzen“, sagt Berg, der Koch im September des vergangenen Jahres nach dessen Wechsel vom SC Freiburg zu Leeds United in England besucht hat. Aus speziellem Anlass.

Nationalspieler Robin Koch: Von Eintracht Trier zur Fußball-EM ...
Foto: TV/Sebastian Schwarz

Berg hat das Auto seines Kumpels aus Deutschland nach England überführt: „Ich habe es in Freiburg abgeholt und bin nach Leeds gefahren. Per Fähre ging’s von Rotterdam nach Hull. Den Linksverkehr in England war ich nicht gewohnt. Ich war froh, dass es von Hull nach Leeds nur eine Stunde Fahrzeit war.“

Koch lebte zwischen 2003 und 2015 in der Region Trier. Mit den Eltern zog er seinerzeit nach Dörbach – Papa Harry Koch war 2003 vom FCK zu Eintracht Trier gewechselt. Koch junior spielte bis 2009 beim SV Dörbach und wechselte dann in die Jugend von Eintracht Trier, wo er 2014 den Sprung in die erste Mannschaft packte. Sein Förderer damals: SVE-Trainer Peter Rubeck. „Wenn ich Robins Weg verfolge, muss ich immer wieder mal innerlich lächeln. Damals hieß es, außer Matti Fiedler habe in der Trierer A-Jugend niemand das Potenzial für höhere Weihen. Dann habe ich dort Robin gesehen und gefragt: ,Warum hat er als bester A-Jugendlicher eigentlich noch keinen Vertrag?‘“

Rubeck holte Koch hoch. Nach einem holprigen Auftakt wegen eines Urlaubs startete der Nachwuchsmann bei der Eintracht durch. 2015 ging’s (zurück) nach Kaiserslautern, 2017 nach Freiburg, 2020 nach Leeds in die Premier League. „Für die Region ist das eine tolle Geschichte“, sagt Rubeck zu Kochs EM-Nominierung, an der er nicht wirklich gezweifelt hat: „Er hat bei Trainer Joachim Löw gute Karten.“

Rubeck will dieser Tage seinem Ex-Schützling auch noch per Handy-Nachricht gratulieren: „Ich warte bewusst ein, zwei Tage, da er vorgestern und gestern genug andere Nachrichten bekommen hat.“

Nationalspieler Robin Koch: Von Eintracht Trier zur Fußball-EM ...
Foto: picture alliance/dpa/Christian Charisius

Einer der ersten Gratulanten war Christoph Anton, der via Instagram schrieb „Unfassbar stolz“. In der Saison 2014/15 standen Anton und Koch gemeinsam für die Eintracht auf dem Platz. „Robin Garnier und ich haben es immer ernst gemeint, als wir sagten: Robin Koch kann es bis ganz nach oben schaffen“, freut sich Anton, der noch heute beeindruckt davon ist, wie Koch seinerzeit als 18-Jähriger beim SVE bereits eine enorme Ruhe ausgestrahlt hat. Das sei bis heute eine der großen Stärken des Defensivakteurs: „Ihm ist es egal, ob er vor 20 Zuschauern oder 70 000 Fans spielt.“

Diese Abgeklärtheit Kochs imponiert auch Ex-Mitspieler Robin Garnier: „Er hat ein großes Selbstvertrauen und zeigt keine Spur von Nervosität. Als er in Trier in der ersten Mannschaft debütierte, hatte man den Eindruck, er hat schon 100 Regionalliga-Spiele auf dem Buckel.“

Zur EM hat es Koch nun schon mal geschafft. Wird er auch zu Einsatzzeiten kommen? Vor allem, da mit Mats Hummels ein Platzhirsch zurückgeholt wurde? Garnier ist überzeugt: „Jeder, der nominiert wurde, wird gebraucht. Dass Robin trotz seiner Verletzungspause und fehlenden Spielpraxis in den Kader berufen wurde, zeigt, welche unfassbare Wertschätzung er bei Trainer Jogi Löw hat.“

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