Wintersport Nordischer Kombinierer baute seine Skisprungschanze selbst

Schüller · Nach dem Zweiten Weltkrieg zwar kaum Sporthallen, aber vielfältig waren in der Eifel die Sportmöglichkeiten trotzdem für alle, die allen Schwierigkeiten trotzen wie Walter Esch. Der DM-Teilnehmer in der Nordischen Kombination vom VfL Jünkerath feiert seinen 90. Geburtstag.

 Walter Esch (rechts) gelang es immer wieder junge Sportler wie Peter Pfeil für den Skilanglauf und auch Skisprung zu begeistern.

Walter Esch (rechts) gelang es immer wieder junge Sportler wie Peter Pfeil für den Skilanglauf und auch Skisprung zu begeistern.

Foto: Archiv Heinz Reifferscheid / VfL Jünkerath

(teu) Wintersport in der Eifel ist in Zeiten des Klimawandels und selbst in Höhenlagen meist grüner statt weißer Winter kaum mehr vorstellbar. Noch weniger, dass es nach dem Zweiten Weltkrieg nicht nur Skiläufer in der Eifel gab, sondern sogar Skispringer, die ihre eigene Sprungschanze bauten. Der wohl erfolgreichste feiert am kommenden Sonntag (15. Mai) seinen 90. Geburtstag: Walter Esch aus Schüller (Vulkaneifelkreis Daun) war Nordischer Kombinierer (Skispringen und Skilanglauf) erfolgreich und hat insofern Eifel-Wintersportgeschichte geschrieben.

In den 1950er und 1960er Jahren gab es sogar Rheinland-Pfalz-Meisterschaften in der Nordischen Kombination. Am Nürburgring gab es eine Skisprungschanze. Auf der sammelte Walter Esch seine ersten Erfahrungen. Es gab Bezirks- und Rheinlandmeisterschaften und Esch sammelte die ersten Titel. 1952 durfte er erstmals an den Deutschen Meisterschaften in der Nordischen Kombination teilnehmen.

Das gab ihm noch einen Schub: Eine eigene Schanze musste her, um zum Training nicht mehr weit fahren zu müssen und auch, um eigene Wettkämpfe ausrichten zu können. Zwei Jahre nach seinem DM-Debüt hatte der gelernte Schreiner und spätere Fahrdienstleiter bei der Deutschen Bahn zusammen mit zahlreichen Helfern zwischen Jünkerath und seinem Wohnort Schüller den Turm für eine 30-Meter-Schanze gezimmert. Die Einweihung der Schanze „In der Schrouw“, einem schmalen Tal zwischen Jünkerath und Schüller, im Winter 1955 muss ein großes Ereignis gewesen sein, wie es in der 100-Jahr-Chronik des VfL Jünkerath heißt. Auch wenn nicht besonders weit gesprungen wurde, aber das halsbrecherisch anmutende Spektakel lockte demnach Zuschauer in Scharen an. In den Folgejahren wurden Bezirks- und Rheinlandmeister gekürt.

Als in den 1960er Jahren einige milde Winter aufeinander folgten und die Bedingungen für den Skisport auch in der Eifel schlecht waren, fiel die Ski-Abteilung des VfL Jünkerath mehr und mehr in sich zusammen. Aber Walter Esch ließ sich nicht demotivieren. Er trainierte für die Nordische Kombination, nahm an Deutschen Eisenbahnermeisterschaften teil und gewann im Februar 1971, im Alter von 39 Jahren, noch einmal den Rheinlandtitel. Dann war endgültig Schluss mit den waghalsigen Sprüngen. Von der Schanze „In der Schrouw“ ist nicht mehr übrig geblieben.

Esch wandte sich verstärkt dem alpinen Skisport und anderen Sportarten zu. Wie später als Nordischer Kombinierer investierte er viel, um beispielsweise an Radrennen teilzunehmen. Sein Debüt 1949 in Gerolstein bestritt er auf einem geliehenen Damenfahrrad. Er kam trotzdem ins Ziel und hatte Blut geleckt. Er jobbte auf dem Bau und kellnerte, um sich ein richtiges Rennrad leisten zu können. Damit startete er einige Jahre lang für den Euskirchener Radsportclub beispielsweise beim Klassiker Köln-Schuld-Köln (später Köln-Schuld-Frechen).

 Unter abenteuerlichen Bedingugnen betrieb Walter Esch vom VfL Jünkerath nach dem Zweiten Weltkrieg in der Eifel Skisprung und Nordische Kombination.

Unter abenteuerlichen Bedingugnen betrieb Walter Esch vom VfL Jünkerath nach dem Zweiten Weltkrieg in der Eifel Skisprung und Nordische Kombination.

Foto: Archiv Heinz Reifferscheid / VfL Jünkerath
 Zwischen Jünkerath und Schüller zimmerte Walter Esch in den 1950er Jahren eine Skisprungschanze zusammen, um wohnortnah trainieren und Wettkämpfe austragen zu können.

Zwischen Jünkerath und Schüller zimmerte Walter Esch in den 1950er Jahren eine Skisprungschanze zusammen, um wohnortnah trainieren und Wettkämpfe austragen zu können.

Foto: Archiv Heinz Reifferscheid / VfL Jünkerath

Nach Beendigung seiner Karriere in der Nordischen Kombination spielte Esch bei den Alten Herren der Sportfreunde Gönnersdorf Fußball, kegelte und wurde zum Jünkerather Schützenkönig. Zusammen mit seinen Fähigkeiten im Skilanglauf wäre er ein guter Biathlet geworden. Doch diese Wintersportart wurde in Deutschland erst in den 1990er Jahren richtig populär.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort