Nürburgring-Langstreckenmeisterschaft Sponsorensuche der Fahrer: Das Rennen vor den Rennen

Nürburgring · Ende März beginnt auf der Nordschleife die neue Saison. Für die Piloten geht es aber jetzt schon um die Wurst – bei der Akquise von Geldgebern. Das ist ein hartes Geschäft, wie das Beispiel von Rudi Adams aus Nohn in der Vulkaneifel zeigt.

 Sein Wort hat Gewicht: Rudi Adams (rechts) ist einer der erfahrensten Piloten auf der Nürburgring-Nordschleife.

Sein Wort hat Gewicht: Rudi Adams (rechts) ist einer der erfahrensten Piloten auf der Nürburgring-Nordschleife.

Foto: TV/Jürgen C. Braun

Auf der Nordschleife des Nürburgrings dominieren momentan statt Rennwagen die Bagger und Baumaschinen. Die Asphalt-Oberfläche der rund 23 Kilometer langen Strecke wird an vielen Stellen für den Saisonbeginn der Nürburgring-Langstreckenserie (NLS) erneuert. Dass momentan keine Renner zwischen Hatzenbach und Galgenkopf unterwegs sind, bedeutet aber nicht, dass die Piloten auf der faulen Haut liegen. Vor allem für die vielen Privatfahrer ist jetzt eine entscheidende, aber auch schwierige Zeit.

Es geht an die Sponsorensuche. Endet sie erfolglos, würde die komplette Saison ins Wasser fallen.

Das Beispiel von Rudi Adams, einem der erfahrensten Nordschleifen-Kenner, zeigt, wie zäh diese Akquise sein kann. „Die Suche nach Geldgebern war noch nie so schwierig wie im Moment“, schildert der Reifenfachmann aus Nohn in der Nähe des Nürburgrings im TV-Gespräch die Lage. Er weiß, wovon er spricht. Schon als 13-Jähriger begann er mit Motocross, sammelte bis 1991 deutsche Meistertitel und eine Vize-Europameisterschaft. 1995 fuhr er sein erstes 24-Stunden-Rennen in der „Grünen Hölle“. Seit 2001 fährt der Mann aus der Vulkaneifel stets die komplette VLN-Saison (heute NLS).

Nun strebt er seine 22. Saison in der weltweit größten Motorsportserie dieser Art mit neun Rennen über vier oder sechs Stunden an. Adams ist ausgesprochener BMW-Experte, er war im McLaren in einem potenziellen Gesamtsieger-Auto unterwegs. Mehr an Erfahrung in Renn-Situationen unter verschiedensten extremen Witterungsbedingungen in mehr als zwei Jahrzehnten geht nicht. Und dennoch wird es angesichts der Umstände für semiprofessionelle Piloten seiner Art immer schwieriger, ein Budget für eine komplette Saison aufzubauen und sich einen Platz in einem Auto mit Perspektiven in der kommenden NLS-Saison zu sichern.

Dabei setzt er alle Hebel in Bewegung und schildert seine Bemühungen: „Die Ansprache an die Firmen wird von einem jungen Mann übernommen, der selbst Unternehmer ist und sehr viele Kontakte zu Firmen aus unterschiedlichen Bereichen pflegt. Wir haben unser Augenmerk auf die Firmen gerichtet, die Kundenakquise am Nürburgring betreiben möchten. Außer Werbung und Medienpräsenz wollen wir bei den Rennen dem Sponsor auch einen Kundenprofit verschaffen.“ Angesprochen werden in der Regel Bau- oder Fuhrunternehmen aus der Region,  Baumärkte, Lebensmittelmärkte, IT-Spezialisten, Autovermietungen oder  Waschstraßenbetreiber. Adams: „Die Nähe und das Bekenntnis zum Nürburgring sind uns wichtig.“

Das größte Problem: „Wir bekommen immer öfter zu hören, Motorsport-Sponsoring sei in Zeiten wie diesen, wo alle in der Region sparen müssten, nicht oder kaum noch vermittelbar.“

In Zeiten von Klimawandel und Erderwärmung tun sich laut Adams viele Unternehmen im Moment schwer damit, in das Sponsoring-Geschäft im Motorsport einzusteigen. Dabei sei das Publikumsinteresse an der Serie nach wie vor riesig: „Die Leute wollen wieder an die Strecke, alle hoffen darauf, dass die Einschränkungen durch Corona endlich zu Ende gehen.“

Adams möchte vor allem seine Erfahrungen nicht nur als Pilot, sondern auch im Umgang und im Verständnis mit der Technik weitergeben. „Ein Auto abzustimmen – das muss man lernen. Entscheidungen zu treffen, wann welcher Reifen gut ist, das kann man nicht nur den Ingenieuren überlassen.“ Seinen „großen Schatz an Erfahrungen“ wolle er gerne weitergeben in einem Team, das „dieses Potenzial entsprechend einsetzt“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort