55 Jahre Racing Team Trier Von der Carrera-Bahn bis zur Bergrenn-EM und Rallye-WM

TRIER · Der Verein feiert Geburtstag. Wie zwei Top-Motorsport-Ereignisse die bisherige Club-Geschichte geprägt haben – und welches Thema jetzt ganz oben steht.

Ein Höhepunkt der Trierer Sportgeschichte waren die Läufe zur Rallye-Weltmeisterschaft, an denen das Racing Team Trier großen Anteil hatte. Hier ein Foto vom Start im Jahr 2016.

Ein Höhepunkt der Trierer Sportgeschichte waren die Läufe zur Rallye-Weltmeisterschaft, an denen das Racing Team Trier großen Anteil hatte. Hier ein Foto vom Start im Jahr 2016.

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Am Anfang traten ein paar Jungs in einer Trierer Fahrschule an der Carrera-Bahn gegeneinander an. Es gab Kurse für den Mopedführerschein oder in Sachen Pannenhilfe. Ein paar Jahrzehnte später wurde aus diesem Zusammenschluss einer der wichtigsten Motorsportveranstalter in der Großregion – mit Europameisterschaftsläufen im Bergrennen oder dem Rallye-WM-Lauf. Daran konnte vor 55 Jahren noch niemand denken, als das Racing Team Trier (RTT) gegründet wurde.

„Wir waren Exoten in der Trierer Vereinslandschaft. Viele dachten, da gründen ein paar hemmungslose Raser einen Rennclub. Aber das Racing Team war alles andere als das, schon früh haben wir uns um Breitensport und Jugendarbeit gekümmert“, blickt Manfred Kronenburg zurück. Der 74-Jährige aus Trier-Süd, langjähriger Leiter der Bußgeldstelle beim Polizeipräsidium Trier, ist seit 1976 Vorsitzender des RTT – und prägt seither die Geschichte des Motorsports in Deutschlands ältester Stadt mit.

Nach „Fahrten um den Kirchturm“, sogenannten Orientierungsfahrten, und einigen Slalomveranstaltungen auf dem ehemaligen Romika-Gelände kam 1971 noch unter dem damaligen Vorsitzenden Norbert Bauer die Idee auf, die für viele Jahre die Vereinsgeschichte prägen sollte – die Premiere des Trierer Bergrennens. Wobei Trier nicht ganz stimmt, denn es ging immer auf der sagenumwobenen Kreisstraße 82 zwischen Fell und Thomm im vorderen Hochwald nach oben.

„Als wir begannen, gab es in Deutschland noch über 40 Bergrennen, alleine in der Region Trier wurde in Wolsfeld, Piesport, Wittlich oder Niederstadtfeld gefahren“, sagt Kronenburg, der über viele Jahre auch der Organisationsleiter des Trierer Rennens war.

Das Ende einer Ära: 2011 veranstaltete das Racing Team Trier das 40. und letzte Trierer Bergrennen auf der Kreisstraße 82 zwischen Fell und Thomm.

Das Ende einer Ära: 2011 veranstaltete das Racing Team Trier das 40. und letzte Trierer Bergrennen auf der Kreisstraße 82 zwischen Fell und Thomm.

Foto: Manfred Kronenburg/Archiv Kronenburg

Aus der „Wald-und-Wiesen-Veranstaltung“ wurde mit der Zeit ein Rennsportklassiker mit breitem Rahmenprogramm, wie dem Berglauf zugunsten der Trierer Sportstiftung, dem Berg-Sprint für Radsportler und dem legendären Promi-Rennen, bei dem regionale Prominenz aus Politik und Wirtschaft im Kampf gegen die Uhr ebenfalls Spenden einfuhren, für Kinder-Organisationen in Trier und im Landkreis Trier-Saarburg. Samstagabends gab es im Festzelt immer ein Showprogramm, und am Sonntagnachmittag erhielt der Sieger immer das goldene Fass des Hauptsponsors Bitburger Am ganzen Rennwochenende konnten die Besucher sich dank der Unterstützung von Steil-Krane aus Trier in die Höhe ziehen lassen, um den Ausblick über die Strecke zu genießen – alle Einnahmen wurden ebenfalls für den guten Zweck gespendet. „Wir haben ein richtiges Event aus dem Rennen gemacht, das war damals völlig neu und innovativ“, sagt Kronenburg.

Nach zehn Jahren hatte sich Trier einen so guten Namen in der Bergrennszene gemacht, dass das Rennen erstmals als Lauf zur Deutschen Meisterschaft gewertet wurde – und schon damals pflegten die Vorstände des RTT gute Kontakte ins Ausland und besuchten viele Rennen, um sich das Know-how anzueignen, um auch Teil der Europa-Bergmeisterschaft zu werden. Durch die Unterstützung von Max Bronner war es 20 Jahre nach dem ersten Bergrennen so weit: 1991 startete die europäische Elite erstmals auf der K82, obwohl die Strecke eigentlich für einen EM-Lauf viel zu kurz war. „Wir haben den Kompromiss gemacht, dass es drei statt zwei Wertungsläufe gab. Dadurch passte die Gesamtstreckenlänge von über fünf Kilometer dann wieder. Durch die gute Kooperation mit der Stadt Trier und dem Kreis Trier-Saarburg wurde die Strecke in Sachen Sicherheit den Erfordernissen der pfeilschnellen Formel-Fahrzeuge angepasst, die von nun an in Trier starteten.“

Während in Deutschland die Zahl der Bergrennen immer weiter zurückging, blühte die Veranstaltung in Trier auf. Sie war viele Jahre lang der einzige deutsche Lauf zur Bergeuropameisterschaft. „Das Vereinsleben drehte sich fast ganzjährig um das Bergrennen, daneben haben wir viele Jahre die Rallye Monte Carlo mit einer großen Gruppe aus dem Verein besucht“, sagt Kronenburg.

Ein Höhepunkt der Vereinsgeschichte: die EBM-Siegerehrung 2006 in Trier mit Manfred Kronenburg (links), Paul Gutjahr und Max Mosley (rechts).

Ein Höhepunkt der Vereinsgeschichte: die EBM-Siegerehrung 2006 in Trier mit Manfred Kronenburg (links), Paul Gutjahr und Max Mosley (rechts).

Foto: Manfred Kronenburg/Archiv Kronenburg

Diese Rallye-Erfahrung sollte sich später noch auszahlen. Denn so kam man in Kontakt mit Armin Kohl vom Nachbarclub MSC Wengerohr und unterstützte die Macher bei der ADAC-Rallye Hunsrück-Eifel. Kohl sollte später Rennleiter beim deutschen Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft rund um Trier werden.

Dank der EM-Bergrennen hatte man schon frühzeitig Kontakt zum Motorsportweltverband Fia – und so wurde das RTT 1995 erstmals mit der Organisation der EBM-Gesamtsiegerehrung betraut, die mit einer großen Gala in der Trierer Europahalle zelebriert wurde. 2006, bei der zweiten EBM-Siegerehrung in Trier, gab sich sogar der damalige Fia-Präsident Max Mosley die Ehre. „Was das Racing Team, die Stadt und der Landkreis hier auf die Beine stellen, ist eine ganz tolle Veranstaltung“, lobte der Brite damals Rennen und Siegerehrung.

Aber 2011 endete die Geschichte des Trierer Bergrennens genau 40 Jahre nach der Premiere – und in diesen 40 Jahren hatte es keinen einzigen wirklich schwerwiegenden Unfall gegeben. Doch beim RTT sah man ein, dass man viele Jahre vielleicht Glück gehabt hatte – und dann aufhören sollte, wenn es am schönsten ist: „Aufgrund von Personalmangel und wegen Sicherheitsgründen haben wir uns entschlossen, aufzuhören. Die Fahrzeuge waren einfach zu schnell für diesen Sport geworden – und es gab bei vielen EM-Rennen in dieser Zeit tödliche Unfälle. So etwas wollten wir nicht erleben“, erinnert Kronenburg an berühmte EBM-Fahrer wie Lionel Regal, Georg Blaza, Otakar Kramsky oder Fabio Danti, die in dieser Zeit ihr Leben auf der Strecke ließen.

Der aktuelle RTT-Vorstand, vorne von links: Manfred Kronenburg, Wolfram Ornau (der scheidende Schatzmeister), hinten von links: Dieter Propson, Thomas Paulus, Marco Kronenburg. Es fehlt der neue Schatzmeister Sebastian Dziallas.

Der aktuelle RTT-Vorstand, vorne von links: Manfred Kronenburg, Wolfram Ornau (der scheidende Schatzmeister), hinten von links: Dieter Propson, Thomas Paulus, Marco Kronenburg. Es fehlt der neue Schatzmeister Sebastian Dziallas.

Foto: Hans Kraemer

Zu diesem Zeitpunkt hatte das RTT aber sein zweites berühmtes Standbein bereits aufgestellt – die Unterstützung der Macher des Rallye-WM-Laufs. Das RTT war für Trier zuständig, das Fahrerlager, das Hauptquartier, die Wertungsläufe rund um Trier und den berühmten Circus Maximus (ab 2007) – jenen spektakulären Innenstadtkurs, der allerdings nicht jedermanns Sache war. 2001 gab es einen Probelauf der Deutschland-Rallye, ab 2002 war die Region Trier für viele Jahre Start- und Zielort des Weltmeisterschaftslaufs. Doch mit der Entscheidung des ADAC, den Start der Rallye zunächst von Trier nach Köln zu verlegen, kam das schleichende Ende des WM-Laufs.

„Die Rallye war ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region, deswegen war es hier für alle unverständlich, warum der ADAC schließlich ins Saarland umzog. Dort hatte man sich schließlich finanziell übernommen, und Deutschland hat seither keinen WM-Lauf mehr“, sagt Kronenburg, der viele Jahre Abschnittsleiter Trier bei der WM war.

Aber auch nach 40 Bergrennen und 14 WM-Läufen lebte das Racing Team Trier weiter – aber anders. „Spaßeshalber könnte man uns als Reise-Team Trier oder Rentner-Team Trier bezeichnen“, sagt Kronenburg. Denn der Club ist immer noch viel unterwegs, speziell werden auch elf Jahre nach dem letzten Bergrennen viele EBM-Gastgeber in ganz Europa besucht. Und das RTT hat die Zeichen der Zeit erkannt, es unterstützte die Stadtwerke Trier dreimal beim Tag der E-Mobilität, der 2023 erneut für klimafreundliche Antriebstechniken werben wird. Auch mit den Gemeinden Fell und Thomm – 40 Jahre lang Gastgeber des Bergrennens – ist das RTT immer noch in regem Austausch.

 Dreimal unterstützte das Racing Team Trier die Stadtwerke beim „Tag der Elektromobilität“, einem neuen Standbein des Vereins.

Dreimal unterstützte das Racing Team Trier die Stadtwerke beim „Tag der Elektromobilität“, einem neuen Standbein des Vereins.

Foto: TV/Carsten Grasmück/SWT

Mit einem verjüngten Vorstand geht das RTT ins 56. Jahr seines Bestehens. Genau wie die Carrera-Bahn gibt es den Verein auch heute noch.

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